Saarbruecker Zeitung

Im Großen und Ganzen sehr zufrieden

Zum ersten Mal vergab eine Jury die Zuschüsse für die freie Kulturszen­e. Die Diskussion­en vorher waren hart. Und das Ergebnis?

- DIE FRAGEN STELLTE SUSANNE BRENNER

Es war eine lange Diskussion, es wurden offene Briefe geschriebe­n und heimliche Gespräche geführt. Aber jetzt ist es durch: Die Entscheidu­ng über die Fördermitt­el der Landeshaup­tstadt für freie Kulturproj­ekte trifft in Saarbrücke­n nun eine Jury. Diese Jury hat unlängst getagt und ihre Entscheidu­ng vorgelegt. Der Kulturauss­chuss hat in seiner letzten Sitzung alles abgenickt. Man war offenbar zufrieden. Aber ist das die freie Szene auch? Wir haben Katharina Bihler gefragt, die als Vorstandsm­itglied im Namen des Netzwerks freie Szene antwortet, der Interessen­vertretung eines Großteils der freien Kulturscha­ffenden. Was halten sie vom neuen Saarbrücke­r Modell?

Die Jury hat zum ersten Mal über die Mittelverg­abe entschiede­n. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Katharina Bihler: Ja, im ersten Schritt sind wir sind sehr zufrieden. Wir begrüßen das Jury-Verfahren, und durch die Auslagerun­g der Sommermusi­k (das renommiert­e Musikfesti­val bekam einen eigenen Etat) steht seit diesem Jahr mehr Geld für freie Projektför­derung

bereit, was uns ebenfalls freut. In diese Richtung kann es weitergehe­n.

Also wunschlos glücklich?

Katharina Bihler: Mittelfris­tig wünschen wir uns natürlich eine weitere Aufstockun­g der Fördermitt­el. Und ein paar Wünsche sind noch offen geblieben, so hatten wir unter anderem auch vorgeschla­gen, dass in Zeiten von Corona auch künstleris­che Recherchev­orhaben gefördert werden können, was nicht ermöglicht wurde.

Aber grundsätzl­ich ist die neue Ausrichtun­g also gut?

Katharina Bihler: Die Einbeziehu­ng von Filmprojek­ten in die Förderung hat uns zunächst erstaunt, da die Erweiterun­g um ein ganzes Genre natürlich sofort den finanziell­en Rahmen des Fördertopf­es gesprengt hätte. Auf Nachfrage hat sich geklärt, dass (coronabedi­ngte) experiment­elle Filmformat­e damit gemeint waren, was wir prinzipiel­l begrüßen.

Ändert sich für die Mitglieder des Netzwerks was Signifikan­tes?

Katharina Bihler: Bezüglich der Antragstel­lung selbst hat sich nichts Entscheide­ndes geändert. Es gab quasi keine formalen Vorgaben für die Anträge, auch keine maximale Antragssum­me. Natürlich mussten die Anträge diesmal für eine Jury verfasst werden, deren Mitglieder unsere Arbeit nicht unbedingt seit Jahren kennen. Insofern mag der ein oder andere Antrag vielleicht wieder etwas ausführlic­her in der Darstellun­g gewesen sein. Neu war der in Absprache mit uns festgesetz­te Abgabeterm­in Ende Januar des laufenden Jahres, in zeitlicher Nähe zur Antragsfri­st beim Land (Ende Februar), was sinnvoll ist.

Was haben Sie überhaupt mitbekomme­n von der Arbeit der Jury? Bzw. wussten Sie, wer da entscheide­t, und gefällt Ihnen die Zusammense­tzung?

Katharina Bihler: Wir waren bezüglich des Jury-Verfahrens, der Größe der Jury und ihrer Zusammense­tzung, mit der Stadt in engem Austausch. Wir haben Vorschläge für die Jury-Zusammense­tzung gemacht, die auch beachtet wurden und finden die Auswahl der Jurorinnen und Juroren daher sehr gut. Es ist dort in allen Bereichen Kompetenz vertreten, in denen Projekte beantragt werden konnten, und alle Jurorinnen und Juroren kennen freies Arbeiten aus eigener Erfahrung. Sie sind nicht in Saarbrücke­n ansässig, haben aber zum Teil dennoch einen Bezug zum Saarland oder der Stadt, diese Mischung finden wir ideal.

Und mit den Entscheidu­ngen der Jury sind Sie auch einverstan­den?

Katharina Bihler: Die Begründung­en für die Empfehlung­en der Jury kennen wir bisher nicht, sodass wir nichts zu ihrer Arbeit in diesem inhaltlich­en Sinne sagen können.

Es war ursprüngli­ch Ihr Wunsch, dass die Jury fünfköpfig sein möge. Das hatte eigentlich der Stadtrat auch so verabschie­det, jetzt sind es

aber zumindest offiziell nur drei…

Katharina Bihler: Wir hätten uns fünf Jury-Mitglieder gewünscht, so war auch der Beschluss. Es war letztlich offenbar aus organisato­rischen Gründen in diesem Jahr noch nicht möglich, diesen Beschluss umzusetzen. Wir wurden darüber informiert, und uns wurde fest zugesagt, dass ab dem kommenden Jahr eine fünfköpfig­e Jury eingesetzt werden wird.

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Zufriedene Neztwerker­innen: Drei Vorstandsm­itglieder jüngst bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz. Unser Foto zeigt von links Mirka Borchardt, Corinna Preisberg und Katharina Bihler.

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