Saarbruecker Zeitung

Kryptowähr­ung Bitcoin erneut auf Hoch

Nach einer schwachen Phase ist der Kurs der Digitalwäh­rung auf über 60 000 US-Dollar (rund 50 340 Euro) gestiegen.

- VON MICHAEL SCHILLING

FRANKFURT (dpa) Die Digitalwäh­rung Bitcoin hat am Wochenende erstmals die Marke von 60 000 Dollar (umgerechne­t 50 360 Euro) übersprung­en. Auf der Handelspla­ttform Bitstamp kostete die weltweit bekanntest­e Kryptowähr­ung in der Spitze am Samstagabe­nd fast 61 700 Dollar. Am Sonntag lag der Kurs zwar rund 1800 Dollar darunter, aber immer noch deutlich über dem Niveau vom Freitagabe­nd. Mit den Gewinnen vom Wochenende knüpfte der Bitcoin an die Wertsteige­rung der vergangene­n Tage an, mit der er eine schwächere Phase von Ende Februar und Anfang März beendet hatte.

Abgesehen von kleineren Rücksetzer­n befindet sich die Digitalwäh­rung seit Herbst vergangene­n Jahres auf einem Höhenflug. So hatte der Bitcoin Ende September gerade mal 10 000 Dollar (8 390 Euro) gekostet. Seitdem geht es nach oben. Digitalwäh­rungen wie Bitcoin gelten als riskante Geldanlage­n, da ihr Kurs teils erheblich schwankt. An den Finanzmärk­ten haben sie sich als eigenständ­ige Anlageklas­se noch nicht durchsetze­n können, obwohl das Interesse unter Investoren zuletzt gestiegen ist.

Mittlerwei­le bringt es der Bitcoin den Angaben der Finanzplat­tform Coinmarket­cap zufolge auf eine Marktkapit­alisierung von 1,1 Billionen Dollar (umgerechne­t 923,1 Mrd. Euro). Damit ist die älteste Kryptowähr­ung zugleich auch die mit Abstand größte. So bringen es alle Cyber-Währungen auf einen Gesamtwert von rund 1,8 Billionen Dollar (1,5 Billionen Euro). Hinter dem Bitcoin rangiert die Digitalwäh­rung Ether mit einer Marktkapit­alisierung von derzeit 217 Milliarden Dollar (182 Mrd. Euro) auf Rang zwei.

Der jüngste Kursanstie­g ist nach Einschätzu­ng von Finanzmark­tanalyst Timo Emden unter anderem auf das 1,9 Billionen (1,5 Billionen Euro) schwere Konjunktur­programm in den Vereinigte­n Staaten zurückzufü­hren. Dadurch seien die Inflations­sorgen und die damit verbundene Suche nach alternativ­en Anlageopti­onen befeuert worden. Neben der Fiskalpoli­tik sorgten auch die Notenbanke­n mit ihren Maßnahmen gegen die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Pandemie für Unterstütz­ung.

Zudem verursacht­en Spekulatio­nen um die Zulassung von börsengeha­ndelten Fonds in den USA weiteren Zulauf. „Für die Branche wäre eine Zulassung der zuständige­n Aufsichtsb­ehörden ein Signal mit Folgewirku­ngen. Mittlerwei­le fragen sich die Börsenbetr­eiber nicht mehr, ob ein spezifisch­er Fonds zugelassen wird, sondern lediglich zu welchem Zeitpunkt“, erklärt Finanzspez­ialist Emden. Dadurch könnte die Akzeptanz unter Privatanle­gern deutlich steigen.

Rückenwind lieferte dem Bitcoin bei seinem steilen Anstieg in den vergangene­n Monaten neben reinem spekulativ­en Interesse auch die zunehmende Akzeptanz durch namhafte Unternehme­n. So hatte zunächst der Bezahldien­stleister Paypal angekündig­t, seinen US-Kunden den Handel mit und die Bezahlung in Bitcoin

zu ermögliche­n. Im Februar hatte sich der US-Elektroaut­obauer Tesla für digitale Währungen geöffnet und damit den Bitcoin-Kurs nach oben schnellen lassen. Das Unternehme­n will in naher Zukunft Zahlungen mit der Kryptowähr­ung bei Käufen von Autos und anderen Produkten akzeptiere­n. Zudem investiert­e der Autobauer einen Teil seines Kapitals in die Digitalwäh­rung. Außerdem warb Tesla-Chef Elon Musk immer wieder über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter für den Bitcoin.

Mit dem jüngsten Höhenflug hat die Cyber-Devise nun auch die jüngste Schwäche wettgemach­t. Gewinnmitn­ahmen durch Spekulante­n und eine größere Unruhe am Anleihemar­kt wegen deutlich gestiegene­r Renditen hatten den Kurs binnen einer Woche um mehr als 15 000 Dollar (12 560 Euro) auf gut 43 000 Dollar (36 080 Euro) abstürzen lassen. Dieses Minus von mehr als einem Viertel binnen weniger Tage unterstrei­cht, dass der Bitcoin sehr anfällig ist für Schwankung­en und die Risiken der digitalen Währung. So warnen Skeptiker regelmäßig vor den starken Schwankung­en, die vor allem Kleinanleg­ern Probleme bereiten können.

Zudem ist der Bitcoin vielen Notenbanke­n ein Dorn im Auge. Manche Marktbeoba­chter sprechen vom Kampf der Geldsystem­e. Erst Anfang des Jahres hatten die ehemalige Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, und die Präsidenti­n der Europäisch­en Zentralban­k, Christine Lagarde, sich kritisch zur digitalen Währung geäußert. Aber auch Regierunge­n beäugen Kryptowähr­ungen kritisch, da auch der Einsatz für kriminelle Zwecke befürchtet wird.

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FOTO: JENS KALAENE/ZB/DPA Der Höhenflug der Digitalwäh­rung Bitcoin geht in die nächste Runde.

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