Im Großen und Ganzen sehr zufrieden
Zum ersten Mal vergab eine Jury die Zuschüsse für die freie Kulturszene. Die Diskussionen vorher waren hart. Und das Ergebnis?
Es war eine lange Diskussion, es wurden offene Briefe geschrieben und heimliche Gespräche geführt. Aber jetzt ist es durch: Die Entscheidung über die Fördermittel der Landeshauptstadt für freie Kulturprojekte trifft in Saarbrücken nun eine Jury. Diese Jury hat unlängst getagt und ihre Entscheidung vorgelegt. Der Kulturausschuss hat in seiner letzten Sitzung alles abgenickt. Man war offenbar zufrieden. Aber ist das die freie Szene auch? Wir haben Katharina Bihler gefragt, die als Vorstandsmitglied im Namen des Netzwerks freie Szene antwortet, der Interessenvertretung eines Großteils der freien Kulturschaffenden. Was halten sie vom neuen Saarbrücker Modell?
Die Jury hat zum ersten Mal über die Mittelvergabe entschieden. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Katharina Bihler: Ja, im ersten Schritt sind wir sind sehr zufrieden. Wir begrüßen das Jury-Verfahren, und durch die Auslagerung der Sommermusik (das renommierte Musikfestival bekam einen eigenen Etat) steht seit diesem Jahr mehr Geld für freie Projektförderung
bereit, was uns ebenfalls freut. In diese Richtung kann es weitergehen.
Also wunschlos glücklich?
Katharina Bihler: Mittelfristig wünschen wir uns natürlich eine weitere Aufstockung der Fördermittel. Und ein paar Wünsche sind noch offen geblieben, so hatten wir unter anderem auch vorgeschlagen, dass in Zeiten von Corona auch künstlerische Recherchevorhaben gefördert werden können, was nicht ermöglicht wurde.
Aber grundsätzlich ist die neue Ausrichtung also gut?
Katharina Bihler: Die Einbeziehung von Filmprojekten in die Förderung hat uns zunächst erstaunt, da die Erweiterung um ein ganzes Genre natürlich sofort den finanziellen Rahmen des Fördertopfes gesprengt hätte. Auf Nachfrage hat sich geklärt, dass (coronabedingte) experimentelle Filmformate damit gemeint waren, was wir prinzipiell begrüßen.
Ändert sich für die Mitglieder des Netzwerks was Signifikantes?
Katharina Bihler: Bezüglich der Antragstellung selbst hat sich nichts Entscheidendes geändert. Es gab quasi keine formalen Vorgaben für die Anträge, auch keine maximale Antragssumme. Natürlich mussten die Anträge diesmal für eine Jury verfasst werden, deren Mitglieder unsere Arbeit nicht unbedingt seit Jahren kennen. Insofern mag der ein oder andere Antrag vielleicht wieder etwas ausführlicher in der Darstellung gewesen sein. Neu war der in Absprache mit uns festgesetzte Abgabetermin Ende Januar des laufenden Jahres, in zeitlicher Nähe zur Antragsfrist beim Land (Ende Februar), was sinnvoll ist.
Was haben Sie überhaupt mitbekommen von der Arbeit der Jury? Bzw. wussten Sie, wer da entscheidet, und gefällt Ihnen die Zusammensetzung?
Katharina Bihler: Wir waren bezüglich des Jury-Verfahrens, der Größe der Jury und ihrer Zusammensetzung, mit der Stadt in engem Austausch. Wir haben Vorschläge für die Jury-Zusammensetzung gemacht, die auch beachtet wurden und finden die Auswahl der Jurorinnen und Juroren daher sehr gut. Es ist dort in allen Bereichen Kompetenz vertreten, in denen Projekte beantragt werden konnten, und alle Jurorinnen und Juroren kennen freies Arbeiten aus eigener Erfahrung. Sie sind nicht in Saarbrücken ansässig, haben aber zum Teil dennoch einen Bezug zum Saarland oder der Stadt, diese Mischung finden wir ideal.
Und mit den Entscheidungen der Jury sind Sie auch einverstanden?
Katharina Bihler: Die Begründungen für die Empfehlungen der Jury kennen wir bisher nicht, sodass wir nichts zu ihrer Arbeit in diesem inhaltlichen Sinne sagen können.
Es war ursprünglich Ihr Wunsch, dass die Jury fünfköpfig sein möge. Das hatte eigentlich der Stadtrat auch so verabschiedet, jetzt sind es
aber zumindest offiziell nur drei…
Katharina Bihler: Wir hätten uns fünf Jury-Mitglieder gewünscht, so war auch der Beschluss. Es war letztlich offenbar aus organisatorischen Gründen in diesem Jahr noch nicht möglich, diesen Beschluss umzusetzen. Wir wurden darüber informiert, und uns wurde fest zugesagt, dass ab dem kommenden Jahr eine fünfköpfige Jury eingesetzt werden wird.