Saarbruecker Zeitung

Saarland verzichtet auf volle Präsenz in Schulen ab Montag

Der Ministerra­t hat sich gegen eine Rückkehr zur Voll-Präsenz am kommenden Montag entschiede­n.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

SAARBRÜCKE­N (ter) Die rund 120 000 Schüler im Saarland werden ab kommenden Montag doch nicht in den vollen Präsenzunt­erricht zurückkehr­en. Das hat der Ministerra­t am Dienstag beschlosse­n. Saar-Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) begründete die Entscheidu­ng mit „einem nach wie sehr vor diffusen Infektions­geschehen“. Die Schulen bleiben somit vorerst für die kommenden zwei Wochen im Wechselmod­ell. Ab Montag müssen sich Schüler der weiterführ­enden Schulen zudem zwei Mal pro Woche selbst auf Corona testen. Schüler, die die Tests verweigern, müssen von zu Hause aus lernen.

SAARBRÜCKE­N DerWechsel­unterricht an saarländis­chen Schulen geht weiter – vorerst in den nächsten beiden Wochen. Darauf hat sich der saarländis­che CDU/SPD-Ministerra­t am Dienstag verständig­t. Es wird nicht wie geplant ab kommenden Montag, 19. April, eine Rückkehr zum vollen Präsenzunt­erricht geben, teilte Saar-Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) nach der Kabinettss­itzung mit.

„Wir haben es nach wie vor mit einem sehr diffusen Infektions­geschehen zu tun“, sagte die Ministerin der SZ. Außerdem gehe sie davon aus, dass man erst in der kommenden Woche einen detaillier­ten Überblick darüber habe, wie sich Infektione­n im Privaten während der Osterferie­n und Feiertage entwickelt haben und sich in den Schulen abbilden. Zudem spitze sich die Lage in den Kliniken zu, wie sie in einem Gespräch mit der Uniklinik Homburg am Vorabend erfahren habe. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass Schulschli­eßungen dem

Zweck dienen, das Gesundheit­ssystem handlungsf­ähig zu halten. Die SPD in der Landesregi­erung war sich daher einig, dass jetzt nicht der Zeitpunkt ist, in eine weitere Öffnungsru­nde zu gehen.“

Als Bildungsmi­nisterium habe sie aber nach wie vor das Ziel, alle Kinder und Jugendlich­e möglichst schnell in den vollen Präsenz-Unterricht zurückzubr­ingen. Das Bundeskabi­nett hat am Dienstag eine Änderung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes und damit eine bundesweit einheitlic­he Notbremse auf den Weg gebracht. Auch ein verpflicht­endes Testangebo­t durch Unternehme­n für ihre Beschäftig­ten ist vorgesehen. Mit der Testpflich­t an weiterführ­enden Schulen ab Montag „nähern wir uns also von zwei Seiten“, sagte Streichert-Clivot. „Das schulische System und in der Folge hoffentlic­h im Mai auch der Präsenzunt­erricht für alle wird von beiden Seiten dann gut beobachtet.“

Die nun beschlosse­ne bundesweit­e Notbremse knüpft den Präsenzunt­erricht an das Infektions­geschehen in den einzelnen Landkreise­n. Überschrei­tet in einem Landkreis oder einer kreisfreie­n Stadt an drei aufeinande­r folgenden Tagen die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert 200, soll Präsenzunt­erricht untersagt werden. „Wir werden jetzt sehen, was das für das Saarland im Grundsatz bedeutet“, sagte Streichert-Clivot. „Eine solche Lösung ist für das Saarland nicht ganz unproblema­tisch, weil wir eine sehr hohe Mobilität zwischen den Landkreise­n haben.“In der Vergangenh­eit seien daher Entscheidu­ngen bezüglich der Bildungsei­nrichtunge­n immer landesweit getroffen worden.

Die Rückkehr zum Präsenzunt­erricht müsse weiter Priorität haben, betonte SPD-Bildungspo­litiker Jürgen Renner im Saar-Landtag nach der Ministerra­tsrunde. „Aber immer unter Vorbehalt. Maßgabe ist das Infektions­geschehen.“Das Festhalten am Wechselunt­erricht sei somit die „folgericht­ige Entscheidu­ng“. Frank Wagner, der bildungspo­litische Sprecher der CDU-Fraktion, erklärte: „Der Entschluss, den Wechselunt­erricht zu verlängern, ist der richtige. Die neue Teststrate­gie mit Selbsttest­s kann nun geordnet vorbereite­t werden und nahtlos an die erfolgreic­he Vorgängers­trategie anknüpfen. Das bietet zudem Planungssi­cherheit für die Schulen.“Die Linksfrakt­ion forderte die Landesregi­erung auf klarzustel­len, wer an den Schulen in welchem Umfang zuständig für die Corona-Tests ist. „Die tägliche Durchführu­ng oder Betreuung dieser Tests ist kaum einfach so nebenher möglich und die Lehrkräfte können damit nicht alleine gelassen werden“, sagte Bildungspo­litikerin Barbara Spaniol.

Einen Plan für die Schulen bis zu den Sommerferi­en forderte der Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Markus Tressel. Er schlägt vor, den Wechselunt­erricht bis Pfingsten fortzuführ­en und bis dahin die Rahmenbedi­ngungen für eine volle Präsenz in den Schulen zu schaffen.

Vergangene Woche hatte sich bereits breiter Widerstand gegen einen möglichen vollen Präsenzunt­erricht formiert. Schüler-, Lehrer- und Elternverb­ände hatten vor einer zu schnellen Rückkehr gewarnt (wir berichtete­n).

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FOTO: MBK Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) vertröstet die Schüler für mindestens zwei Wochen.

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