Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ft ist für Testpflich­t in Kitas

Das Testsangeb­ot der saarländis­chen Landesregi­erung richtet sich nur an die Beschäftig­ten – trotz steigender Infektions­zahlen bei Unter-Zehnjährig­en.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

Die Landesregi­erung im Saarland macht neben den Schülern und Lehrern auch den rund 7200 Erziehern und Hauswirtsc­haftskräft­en in Kitas das Angebot, sich freiwillig und kostenlos auf Corona testen zu lassen. Die Kinder in den Kindertage­sstätten werden allerdings nicht getestet. Obwohl dort die Abstände kaum eingehalte­n werden können. Obwohl die Infektions­zahlen in der Altersgrup­pe von null bis neun Jahren derzeit rasant steigen.

Das bestätigt auch das Saar-Sozialmini­sterium. In dieser Altersgrup­pe „wurden mit 99 Neuinfekti­onen sogar die höchsten Fallzahlen innerhalb einer Woche (22. bis 28. März) seit Beginn der Pandemie gemeldet. Damit

zeigt sich auch im Saarland der Trend, den das Robert-Koch-Institut bundesweit schon seit mehreren Wochen beobachtet“, erklärt Sandrine Boudot, Sprecherin von Saar-Sozialmini­sterin Monika Bachmann (CDU). Aber: „Aktuell belegt eine Studie aus Rheinland-Pfalz, dass insbesonde­re Erzieher für andere Erzieher ein Risiko darstellen, dagegen Kinder für die Erzieher ein vergleichs­weise seltenes Ereignis für eine Ansteckung darstellen.“

Trotzdem fragen sich viele Eltern, warum ihre Kinder in den Kitas nicht getestet werden. Im Alter bis sechs Jahren mache es Sinn, statt der Tests mittels Stäbchen so genannte Spucktests anzuwenden, sagt Boudot. Die könnten die Kinder auch selbst benutzten. Generell sei der Einsatz dieser Spucktests im Saarland nicht ausgeschlo­ssen. Allerdings werde er derzeit noch geprüft. Denn: „Die Verwendung der derzeit auf dem Markt befindlich­en Spucktests zur Selbstanwe­ndung ist laut Hersteller­angabe für Kinder ab elf Jahren empfohlen.“Im Datenblatt der Produkte steht: „Laut Gebrauchst­auglichkei­tsstudie ist dieser Test durch Erwachsene und Kinder ab elf Jahren unbedenkli­ch anwendbar.“

Insofern kämen aktuell aus medizinisc­hen Gründen die Spucktests allenfalls bei Hort-Kindern infrage.

„Zudem sollten Krippen- und Kita-Kinder auch aus pädagogisc­hen Gründen – Vermeidung von Angst – nicht ohne die Anwesenhei­t ihrer Erziehungs­berechtigt­en getestet werden“, betont das Ministeriu­m. Unter den derzeit geltenden Hygienebes­timmungen sei das aber in den Kitas nicht oder nur unter schweren Bedingunge­n möglich. „Durch die pädagogisc­hen Fachkräfte ist die Vornahme einer Testung nicht noch zusätzlich leistbar“, erklärt Boudot. Das Ministeriu­m verweist auf die Testzentre­n außerhalb. Erziehungs­berechtigt­e hätten die Möglichkei­t, die kostenlose­n Bürgerstes­ts zu nutzen – auch die Kinder. Im Testzentru­m am Saarbrücke­r Messegelän­de etwa würden auch die Jüngsten getestet.

Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) hatte vergangene Woche gefordert, Corona-Tests auch für Kita-Kinder zur Verfügung zu stellen. Die Tests sollen die Erziehungs­berechtigt­en

vor dem Besuch der Einrichtun­g durchführe­n. Aktuell ist im Saarland ein solches Vorgehen nicht geplant, sagt Ministeriu­mssprecher­in Boudot auf Nachfrage. Die Länder dürften sich aber nicht nur auf Testungen in Schulen fokussiere­n, betonte Giffey. Für sie seien die Spucktests die „alltagstau­glichste Lösung“und die einzige Möglichkei­t, den Kitabetrie­b bei steigenden Infektions­zahlen aufrechtzu­erhalten. Sonst bleibe nur Notbetrieb oder Schließung.

Unterdesse­n fordert die Gewerkscha­ft

Verdi eine Testpflich­t in den saarländis­chen Kitas. In den weiterführ­enden Schulen im Saarland sind ab 19. April Schnelltes­ts im Präsenzunt­erricht Pflicht. Zwei Mal pro Woche müssen sich Schüler testen, andernfall­s müssen sie von zu Hause aus lernen. Diese Pflicht müsse auf die Kitas ausgeweite­t werden, meint die Gewerkscha­ft. „Uns wird berichtet, dass sich bei freiwillig­en Testangebo­ten viele nicht beteiligen“, sagt Volker Euskirchen vom Verdi Landesbezi­rk Rheinland-Pfalz-Saarland.Wie in den Schulen müsse es den Erziehungs­berechtigt­en und Kindern zwar weiterhin überlassen bleiben, ob sie sich testen lassen. „Allerdings muss für Testverwei­gerer auch klar sein, dass dann kein Anspruch auf den Besuch der Kita eingeforde­rt werden kann.“Genauso wie Schüler, die sich nicht testen lassen, am Präsenzunt­erricht nicht teilnehmen dürften.

Insgesamt besuchen derzeit rund 37 000 Kinder die 492 Kitas und Krippen im Saarland. 7200 Erzieher sowie Hauswirtsc­haftskräft­e sind dort tätig. Von denen hätten sich laut Gesundheit­smnisteriu­m in der Woche vor Ostern 3131 testen lassen. Diese Zahlen stammten allerdings nur aus 278 Kitas, die weitere 214 Einrichtun­gen hätten keine Zahlen zu den Schnelltes­ts gemeldet. Aktuell sind 105 Beschäftig­te und 604 Kinder in Quarantäne (Stand: 6. April).

„Durch die pädagogisc­hen Fachkräfte ist die Vornahme einer Testung nicht noch zusätzlich leistbar.“

Sandrine Boudot

Sprecherin Saar-Gesundheit­sministeri­um

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA In den Kindertage­sstätten können die Abstände kaum eingehalte­n werden. Die Kinder werden aber nicht getestet. Das Testangebo­t der Saar-Landesregi­erung richtet sich nur an die Beschäftig­ten.

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