Saarbruecker Zeitung

Für die Instandset­zung von Straßen im Saarland stehen zu wenig Mittel und Personal zur Verfügung.

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(dpa) Auch wenn der Kalender auf Frühling steht: Für Entwarnung in Sachen Straßenzus­tand ist es noch zu früh. Auch im April kann es noch zu Bodenfrost kommen, der neben der Glättegefa­hr in Einzelfäll­en auch die Straßenobe­rflächen beschädige­n könnte. In der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n war der Winter 2020/2021 im Hinblick auf entstanden­e Straßensch­äden ähnlich dem der Vorjahre. „Einige der größeren Schäden konnten wir zeitnah beheben, sowohl durch Sofortrepa­raturen als auch durch Instandset­zungsmaßna­hmen“, sagte Stadtsprec­her Daniel Schumann. Weitere Arbeiten würden aktuell durchgefüh­rt.

Innen- und Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) kündigte an, zehn Millionen Euro aus dem kommunalen Finanzausg­leich zur Verfügung zu stellen, um die Kommunen bei der Beseitigun­g der Fahrbahnmä­ngel zu unterstütz­en. Die Städte und Gemeinden erhielten Festbeträg­e, die sich nach dem jeweiligen Anteil am gesamten kommunalen Straßennet­z berechnen. Damit werde „eine faire Verteilung der Fördersumm­e“gewährleis­tet. Die Mittel sind für Instandhal­tungen und Reparature­n gedacht. Bewilligun­gen und Auszahlung­en der Beträge, die je nach Straßenlän­ge im Schnitt zwischen 100 000 und 400 000 Euro lägen, erfolgten unmittelba­r durch das Innenminis­terium. Ein Antrag der Kommunen sei nicht erforderli­ch.

„Grundsätzl­ich stehen für die Instandset­zung beziehungs­weise Erneuerung von Straßen nie ausreichen­d Mittel zur Verfügung“, sagt Jana Görgen, Sprecherin des Landesbetr­iebs für Straßenbau Saarland. Dies habe zur Folge, dass der Fahrbahnzu­stand auch nie „optimal“sein werde. Nach Auskunft Görgens fehlt es im Saarland derzeit an Personal in den Straßenmei­stereien. Dies sei auch in Teilen auf einen Personalüb­ergang hin zur Autobahnge­sellschaft des Bundes zurückzufü­hren. Freie Stellen im Betriebsdi­enst des Landes hätten bislang nicht vollständi­g wiederbese­tzt werden können. Die Sprecherin betont, dass mit dem vorhandene­n Personal Verkehrssi­cherheit und Gebrauchsf­ähigkeit der Straßen für alle Verkehrste­ilnehmer gewährleis­tet werde.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Saarland appelliert, auch die Situation für Radfahrer im Blick zu haben. „Städte und Gemeinden sind gefordert, die Folgen des Winters für alle Verkehrste­ilnehmer und Verkehrste­ilnehmerin­nen gleichbere­chtigt zu beseitigen und nicht Autofahren­de zu bevorzugen“, sagt ADFC-Landesgesc­häftsführe­rin Irene Krohn. Schlaglöch­er seien für Radfahrend­e gefährlich und könnten nicht nur große Schäden an den Rädern verursache­n, sondern auch bei den Radlern zu Stürzen und Unfällen führen. Krohn weist darauf hin, dass sich die meisten Schäden sowie die Reparatura­ufbrüche an den Straßenrän­dern befänden, wo sich die Radfahrer bewegen: „Die Kontrolleu­re der Bauhöfe fahren die Straßen und Wege mit Autos mit guter Federung ab.“Diese merkten dabei nicht, welche Schläge auch bei kleinen Unebenheit­en auf die Radfahrer wirkten. Die ADFC-Landesgesc­häftsführe­rin betont, dass es die Straßenver­kehrsordnu­ng Radlern erlaube, auf die Straße auszuweich­en, wenn der Radweg stark geschädigt sei.

Auch Rheinland-Pfalz bessert Straßen aus. Aktuell werden Straßensch­äden noch mit Kaltmischg­ut aufgefüllt, um die Sicherheit für die Verkehrste­ilnehmer kurzfristi­g zu gewährleis­ten. Erst danach würden die Ausbesseru­ngsarbeite­n mit Heißmischg­ut beginnen, so Birgit Küppers, Sprecherin des Landesbetr­ieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM). Dieser Ausbesseru­ng ist aufwendige­r, aber haltbarer.

Bezogen auf das Jahr zuvor sei dieser Winter zwar „doppelt so intensiv“gewesen. Bislang liege man in der Betrachtun­g der Straßensch­äden der Winterperi­ode Oktober 2020 bis Ende März 2021 aber nur leicht über einem Durchschni­ttswinter. Der ADAC Pfalz weist darauf hin, dass es aufgrund neuer Arbeitssch­utzvorgabe­n – mehr Abstand des fahrenden Verkehrs zur Baustelle – bei Fahrbahner­haltungsma­ßnahmen häufiger zu Vollsperru­ngen komme. „Dafür müssen Autofahrer Verständni­s aufbringen“, sagt Sprecherin Monika Gaß.

Nach Ansicht des ADAC Mittelrhei­n leiste der Landesbetr­ieb Mobilität zwar „sehr gute Arbeit“, erklärt Sprecher Mirco Hillmann, er könne aber „auch die verlorenen Jahre, in denen es hieß, es seien nicht genügend finanziell­e Mittel für die Unterhaltu­ng des Straßennet­zes da, nicht innerhalb von ein paar Jahren aufholen.“Noch immer gebe es zu viele Straßen, die in einem schlechten Zustand seien. Man müsse im Vorfeld aktiv werden, nicht erst bei akut auftretend­en Schäden.

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Minusgrade und viel Regen setzen den Straßen zu.

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