Finanzämter in Saarbrücken ziehen in diesem Jahr um
Die größten Finanzämter im Saarland wechseln ihre Standorte. Die bisherigen Gebäude am Stadtgraben und in der Mainzer Straße sind Sanierungsfälle.
Die Finanzämter in Saarbrücken stehen vor einem Umzug. Im Herbst dieses Jahres sollen über 400 Bedienstete ihre Büros am Stadtgraben sowie in der Mainzer Straße verlassen. Die beiden größten Finanzämter im Saarland werden in Zukunft auf dem Saarbrücker Eschberg zu finden sein, im neueren Teil des Telekom-Gebäudes am Mecklenburgring. Das Land will die Büroflächen für zunächst fünf Jahre anmieten. Trotz der gemeinsamen Adresse bleiben die Ämter organisatorisch eigenständig. Die Behörde am Stadtgraben verfügt über Außenstellen in Völklingen und Sulzbach, für die sich jedoch nichts ändert.
Umziehen müssen die Finanzbeamten vorerst, weil ihre bisherigen Amtsgebäude in Saarbrücken drängende Sanierungsfälle sind. Beide unterlägen „gravierenden Nutzungseinschränkungen, die einen reibungslosen Weiterbetrieb nicht zulassen“, erklärte das saarländische Finanzministerium am Mittwoch. Der Umfang der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen werde derzeit geprüft, eine Verlagerung sei „bis zu einer abschließenden Entscheidung über die dauerhafte Unterbringung der Dienststellen angezeigt“. Es gelte nun, in erster Linie an Bedienstete und Bürger zu denken, die Einschränkungen und Unannehmlichkeiten „erduldet“hätten, wie Finanzminister Peter Strobel (CDU) über sein Haus mitteilen ließ: „Mein Ziel ist es, für eine Übergangszeit ein Ersatzgebäude zur Verfügung zu stellen, welches die Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz erfüllt.“
Doch werden die Finanzämter jemals an ihre alten Standorte zurückkehren? Eine Frage, deren Beantwortung auch für die Stadtentwicklung von Saarbrücken interessant sein dürfte. Das Finanzamt am Stadtgraben steht seit langem in den Schlagzeilen, immer wieder wird über seine Zukunft diskutiert. Die Deutsche Steuergewerkschaft im Saarland forderte bereits 2016 einen Neubau. Kammerjäger mussten in der Vergangenheit massiv Kakerlaken bekämpfen. Für die tonnenschweren Akten der Finanzverwaltung sind die Decken des fünfgeschossigen Gebäudes nicht gemacht, die Statik bereitet Probleme,
aber auch der Brandschutz. Nach einer groben Schätzung würde es bis 2024 mindestens dreieinhalb Millionen Euro kosten, nur den Status quo aufrechtzuerhalten, hört man aus dem Ministerium. Darüber hinaus fehlt es noch an belastbaren Zahlen zum Sanierungsbedarf.
Fest steht: Der Nachkriegsbau an der Wilhelm-Heinrich-Brücke befindet sich im Herzen der Saarbrücker City, in einer städtebaulich herausragenden Lage. Das in die Jahre gekommene Bauwerk von 1952 steht unter Denkmalschutz – genauso wie das angrenzende Finanzministerium, das Mitte der Sechzigerjahre entstand. Auch dieses Gebäude weist laut Ministerium „erhebliche bauliche Mängel“auf. Sie betreffen unter anderem die Fassade, wie jeder Passant sehen kann. Geht es um die Zukunft der Saarbrücker Finanzämter, soll das Ministerium „in die Gesamtbetrachtung mit einbezogen werden“. Finanzminister Strobel
hat eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung seines Amtssitzes in Auftrag gegeben.
Anders als am Stadtgraben war beim Finanzamt in der Mainzer Straße über einen Sanierungsstau öffentlich bislang nichts bekannt. Das für die Außendienstler eingerichtete Amt verfügt über eine Fläche von knapp 4000 Quadratmetern. Hier ist unter anderem die Steuerfahndung untergebracht. Trotz einer modernen Fassade: Nach SZ-Informationen sollen an dem Standort unter anderem die Versorgungsleitungen marode sein, im Raum stehen angeblich Kosten von rund zwei Millionen Euro. Ob sich das aus Sicht des Fiskus rechnet? Gäbe es Alternativen, etwa eine andere Nutzung? Das Finanzamt liegt in einem urbanen Stadtviertel, Wohnraum ist gefragt. Ursprünglich war auch das Verwaltungsgebäude ein Wohnhaus. Doch nun müssen erst einmal die Finanzbeamten ihren Auszug planen.