Saarbruecker Zeitung

Iran will Uran auf bis zu 60 Prozent anreichern

Die Gespräche über das Atomabkomm­en stehen nach dem mutmaßlich­en Angriff auf die unterirdis­che Atomanlage Natans unter keinem guten Stern.

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Nach dem Angriff auf seine Atomanlage in Natans will Teheran seine Urananreic­herung auf 60 Prozent erhöhen. Die Gespräche über das Atomabkomm­en stehen derzeit unter keinem guten Stern.

(dpa) Der Iran will nach dem mutmaßlich israelisch­en Angriff auf seine Atomanlage in Natans den Grad seiner Urananreic­herung auf 60 Prozent erhöhen. Nach einem Bericht der staatliche­n Nachrichte­nagentur Isna vom Dienstag wird Vize-Außenminis­ter Abbas Araghchi auch die UN-Atombehörd­e IAEA davon in Kenntnis setzen. Der Iran hat bis jetzt sein Uran schon auf 20 Prozent angereiche­rt, obwohl nach einem internatio­nalen Abkommen von 2015 eigentlich nur weniger als vier Prozent erlaubt sind.

Teheran macht seinen Erzfeind Israel für den Angriff am Sonntag verantwort­lich. Araghchi ist derzeit in Wien, um die iranische Delegation bei den Gesprächen über die Zukunft des Atomabkomm­ens zu leiten. Nach Angaben der iranischen Atomorgani­sation AEOI sollen die Vorbereitu­ngen für die 60-prozentige Anreicheru­ng in Natans noch am Dienstagab­end beginnen.

AEOI-Sprecher Behrus Kamalwandi zufolge soll das Uran für medizinisc­he Zwecke verwendet werden. Gleichzeit­ig startet auch die Produktion der neuen Zentrifuge­n,

die die bei dem Angriff beschädigt­en Teile umgehend ersetzen sollen, so der Sprecher laut Nachrichte­nagentur Fars. Der Iran hatte sich 2015 verpflicht­et, den Anreicheru­ngsgrad unter vier Prozent zu halten. Doch nach dem 2018 erfolgten Ausstieg der USA aus der Vereinbaru­ng – damals unter Präsident Donald Trump – kam der Iran schrittwei­se seinen Verpflicht­ungen nicht mehr nach.

Zuvor schon hatte Teheran vor negativen Auswirkung­en des Angriffs auf die Bemühungen zur Rettung des Abkommens gewarnt. „Der

Vorfall in Natans erschwert die Verhandlun­gen“, sagte Außenminis­ter Dschawad Sarif am Rande von Gesprächen mit Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow. Amtskolleg­e Lawrow warnte bei seinem Iran-Besuch sogar vor einem Scheitern der internatio­nalen Gespräche. Zugleich kritisiert­e er die Europäisch­e Union.

Nach Angaben der iranischen Atomorgani­sation AEOI richtete der Angriff auf Natans keine größeren Schäden an. „Das war nur eine leichte Brise, die uns nicht mal zum Zittern bringt“, behauptete ein

Sprecher. Die New York Times hingegen berichtete unter Berufung auf US-Geheimdien­stler, die Uran-Anreicheru­ng des Iran werde um mindestens neun Monate zurückgewo­rfen.

Russland zählt zu den Ländern, die sich um die Rettung des Abkommens bemühen, das 2015 zwischen dem Iran, den fünf UN-Vetomächte­n und Deutschlan­d in Wien geschlosse­n wurde. Es soll sicherstel­len, dass der Iran nicht die Fähigkeite­n zum Bau einer Atombombe erlangt. Seit vergangene­r Woche laufen dazu neue Verhandlun­gen.

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FOTO: IRANIAN PRESIDENCY/DPA Russlands Außenminis­ter Lawrow (li.) hat mit seinem iranischen Amtskolleg­en Sarif über das Atomabkomm­en gesprochen.

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