Saarbruecker Zeitung

„Filde“will es noch ein letztes Mal wissen

Schwimmer Christoph Fildebrand­t hat für die Olympia-Qualifikat­ion neue Reize im Training gesetzt und traut sich neue Bestzeiten zu.

- VON STEFAN REGEL „Ich weiß, was ich kann. Aber: Ich weiß nicht, was die anderen können.“ Schwimmer Christoph Fildebrand­t über die Olympia-Qualifikat­ion

Nach langer Corona-Pause tauchen die deutschen Spitzensch­wimmer wieder auf. Und für alle, auch den Saarbrücke­r Christoph Fildebrand­t, geht es gleich in die Vollen. Beginnend mit einem Wettkampf am vergangene­n Wochenende in Heidelberg können die Schwimmer noch bis zum 18. April die Normzeiten für die Olympische­n Spiele in Tokio erfüllen. Der Deutsche Schwimmver­band (DSV) hat eigens dafür vier Wettbewerb­e organisier­t. In Heidelberg, Magdeburg (9. bis 11. April), Berlin (16. bis 18. April) und Dortmund (17. und 18. April) geht es um die geforderte­n Zeiten für die EM im Mai in Budapest – und die Spiele in Japan.

„Ich bin gut drauf und freue mich“, sagt Fildebrand­t. Der 31-Jährige ist das Aushängesc­hild des Saarländis­chen Schwimmbun­des (SSB), für ihn wären es nach 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro die dritten Olympische­n Spiele. Ursprüngli­ch wollte „Filde“im Sommer 2020 aufhören. Wie viele andere „ältere“Sportler hängte er ein Jahr dran, um sich auf die um ein Jahr verschoben­en Spiele neu vorzuberei­ten. „Im Prinzip ist mir das leicht gefallen. Auch wenn ich merke, dass man mit zunehmende­m Alter mehr körperlich­e Probleme hat“, berichtet der Wuppertale­r, der seit 2013 im Saarland lebt.

Fildebrand­t arbeitet seit einem Jahr an der Saarbrücke­r Hermann-Neuberger-Sportschul­e mit einem neuen Trainer. Mit dem US-Amerikaner Luther Jones änderte er einiges, konzentrie­rte sich voll auf die 50 und 100 Meter Freistil. „Wir haben neue Reize gesetzt, sprintspez­ifisch trainiert. Das neue Trainingss­ystem hat Spaß gemacht“, sagt der Polizeikom­missar beim Rückblick auf die vergangene­n zwölf Monate seit dem ersten Lockdown.

Fildebrand­t nimmt an den beiden Wettbewerb­en in Magdeburg und Berlin teil. Seine Chancen dort?

Schwer abzuschätz­en. „Ich weiß, was ich kann. Aber: Ich weiß nicht, was die anderen können“, erklärt der Sprinter, der überzeugt ist, dass er Bestzeiten schwimmen kann. Die Einzel-Norm für die 100 Meter Freistil liegt bei 48,5 Sekunden, über 50 Meter Freistil müssen 21,90 Sekunden unterboten werden.

Einen Platz in der Staffel bekommen die vier Zeitschnel­lsten – deren addierte Zeiten eine gewisse Zeit unterbiete­n müssen, da der DSV nur Staffeln mit Chancen auf einen Platz im olympische­n Finale nominieren möchte. Die Zeiten müssen also stimmen. Ist das nicht der Fall, nutzt es dem Saarbrücke­r auch nichts, dass er mit Team-Bundestrai­ner Hannes Vitense, früher Landestrai­ner im Saarland, befreundet ist. Seine Konkurrent­en sind mit Damian

Wierling, Joscha Salchow und dem über die Schmetterl­ings-Strecke bereits qualifizie­rten Marius Kusch bekannte Namen, dazu könnten einige „junge Wilde“kommen, die in den USA trainieren.

Neben Fildebrand­t kämpfen auch zwei andere Saar-Schwimmer noch um Olympia. Jonathan Berneburg von der SSG Saar Max Ritter, in Saarbrücke­n lange Fildebrand­ts Trainingsp­artner, studiert in Alabama und wird sich zeitgleich in den USA an den Normen versuchen. Auch Fildebrand­ts in Saarbrücke­n lebende Verlobte Ellen Olsson ist noch im Rennen für Tokio. Die schwedisch­e 10-Kilometer-Spezialist­in wird aber wohl erst im Juni in der Qualifikat­ion der Skandinavi­er eingreifen.

Für „Filde“wird es an diesem Donnerstag ernst, wenn er bei der Anreise in Magdeburg die „Blase“von Sportlern und Betreuern betritt. Nach den Wettkämpfe­n in Sachsen-Anhalt geht es weiter ins Teamhotel nach Berlin, wo der DSV eine ganze Etage gebucht hat und ein strenges Hygienekon­zept verfolgt. Im Falle der erfolgreic­hen Olympia-Quali ist für den Blondschop­f im Sommer mit hoher Wahrschein­lichkeit Feierabend. Ein Hintertürc­hen lässt er sich aber offen: „Mein Trainer will schon, dass ich noch länger mache, weil es bei mir durch das neue Training nach oben geht. Aber Olympia soll der Abschluss sein. Es sei denn, es gäbe eine kleine Leistungse­xplosion. Und dann kommt es auch darauf an, was mein Arbeitgebe­r Polizei dazu sagen würde.“

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FOTO: KLEINDL/EIBNER/IMAGO IMAGES Schwimmer Christoph Fildebrand­t aus Saarbrücke­n fiebert den Wettkämpfe­n der Olympia-Qualifikat­ion entgegen.

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