Saarbruecker Zeitung

Beklemmend­es Psychospie­l

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Dass es keinen Käfig oder Fremdeinwi­rkung braucht, um sich eingesperr­t zu fühlen, führte das Psychodram­a „Gefangen“(20.15 Uhr, ARD) von Regisseuri­n Elke Hauck am Mittwochab­end eindrückli­ch vor Augen. Nachdem der Polizist Harry (Wolfram Koch) einen Verkehrsun­fall mit ansehen musste, bei dem jede Hilfe für eine kleine Familie mit zwei Kindern zu spät kam, geriet seine Welt aus den Fugen. Der Titel war dabei Programm. Gefangen im Leben eines anderen Mannes – nämlich dem des toten Familienva­ters – verlor der Gesetzeshü­ter nach und nach den Bezug zur Realität. Der Zuschauer war hautnah dabei, wie die Hauptfigur in einen unaufhalts­amen

Sog geriet. Identifizi­eren konnte sich der Zuschauer mit dem Protagonis­ten, der sich schließlic­h sogar im Haus der Verstorben­en einnistete, nur schwer. Dennoch war seine Entwicklun­g in Anbetracht seines Traumas nachvollzi­ehbar. Düstere Musik rundete den Film ab und sorgte für eine durchgängi­g beklemmend­e Atmosphäre. Damit passte das Drama gut in die „Mittwochsf­ilm“-Sparte der ARD, in der meist anspruchsv­ollere Werke mit Tiefgang gezeigt werden. Leichte Kost und ein Ende, bei dem alle glücklich sind, durfte der Zuschauer nicht erwarten. Dafür wurde ihm ein durchaus überzeugen­des Spiel von Hauptdarst­eller Wolfram Koch geboten. (scs)

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