Kraftwerk Fenne will einen Block vom Netz nehmen
Die Fördergesellschaft Saaris hat für die digital stattfindende Industrieschau einen virtuellen Gemeinschaftsstand entwickelt.
VÖLKLINGEN (mzt) Der Essener Energiekonzern Steag will einen Kohlekraftwerks-Block in Völklingen-Fenne stilllegen. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen bei der Bundesnetzagentur gestellt. Damit macht Steag einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Kohleausstieg. Die Versorgung mit Fernwärme sei trotzdem gesichert, hieß es in einer Mitteilung von Steag. Doch möglicherweise stuft die Bundesnetzagentur das Kraftwerk als systemrelevant ein. Ein Abschalten wäre dann verboten.
SAARBRÜCKEN/HANNOVER In dieser Woche wäre auf dem Mega-Messegelände in Hannover wieder eine Menge los. Mehr als 6000 Aussteller präsentierten sich noch vor zwei Jahren auf der weltgrößten Industrieschau. Sie lockten über 200 000 Besucher an. 2020 dann gähnende Leere. Wegen Corona fiel die Hannover Messe aus. In diesem Jahr findet sie wieder statt, aber als rein virtuelles Ereignis. Rund 1800 Aussteller hat das Team um Jochen Köckler, Vorstandschef der Deutschen Messe AG, überzeugen können, sich im Internet zu präsentieren.
Auch das Saarland zeigt in der Leinestadt Flagge. Das Wirtschaftsministerium hat über die Standort-Fördergesellschaft Saaris einen virtuellen Gemeinschaftsstand auf die Beine gestellt. Dort sind mit Paragon Semvox und Basis Europe zwei Software-Häuser und mit der Püttlinger Firma Tosch ein Hersteller von Präzisionsteilen für die Automobilindustrie vertreten, außerdem das INM Leibniz-Institut für Neue Materialien und das Saarbrücker Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum. Als Einzelaussteller von der Saar ist die Scheer Group mit einigen ihrer Software- und Beratungsunternehmen, aber auch dem August-Wilhelm Scheer (AWS)-Institut für digitale Prozesse auf dem virtuellen Messegelände präsent – zudem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und der Merziger Kugelhahn-Hersteller
MHA Zentgraf.
Kundenakquise mit einem rein virtuellen Auftritt – geht das überhaupt? Für Mario Baldi, Vorsitzender der Scheer-Group-Geschäftsführung, „ist das kein Problem“. Interessierte Besucher könnten auf ihrem Computer „jederzeit bei uns vorbei schauen“. Die Unternehmensgruppe hat bis zum Ende der virtuellen Hannover Messe am 16. April „ein Team von acht Leuten abgestellt, die sich ausschließlich um Anfragen potenzieller Kunden kümmern“. Diese können mit ihnen in einen Video-Dialog treten, klassisch telefonieren, aber auch eine schriftliche Chat-Anfrage stellen. „Mit den ersten Messetagen sind wir zufrieden“, sagt Baldi. „Es waren einige vielversprechende Kontakte dabei.“Außerdem sei es bei virtueller Präsenz einfacher, die Anfragen direkt auszuwerten und für das Nachmesse-Geschäft aufzubereiten.
DFKI-Geschäftsführer Professor Antonio Krüger ist davon überzeugt, dass „das virtuelle Format bestehen bleibt, wenn wieder Präsenz-Veranstaltungen möglich sein werden“. Für vertiefende Gespräche würden die Interessenten weiterhin nach Hannover fahren, „Erstinformationen können aber auch am Computer gesammelt werden“. Als Ideenschmiede rund um die Künstliche Intelligenz „kennen wir uns zwar mit Computer-Präsentationen aus, aber wir sammeln viel Erfahrung, weil es unser erstes Digital-Event für ein sehr breites Publikum ist“, meint Krüger. Die ersten Messetage „waren für uns ein Riesenaufschlag“. Da das DFKI inzwischen neben Saarbrücken über fünf weitere Standorte verfügt, „können wir uns auch vorstellen, auf dieser Basis digitale Hausmessen zu veranstalten“.
Das DFKI ist mit etlichen Neuentwicklungen auf der Hannover Messe vertreten. So zeigt das Team von Wirtschaftsinformatiker Wolfgang Maaß (Universität des Saarlandes/ DFKI), wie eine intelligente Datensammlung
hilft, den möglichen Ausfall von Industriemaschinen in der Produktion frühzeitig zu erkennen und einen teuren Fertigungsausfall zu verhindern.
Auch Professor Eduard Arzt, Vorsitzender der INM-Geschäftsführung, glaubt, „dass in Zukunft Präsenz-Messen wohl hybrid veranstaltet werden“– mit einem Stand vor Ort und einer starken Präsentation im Internet. Er sieht „die Hauptfunktion der digitalen Messe darin, bei unseren Kunden und potenziellen neuen Kunden im Gespräch zu bleiben“. Außerdem könnten die bei Präsenz-Veranstaltungen üblichen Fachvorträge auch virtuell besucht werden. Das ziehe mehr Leute an, der Nachteil sei aber, dass „die anschließenden Diskussionen eher begrenzt sind“.
Zielgruppe des INM sind weiterhin kleine und mittlere Unternehmen, aber auch große Firmen mit Innovationspotenzial. Das Institut präsentiert auf der Hannover Messe unter anderem so genannte Hybrid-Tinten. Sie bestehen aus Metall-Nanopartikeln,
die mit leitfähigem Kunststoff beschichtet sind. Unter anderem können ultradünne Photovoltaik-Folien oder Sensoren damit Strom oder Impulse weiterleiten.