Sparsamkeit ist der beste Datenschutz
Gleich zwei Datendiebstähle im großen Stil sorgen bei Nutzern für Unruhe. So kann man sich schützen.
ERFURT Nach dem großen Datenleck bei Facebook ist bei vielen Nutzern das Bedürfnis groß, ihre persönlichen Informationen zu schützen. Die Verbraucherzentrale Thüringen rät zur Datensparsamkeit, denn „was einmal im Internet das Licht der Welt erblickt, bleibt dort meist dauerhaft und verschwindet nicht von selbst“.
In vielen Fällen werden die Daten aus mehreren Quellen wie Profilen in sozialen Netzwerken gesammelt und wie eine Akte zusammengestellt. Das sogenannte Scraping (Schürfen) wurde bei den Datendiebstählen beim sozialen Netzwerk Facebook und beim Karrierenetzwerk Linkedin eingesetzt. Wie in der Zeit des Goldrauschs schürfen die Kriminellen mithilfe von Schadprogrammen die persönlichen Informationen der Nutzer. Auf diese Weise konnten die Diebe bei Facebook Daten von 533 Millionen und bei Linkedin von 500 Millionen Mitgliedern stehlen und anschließend zum Verkauf in zwielichtigen Foren anbieten.
Wie können sich Nutzer vor solchen Attacken schützen? Zunächst hat jeder Verbraucher nach Angaben der Verbraucherzentrale Thüringen das Recht, dass seine alten Informationen von Webseiten und aus Suchmaschinen entfernt werden. Das gelte auch für Hassbeiträge.
Doch vor allem sollten Nutzer sparsam mit ihren Daten im Internet umgehen. Jedes Foto oder jeder Text kann von anderen gespeichert, weitergeleitet oder unter anderem Namen
veröffentlicht werden. Auch mit Informationen wie einem Geburtsdatum können Kriminelle eine Identität stehlen. „Bei Angabe des Jobs können andere auf Einkommen und Kaufkraft schließen“, warnt die Verbraucherzentrale. Sie rät Verbrauchern bei jeder Information, die sie veröffentlichen wollen, zu hinterfragen, ob sie diese auch durch einen
Bus voller fremder Fahrgäste rufen würden.
„Bei alten Veröffentlichungen ist die Frage angebracht, wie lange die Sichtbarkeit vergangener Anlässe und Ereignisse im Internet gerechtfertigt ist“, sagen die Verbraucherschützer. Alte Daten könnten auch Jahre später noch dafür sorgen, dass Nutzer anonym bloßgestellt werden.
Auch die Suche nach dem eigenen Namen in einer Suchmaschine kann zum Erfolg führen. Wer dabei auf unliebsame Behauptungen stößt, kann den Webseitenbetreiber und den Suchmaschinenanbieter auffordern, die Daten umgehend zu löschen. Dazu stellt die Verbraucherzentrale Thüringen
Musterbriefe bereit.
„Unerlässlich für den Schutz eigener Daten sind schwer zu knackende Passwörter“, sagen die Verbraucherschützer. Sie raten zu mindestens zehn Zeichen, Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen. Wer sich nicht für jedes Konto ein einzelnes Passwort merken kann, dem empfiehlt die Verbraucherzentrale sogenannte Passwort-Manager, die wie Tresore Zugangsdaten sichern und dem Nutzer helfen, sichere Kennwörter zu generieren.
Doch auf dem Smartphone gibt es noch andere fleißige Datensammler. Denn einige Apps sind alles andere als sparsam, wie der Online-Speicherdienst pcloud herausgefunden hat. Vor allem die Programme von Instagram, Facebook und Linkedin leiteten emsig Daten ihrer Nutzer an Drittanbieter weiter. Facebook und Instagram sammelten Informationen auch für den Eigenbedarf – ebenso der Zahlungsdienstleister Klarna.
Auch vermeintlich harmlose Software wie Taschenlampen-Apps können der Verbraucherzentrale Thüringen zufolge Datenkraken sein. Nach dem ersten Start sollten Nutzer daher festlegen, ob Anwendungen zum Beispiel auf das Adressbuch im Smartphone zugreifen dürfen. „Bei einer Taschenlampen-App etwa gibt’s keinen Grund dafür“, erklären die Verbraucherschützer. Apples Betriebssystem iOS sowie das Android-System ab Version 6 böten aber beispielsweise die Möglichkeit, bereits installierten Programmen einzelne Berechtigungen zu entziehen.
„Was einmal im Internet das Licht der Welt erblickt, bleibt dort meist dauerhaft und verschwindet nicht
von selbst.“
Verbraucherzentrale Thüringen
Vorlagen der Verbraucherzentrale Thüringen zur Erfragung, Änderung und Löschung von Daten, ein Löschungs-Antrag für Daten bei Google und der Link zum Löschen eines Facebook-Kontos: www.verbraucherzentrale.de/ musterbriefe/digitale-welt/ datenschutz-35853 www.google.com/webmasters/ tools/legal-removal-request? complaint_type=rtbf https://m.facebook.com/account/ delete