Chaos um Schüler-Tablets in Völklingen komplett
Landesregierung stellt sechs Millionen Euro für mehr Geräte bereit. Dabei sind in Völklingen noch nicht einmal alle von der Stadt bestellten iPads für Grundschüler aus Hartz-IV-Familien ausgeliefert.
Eine Nachricht aus Berlin sorgt offenbar für Verwirrung in Völklingen: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat angekündigt, dass die Jobcenter die Anschaffungskosten von Tablets oder Laptops inklusive Zubehör für Kinder und Jugendliche aus bedürftigen Familien bis 350 Euro übernehmen. Das sorgt für Unsicherheit bei Eltern von Grundschülern in Völklingen. Zumindest berichtet eine Grundschule, die Eltern zögerten jetzt, Ausleihanträge für die Ende Dezember gelieferten iPads der Stadt Völklingen zu stellen – wegen des Angebots der Jobcenter. Heil hatte auf ein Gerichtsurteil in Thüringen reagiert. Das Landessozialgericht hatte im Fall einer Achtklässlerin entschieden, das Jobcenter müsse für das Lernen zuhause die Kosten für einen Computer tragen.
Doch im Saarland gibt es eine besondere Lösung. Das saarländische Bildungsministerium teilte nämlich in einer Presseerklärung am 28. Februar mit, dass es sechs Millionen Euro zur Verfügung stellt, damit die Schulträger weitere 11 500 Tablets und Laptops beschaffen. Die Kommunen, Landkreise und der Regionalverband hatten mit dem Sofort-Ausstattungsprogramm des Bundes und des Saarlandes bereits 12 000 Geräte bestellt, erklärt das Ministerium.
So kamen auch 200 iPads nach Völklingen. Doch in dieser Grundschule ist noch kein einziges Gerät bei den Kindern angekommen. Ein iPad liege dort und sei von den Eltern noch nicht abgeholt worden.
Zu den zusätzlichen Tablets und Laptops erklärt das Bildungsministerium: „Die 11 500 Geräte sollen jetzt der Grundstock für den Aufbau einer digitalen Geräte- und Medienausleihe für das Saarland sein.“Die Schulbuchausleihe werde schrittweise durch die Geräte- und Medienausleihe ersetzt. Bei der Schulbuchausleihe zahlen die Eltern eine Gebühr für jedes Schuljahr, wobei das Jobcenter die Gebühr für Hartz-IV-Familien übernimmt. Nach Angaben des Ministeriums bezahlt das Land nun die neuen Geräte, dafür übernimmt das Jobcenter künftig die Leihgebühr für die Hartz-IV-Familien. Somit könnten die rund 24 000 Kinder, die derzeit von der Gebühr für die Schulbücher befreit sind, mit Tablets oder Laptops versorgt werden.
Regionalverbands-Sprecher Lars Weber findet es gut, dass die bedürftigen Familien sich jetzt nicht einfach selbst ein Gerät kaufen. So werde gewährleistet, dass auf jedem Tablet oder Laptop auch die benötigte Lernsoftware drauf ist. Der Regionalverband hat nach seinen Angaben bereits 4800 Geräte bestellt – diesmal auch für die Grundschülerinnen und -schüler der Klassen drei und vier. In der ersten Bestellrunde hatten sich die Kommunen um die Grundschulen gekümmert. Nur die bedürftigen Familien der Erst- und Zweitklässler dürften selbst die Geräte kaufen, sagt Weber.
Anhand der Leihverträge wisse der Regionalverband, wer schon ein Tablet hat. So werde verhindert, dass manche Kinder gleich zwei Computer bekommen. Die Antragsformulare gibt es in der Schule, die Familien müssten sich nicht mehr ans Jobcenter wenden, versichert Pressesprecher Weber.
Die Völklinger Grundschule merkt allerdings an, es sei ja gut, dass die Schüler jetzt Geräte bekommen. Aber viele hätten zuhause gar kein
Wlan und die Schule auch nicht. Deshalb könnten Schüler von den Lehrern auch nicht angelernt werden, wie sie die Lernsoftware benutzen. Dazu kommt: Wenn Schüler ein Gerät haben, müssten sie dieses nach dem Ende des Wechselunterrichts wieder zurückgeben. Das hatte Sebastian Feß, Pressesprecher der Stadt Völklingen, in der SZ vom 26. Februar bestätigt. „Die Tablets sollen mit dem Ende des Lernens von zuhause zurückgegeben werden“, sagte Feß. Von den 200 Geräten seien jetzt 130 an die Schulen ausgeliefert, teilte er am Montag mit. Dann müssen noch die Ausleihverträge unterschrieben werden, bevor Schüler die Geräte bekommen.
Übrigens sollen die Hartz-IV-Familien auch mit Druckern ausgestattet werden. Im Gegensatz zu den Computern muss dafür ein Antrag gestellt werden, teilt das Jobcenter des Regionalverbandes mit. „Ein entsprechender Bedarf wird durch eine Bescheinigung des Schulträgers bestätigt“, erklärt Pressesprecher Joachim Rübel. Die Drucker seien keine Leihgeräte. Der Preis sollte sich an günstigen Druckern bei Discountern oder Online-Händlern orientieren.