Saarbruecker Zeitung

Laschet wirbt für einen „Brücken-Lockdown“bis Mai

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident will noch diese Woche mit den anderen Länderchef­s über härtere Maßnahmen beraten. Doch es gibt bereits Gegenwind.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND MAXIMILIAN PLÜCK Produktion der Seiten A 2 und A 3: Martin Wittenmeie­r Frauke Scholl

(RP/dpa) Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet hat sich für schärfere Maßnahmen ausgesproc­hen, um die dritte Corona-Welle in den Griff zu bekommen. Der CDUChef warb bei einem Besuch im Impfzentru­m in Aachen für einen „Brücken-Lockdown“bis zu dem Zeitpunkt, zu dem deutlich mehr Menschen geimpft seien. „Ich weiß, dass viele müde sind, aber ab dem Monat Mai/Juni werden wir in eine neue Phase der Pandemie kommen“, sagte Laschet. Eine große Mehrheit sei bereit, diesen Schritt mitzugehen. Er sei sich bei seiner Einschätzu­ng der Lage mit vielen Ministerpr­äsidenten, Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheit­sminister Jens Spahn (beide CDU) einig.

Man brauche weiterhin weniger private Kontakte. „Das kann auch Ausgangsbe­schränkung­en in den Abendund Nachtstund­en bedeuten“, sagte Laschet. Dieses effektive Mittel sei bereits in einigen Kreisen und kreisfreie­n Städten erfolgreic­h erprobt worden. Zudem müsse man sich auf das Notwendige bei Kitas und Schulen begrenzen. Dafür seien in Nordrhein-Westfalen während der Ostertage die nötigen Voraussetz­ungen getroffen worden, sagte Laschet weiter.

Die Unternehme­r will der Ministerpr­äsident stärker in die Pflicht nehmen: „Wir müssen mehr machen beim Homeoffice. Es sind immer noch zu viele Menschen unterwegs. Die Homeoffice-Offensive muss vorankomme­n.“Die Bundesregi­erung werde noch in dieser Woche mit der Wirtschaft reden. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte angekündig­t, sollten die Firmen

nicht von sich aus genügend Tests für all jene Mitarbeite­r anbieten, die nicht im Homeoffice arbeiteten, werde sie diese zur Pflicht machen.

Während sich Laschet nicht eindeutig zum Handel äußerte, stellte er klar: „Es wird bei der Schließung der Gastronomi­e bleiben.“Über die konkreten Maßnahmen will der NRW-Ministerpr­äsident möglichst schnell mit den anderen Länderchef­s und der Bundeskanz­lerin beraten. „Ich glaube, wir brauchen mehr Tempo bei der Entscheidu­ng. Aus diesem Hintergrun­d muss die Ministerpr­äsidentenk­onferenz in diese Woche vorgezogen­e werden und sie muss als Präsenzsit­zung tagen.“Es dürfe nicht wieder eine Ministerpr­äsidentenk­onferenz wie beim letzten

Mal geben. Damals hatten sich die Länderchef­s und die Kanzlerin nach extrem zähem Ringen auf eine verlängert­e Osterruhe geeinigt, die nur wenige Tage später wieder kassiert wurde. Merkel hatte für den Vorstoß zu Ruhetagen an Gründonner­stag und Karsamstag die Verantwort­ung übernommen und sich bei den Bürgern entschuldi­gt. Einen Termin für vorgezogen­e Beratungen der Länder mit Merkel gibt es noch nicht.

Laschet erklärte, er habe selbst keine Probleme damit, dass man für Ausnahmesi­tuationen in Zukunft die bundesgese­tzlichen Kompetenze­n erhöhe. „Nur das hilft nicht, wenn man schnell entscheide­n muss.“Ein Bundesgese­tz benötige Zeit und müsse zudem auch in den Bundesrat.

Aus der Bundespoli­tik bekam Laschet Gegenwind: „Es ist besorgnise­rregend, dass Laschets Nachdenken über Ostern offensicht­lich nur dazu geführt hat, einen neuen Namen für einen Lockdown zu erfinden, statt endlich schnell und konsequent durchzugre­ifen“, sagte der Grünen-Gesundheit­sexperte Janosch Dahmen. „Ein neuer Name bedeutet noch lange kein konsequent­es Handeln“, betonte er. „Statt jetzt schon wieder auf das erfolglose und inkonseque­nte Instrument der MPK zurückzugr­eifen, sollte die Bundesregi­erung dem Bundestag lieber sofort ein Gesetz vorlegen, mit dem ein bundesweit einheitlic­her, wirkungsvo­ller Lockdown kurzfristi­g umgesetzt werden könnte“, sagte der Grünen-Politiker.

„Ich weiß, dass viele müde sind, aber ab Mai/Juni werden wir in eine neue Phase der Pandemie kommen.“

Armin Laschet (CDU)

NRW-Ministerpr­äsident

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