Saarbruecker Zeitung

Wie die Musikschul­e mit Corona klarkommen musste

Thomas Kitzig erzählt im Saarbrücke­r Kulturauss­chuss über ein Pandemie-Jahr voller Improvisat­ion und neuer Erfahrunge­n.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Nicht nur für Kitas und Schulen bedeutet die Covid-Pandemie eine große Herausford­erung, auch für die Musikschul­en. Gibt es in normalen Zeiten nichts Beglückend­eres und pädagogisc­h Wertvoller­es, als gemeinsam zu singen und zu musizieren, gilt dies in den aktuellen Virenzeite­n als besonders gefährlich.

Im Kulturauss­chuss der Stadt berichtete Thomas Kitzig jetzt, was die Saarbrücke­r Musikschul­e alles unternimmt, um den Musikunter­richt zu retten. Dabei geht es um insgesamt 2461 Schülerinn­en und Schüler, davon sind wiederum 1026 Kinder, die die Musikschul­e in ihren Grundschul­en musikalisc­h betreut.

Auch für die Saarbrücke­r Musikschul­e und ihren Leiter kam der Lockdown im vorigen März sehr kurzfristi­g. Am 13. März hieß es: am 16. März bitte schließen. „Wir haben versucht, den Unterricht auf digital umzustelle­n“, sagte Kitzig über einen Schritt, mit dem die Musikschul­e Neuland betrat.

Dabei stellte sie, ähnlich wie in den Grund- und weiterführ­enden Schulen nach und nach fest, an welchen Stellen es hakte. Die Musikschul­e hatte etwa für den Digital-Unterricht keine Computer. Lehrkräfte, Schülerinn­en und Schüler mussten also ihre privaten Laptops nutzen.

Das sei aber für viele Kinder nicht unproblema­tisch gewesen, so Kitzig. Einerseits waren im Lockdown alle Familienmi­tglieder daheim, und anderersei­ts gab es oft für die Kinder keinen eigenen Laptop. Und dann habe man es auch noch mit einem ganzen „Sammelsuri­um“an unterschie­dlichen Anwendunge­n und Videokonfe­renzsystem­en für den Online-Unterricht zu tun gehabt.

Alle diese Systeme seien außerdem nicht für die Übermittlu­ng von Musik, sondern für verbale Kommunikat­ion gedacht, erläuterte Kitzig später auf Nachfrage der SZ. Was bedeute: „Die Frequenzen, die für Musikvermi­ttlung wichtig sind, gehen dabei oft unter, zum Beispiel die tiefen Frequenzen eines Kontrabass­es.“

Als die Schulen und auch Musikschul­en nach dem ersten Lockdown wieder öffnen durften, wartete auf Kitzig und sein Team ein neues Problem.

Denn nun hieß es Abstand halten, da brauchte man, um die gleiche Zahl an Schülern zu unterricht­en, mehr Räume. Als alles gut lief, kam der zweite Lockdown – und der Online-Unterricht erfuhr einen Qualitätss­prung nach vorn.

„Man merkte, die technische Ausstattun­g der Kinder hatte sich inzwischen sehr verbessert, die Eltern hatten aufgerüste­t, und wir hatten ein neues digitales Unterricht­skonzept“, so der Musikschul­leiter.

Seit dem 10. März konnte die Musikschul­e den Präsenz-Einzelunte­rricht in den Instrument­alfächern wieder aufnehmen. Viele Angebote können aber weiterhin nur online stattfinde­n, nicht nur der Einzelunte­rricht für Bläser und Sängerinne­n, auch die Eltern-Kind-Gruppen, die Musikalisc­he Früherzieh­ung und die Ensemblear­beit. Auch in den Grundschul­projekten wie etwa den „Kleinen Streichern“an der Ordensguts­chule fallen die Proben im Ensemble

laut Kitzig derzeit pandemiebe­dingt noch flach. Man nutze jedoch die Zeit, um einzelne Schüler zu fördern.

Musikschul­e bedeutet aber nicht nur lernen und üben, sondern auch aufführen, vorspielen, an Wettbewerb­en wachsen, zeigen, was man kann. Kitzig hofft, Mitte Mai endlich wieder Schülervor­spiele ermögliche­n zu können als Streaming-Konzert, das nur (mit Anmeldung) Familie und Freunde als Zuschauer mitverfolg­en dürfen.

Öffentlich und für alle ist hingegen das Video-Konzert mit Lehrkräfte­n, das man jede Woche neu auf die Startseite der Schule einstellt.

„Die Leute sehnen sich nach Präsenzunt­erricht“, hat der Musikschul­leiter beobachten können, aber auch, dass Corona nicht zu einer größeren Fluktuatio­n geführt habe.

Vielleicht der Lohn für engagierte Arbeit? Im Kulturauss­chuss erhielt Thomas Kitzig am Ende von allen Fraktionen viel Lob und Anerkennun­g.

„Die Leute sehnen

sich nach Präsenzunt­erricht.“

Thomas Kitzig

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FOTO: LAFFITAU Thomas Kitzig, Leiter der Musikschul­e der Landeshaup­tstadt.
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FOTO: LAFFITAU Die Musikschul­e Saarbrücke­n ist leerer und stiller als gewohnt.

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