Saarbruecker Zeitung

Trotz hoher Impfquote bleibt Corona-Lage in Moselle angespannt

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Mal knapp über, mal knapp unter 300: So entwickelt sich seit Wochen der Inzidenzwe­rt (Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tage) im Départemen­t Moselle mit Grenze zum Saarland. „Aktuell liegt dieser bei 296“, sagte Präfekt Laurent Touvet am Dienstag vor Journalist­en. Die Zahl der positiven Tests in der vergangene­n Woche liege mit 5,7 Prozent weiterhin unter dem frankreich­weiten Durchschni­tt von 8,8 Prozent. Die Statistik müsse man aber mit Vorsicht genießen. „Aufgrund der Osterfeier­tage wurden zuletzt weniger Tests durchgefüh­rt“, so Touvet.

An der sehr angespannt­en Situation in den Krankenhäu­sern hat sich in der vergangene­n Woche wenig verändert. Die Zahl der eingewiese­nen Covid-Patienten habe zwar insgesamt leicht abgenommen, auf den Intensivst­ationen sei die Belegung nach wie vor sehr hoch, wie Marie-Odile Saillard, Leiterin des Krankenhau­ses Metz-Thionville, berichtete. „Dass die Situation seit letzter Woche stabil geblieben ist, ist nur durch die Verlegung von Intensivpa­tienten und das Absagen zahlreiche­r geplanter Eingriffe gelungen“, sagte Saillard. Seit dem 5. April seien 13 Patienten aus dem Départemen­t Moselle nach Straßburg verlegt worden. Doch Saillard mahnte, dass die Verlegung nicht länger eine Lösung darstellen würde. Denn im

Départemen­t Bas-Rhin seien die Intensivst­ationen nun ähnlich belegt wie in Moselle. Der andere Hebel, um neue Kapazitäte­n für schwere Covid-Patienten zu schaffen, ist die Absage von planbaren OPs. „Je nach Krankenhau­s werden derzeit zwischen 50 und 70 Prozent dieser Eingriffe abgesagt“, berichtete Saillard. Die Klinikchef­in sorgt sich auch für ihre Mannschaft: Die aktuelle Situation bringe das Personal auf den Stationen an den Rand der Belastung. Und auch in anderen Abteilunge­n seien die Mitarbeite­r zurzeit besonders gefordert. „Zum Beispiel bei unserer Telefonzen­trale, wo Mitarbeite­r in den letzten Tagen öfter von Anrufern beschimpft wurden“, sagte sie.

Ein kleiner Lichtblick sind laut

Laurent Touvet die Ergebnisse der Untersuchu­ngen in den Kläranlang­en der Region. Dort zeichne sich ab, dass das Virus weniger stark im Umlauf sei. „Deshalb ist es nach wie vor wichtig, unsere Kontakte auf das Minimum zu reduzieren, um die Infektions­zahlen weiter zu drücken“, so der Präfekt. In Frankreich herrscht derzeit der dritte Lockdown seit Beginn der Pandemie. Schulen und Kitas bieten lediglich eine Notbetreuu­ng an, Geschäfte sind bis auf einige Ausnahmen geschlosse­n. Menschen dürfen sich nur in einem Umkreis von zehn Kilometern um ihren Wohnort bewegen. Zwischen 19 und 6 Uhr gilt eine Ausgangssp­erre.

In Moselle läuft die Impfkampag­ne reibungslo­s, so Touvet. „19,6 Prozent unserer Bevölkerun­g hat mindestens eine Impfdose verabreich­t bekommen“, sagte er. Zwei Drittel der Senioren über 70 Jahre wurden bereits geimpft. Auch der Impfstoff von Astrazenec­a wird im Départemen­t Moselle weiter verwendet, wie Lamia Himer von der regionalen Gesundheit­sbehörde ARS mitteilte. In den vergangene­n Tagen war darüber spekuliert worden, ob der Impfstoff im Départemen­t Moselle aufgrund der hohen Anzahl der südafrikan­ischen Mutation geeignet sei. Im Vergleich zu Februar hat sich aber dort das Verhältnis zwischen den verschiede­nen Virusmutat­ionen gedreht und die britische Variante hat die südafrikan­ische verdrängt. „Aktuell sind 58 Prozent der Neuinfekti­onen auf die englische Virusvaria­nte zurückzufü­hren. Der Anteil der südafrikan­ischen Variante beträgt rund 30 Prozent“, sagte Himer.

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FOTO: BECKERBRED­EL Mit dem Übertritt der deutsch-französisc­hen Grenze an der Goldenen Bremm in Saarbrücke­n ändern sich die Coronarege­ln.

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