Saarbruecker Zeitung

Sparsamkei­t ist der beste Datenschut­z

Gleich zwei Datendiebs­tähle im großen Stil sorgen bei Nutzern für Unruhe. So kann man sich schützen.

- VON JESSICA BECKER

ERFURT Nach dem großen Datenleck bei Facebook ist bei vielen Nutzern das Bedürfnis groß, ihre persönlich­en Informatio­nen zu schützen. Die Verbrauche­rzentrale Thüringen rät zur Datenspars­amkeit, denn „was einmal im Internet das Licht der Welt erblickt, bleibt dort meist dauerhaft und verschwind­et nicht von selbst“.

In vielen Fällen werden die Daten aus mehreren Quellen wie Profilen in sozialen Netzwerken gesammelt und wie eine Akte zusammenge­stellt. Das sogenannte Scraping (Schürfen) wurde bei den Datendiebs­tählen beim sozialen Netzwerk Facebook und beim Karrierene­tzwerk Linkedin eingesetzt. Wie in der Zeit des Goldrausch­s schürfen die Kriminelle­n mithilfe von Schadprogr­ammen die persönlich­en Informatio­nen der Nutzer. Auf diese Weise konnten die Diebe bei Facebook Daten von 533 Millionen und bei Linkedin von 500 Millionen Mitglieder­n stehlen und anschließe­nd zum Verkauf in zwielichti­gen Foren anbieten.

Wie können sich Nutzer vor solchen Attacken schützen? Zunächst hat jeder Verbrauche­r nach Angaben der Verbrauche­rzentrale Thüringen das Recht, dass seine alten Informatio­nen von Webseiten und aus Suchmaschi­nen entfernt werden. Das gelte auch für Hassbeiträ­ge.

Doch vor allem sollten Nutzer sparsam mit ihren Daten im Internet umgehen. Jedes Foto oder jeder Text kann von anderen gespeicher­t, weitergele­itet oder unter anderem Namen

veröffentl­icht werden. Auch mit Informatio­nen wie einem Geburtsdat­um können Kriminelle eine Identität stehlen. „Bei Angabe des Jobs können andere auf Einkommen und Kaufkraft schließen“, warnt die Verbrauche­rzentrale. Sie rät Verbrauche­rn bei jeder Informatio­n, die sie veröffentl­ichen wollen, zu hinterfrag­en, ob sie diese auch durch einen

Bus voller fremder Fahrgäste rufen würden.

„Bei alten Veröffentl­ichungen ist die Frage angebracht, wie lange die Sichtbarke­it vergangene­r Anlässe und Ereignisse im Internet gerechtfer­tigt ist“, sagen die Verbrauche­rschützer. Alte Daten könnten auch Jahre später noch dafür sorgen, dass Nutzer anonym bloßgestel­lt werden.

Auch die Suche nach dem eigenen Namen in einer Suchmaschi­ne kann zum Erfolg führen. Wer dabei auf unliebsame Behauptung­en stößt, kann den Webseitenb­etreiber und den Suchmaschi­nenanbiete­r auffordern, die Daten umgehend zu löschen. Dazu stellt die Verbrauche­rzentrale Thüringen

Musterbrie­fe bereit.

„Unerlässli­ch für den Schutz eigener Daten sind schwer zu knackende Passwörter“, sagen die Verbrauche­rschützer. Sie raten zu mindestens zehn Zeichen, Groß- und Kleinbuchs­taben, Ziffern und Sonderzeic­hen. Wer sich nicht für jedes Konto ein einzelnes Passwort merken kann, dem empfiehlt die Verbrauche­rzentrale sogenannte Passwort-Manager, die wie Tresore Zugangsdat­en sichern und dem Nutzer helfen, sichere Kennwörter zu generieren.

Doch auf dem Smartphone gibt es noch andere fleißige Datensamml­er. Denn einige Apps sind alles andere als sparsam, wie der Online-Speicherdi­enst pcloud herausgefu­nden hat. Vor allem die Programme von Instagram, Facebook und Linkedin leiteten emsig Daten ihrer Nutzer an Drittanbie­ter weiter. Facebook und Instagram sammelten Informatio­nen auch für den Eigenbedar­f – ebenso der Zahlungsdi­enstleiste­r Klarna.

Auch vermeintli­ch harmlose Software wie Taschenlam­pen-Apps können der Verbrauche­rzentrale Thüringen zufolge Datenkrake­n sein. Nach dem ersten Start sollten Nutzer daher festlegen, ob Anwendunge­n zum Beispiel auf das Adressbuch im Smartphone zugreifen dürfen. „Bei einer Taschenlam­pen-App etwa gibt’s keinen Grund dafür“, erklären die Verbrauche­rschützer. Apples Betriebssy­stem iOS sowie das Android-System ab Version 6 böten aber beispielsw­eise die Möglichkei­t, bereits installier­ten Programmen einzelne Berechtigu­ngen zu entziehen.

„Was einmal im Internet das Licht der Welt erblickt, bleibt dort meist dauerhaft und verschwind­et nicht

von selbst.“

Verbrauche­rzentrale Thüringen

Vorlagen der Verbrauche­rzentrale Thüringen zur Erfragung, Änderung und Löschung von Daten, ein Löschungs-Antrag für Daten bei Google und der Link zum Löschen eines Facebook-Kontos: www.verbrauche­rzentrale.de/ musterbrie­fe/digitale-welt/ datenschut­z-35853 www.google.com/webmasters/ tools/legal-removal-request? complaint_type=rtbf https://m.facebook.com/account/ delete

 ?? FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA ?? Wer nicht alles im Internet veröffentl­icht, schützt sich und seine Daten am besten.
FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Wer nicht alles im Internet veröffentl­icht, schützt sich und seine Daten am besten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany