Nimmersatte Bayern mit einer Hand an der Schale
Tabellenführer gewinnt Bundesliga-Spitzenspiel gegen RB Leipzig. Thomas Müller liefert Argumente für EM-Nominierung.
(sid) Den einzig verbliebenen Verfolger haben die nimmersatten Titeljäger von Bayern München zur Kapitulation gezwungen, doch von einem „Meisterstück“wollte Hansi Flick partout nicht sprechen. „Natürlich will man das gerne von mir hören“, sagte der Trainer: „Aber die Mannschaft weiß, dass sie bis zum Ende der Runde gefordert ist.“Doch diese gnadenlos effektiven, hochmotivierten und fast unschlagbaren Bayern lassen sich den neunten Meistertitel in Folge und den 31. insgesamt wohl nicht mehr nehmen.
Darüber besteht nach dem 1:0 (1:0)-Sieg im nur auf dem Papier hochklassigen Gipfeltreffen bei RB Leipzig kein Zweifel mehr. Sieben Punkte Vorsprung nach 27 Spieltagen
hat in der Bundesliga-Geschichte noch nie ein Tabellenführer verspielt – und dem Starensemble aus München wird das sicher nicht passieren. „Wir brauchen nicht drumherumreden, das Thema ist im Normalfall erledigt“, sagte RB-Trainer Julian Nagelsmann, der einzig aus Anstandsgründen auf eine vorzeitige Meister-Gratulation verzichtete.
Flick hätte sie ohnehin nicht angenommen. Ohne den verletzten Torgaranten Robert Lewandowski wankte der Favorit gerade Anfang der zweiten Halbzeit mächtig, doch er fiel nicht – dank Torhüter Manuel Neuer, etwas Glück und einmal mehr der richtigen Einstellung. „Wir haben uns gesagt: Das ist für uns ein Endspiel“, verriet Flick:
„Und Finale – das haben wir in den letzten neun Monaten bewiesen – das können wir.“
Vor allem unter Flick. Nach dem historischen Sextuple darf Flick in wenigen Wochen wieder die Meisterschale recken, in der Champions League geht Bayern am Mittwoch ins Viertelfinal-Hinspiel gegen Paris St. Germain. Doch trotz der Erfolge gibt es weder vom Verein noch vom Trainer ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der Zusammenarbeit über Sommer hinaus.
Wäre Flick jetzt Bundestrainer, die Rückkehr von Thomas Müller wäre wohl längst beschlossene Sache. Der umtriebige Müller lieferte auch in Leipzig viele Argumente für eine EM-Nominierung, allen voran mit seiner herausragenden Vorarbeit auf Siegtorschütze Leon Goretzka (38. Minute). Müller ist der Vorlagen-König der Liga (15 Assists).
Noch aber ist Müller kein Nationalspieler, deswegen musste er am Ostermontag wieder an der Säbener Straße antanzen. Die Auswahlspieler bekamen von Flick zwei Tage frei, es sei wichtig, „mal durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen“, sagte der Trainer: „Die nächsten Wochen werden für alle sehr hart.“
Auch die Leipziger bekamen zur Frustbewältigung bis Dienstag trainingsfrei. „Klar tut das jetzt weh, das muss man erst mal verdauen“, sagte Spielmacher Marcel Sabitzer. Die Vizemeisterschaft und der Pokal-Triumph sind nun die großen Ziele.