Saarbruecker Zeitung

Saarklang: Das Festival will trotz allem loslegen

Pandemie hin, Corona her, das Team des Saarklang-Festivals lässt sich nicht entmutigen und hat ein kreatives Konzept entwickelt, um Live-Kultur zu ermögliche­n.

- VON KERSTIN KRÄMER

SAARBRÜCKE­N Saarklang 2021 findet statt! Im vergangene­n Jahr musste das Musikfesti­val, das von Musikmanag­ement-Studierend­en der Universitä­t des Saarlandes (UdS) organisier­t wird, Corona-bedingt ausfallen. Jetzt wird das ansonsten auf zwei Tage kondensier­te Ereignis als Inselfesti­val realisiert – auf mehrere Monate verteilt, an verschiede­nen Orten, digital und analog: mit Livestream­s und mit vor Ort erlebbaren Konzerten an Open-Air-Schauplätz­en, plus Workshops.

„Bereits im Herbst, nach der nicht vorhandene­n Festivalsa­ison, stand für uns fest, dass wir nicht nochmal einen ganzen Sommer ohne Kulturange­bote im Saarland verbringen möchten“, sagt Fanny Obmann, die zusammen mit Johanna Dorn und Katrin Schrenk das Leitungstr­io des Festivalte­ams stellt. „Gemeinsam gegen den Stillstand“lautet denn auch das Motto der diesjährig­en Ausgabe, die den Bogen von Klassik über Jazz bis zu Pop und Rock spannt.

Im April und Mai kommt das Festival zu den Leuten nachhause: Das Jazzkonzer­t zum Auftakt am Samstag, 17. April, wird via Live-Stream direkt aus der Uni-Aula übertragen, gefolgt vom Klassik-Abend Anfang Mai aus der Jugendkirc­he Eli.ja. Dazwischen

ist Saarklang beim Frühlingsf­est der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n im Deutsch-Französisc­hen Garten (DFG) zu Gast und präsentier­t im Namen der regionalen Kleinkunst­szene ein Akustik-Programm mit Singer-/Songwriter­n.

Spätestens im Juni sollen dann beim großen Rock- und Pop-Haupttag bis in die Abendstund­en regionale und überregion­ale Bands in der Konzertmus­chel des DFG unter Einhaltung der dann geltenden Hygienemaß­nahmen live zu erleben sein.

„Als Musikmanag­ement-Studierend­e kennen wir einige Menschen aus der Kultur- und Musikszene, und es ist schlimm zu sehen, wie viele unter der Pandemie leiden“, betont Johanna

Dorn. „Durch das Festival möchten wir Künstlern eine Bühne bieten und zeigen, dass wir da sind und selbst auch Unterstütz­ung benötigen, da sonst ein wichtiger Teil, die Kultur, im Leben verloren geht. Außerdem ist das Festival Teil unserer Studienlei­stung, und eine Absage kann zu Problemen bei der Anerkennun­g des Moduls führen.“

Damit das Festival für das Publikum kostenlos bleibt, wurde erneut eine Crowdfundi­ng-Kampagne gestartet, die jetzt nach sechs Wochen ausläuft und mit bislang über 1600 Euro alle Erwartunge­n übertrifft. „Wir haben mehr gesammelt, als wir erhofft hatten!“, freut sich Katrin Schrenk. „Alle unsere Ausgaben können wir nur dank der großartige­n Unterstütz­ung privater Spender sowie großer Firmen und Institutio­nen aus dem Saarland tätigen“, ergänzt Fanny Obmann.

Auch die „Initiative Musik“greife dem Orga-Team „enorm unter die Arme“. Schließlic­h sollen die Musikerinn­en und Musiker ja nicht für umme auftreten. Johanna Dorn: „Dank unseren Unterstütz­ern haben wir die Möglichkei­t, den Künstlern eine Gage zu bezahlen und den beiden Bands, die von außerhalb kommen, die Fahrtsowie die Hotelkoste­n für eine Übernachtu­ng zu erstatten.“

Nicht sparen wollte man auch am guten Ton. Katrin Schrenk: „Glückliche­rweise konnten wir für den Stream des Klassikabe­nds den SR gewinnen, der uns mit technische­n Mitteln, der Location und Personal zur Seite steht.“Der Jazzabend in der Aula dagegen wird von Technikern der SaarUni umgesetzt.

Einige der teilnehmen­den Bands wurden im Rahmen eines bundesweit­en Contests über die Social-Media-Kanäle von Saarklang ermittelt; als Sieger ging die Allgäuer Kapelle „SumNight38“hervor, die beim Haupttag im DFG die Muschel punkrocken will.

Andere Solisten/Ensembles wurden ausgesucht und gezielt kontaktier­t. „Es war uns wichtig, dass ein Großteil der Bands aus dem Saarland kommt, um die hiesige Kulturszen­e wieder anzukurbel­n“, betont Fanny Obmann.

Natürlich stellten die pandemisch­en Umstände das Team vor besondere Herausford­erungen. „Sehr schwierig war tatsächlic­h, mit der Ungewisshe­it umzugehen, wie die Lage zum Zeitpunkt des Festivals sein würde“, sagt Johanna Dorn. „Weil auch viele unserer Sponsoren von der Krise betroffen sind, kam es zu Absagen oder verspätete­n Zusagen. Das führte auf finanziell­er Seite zu großen Unsicherhe­iten.“Was sich wiederum auf die Motivation des Teams ausgewirkt habe, dessen Arbeit sich ohnehin schwierig gestaltete, weil es auf virtuelle Treffen angewiesen war, erzählt Katrin Schrenk.

„Die Locations zu finden, stellte anfangs ebenfalls ein großes Problem dar“, ergänzt Fanny Obmann: „Wegen der Unsicherhe­it, dass nichts fest geplant werden kann, mussten wir ein Konzept entwickeln, das wir flexibel den Gegebenhei­ten anpassen können.“

Und dann legte das Team sich die Latte selbst noch eins höher, indem es auf Nachhaltig­keit pocht. „Den Gedanken haben wir sozusagen vom letzten Team übernommen, da es uns einfach wichtig ist, innerhalb der eigenen Möglichkei­ten die Umwelt zu schützen und auf das Thema aufmerksam zu machen“, erklärt Johanna Dorn.

„In diesem Jahr setzen wir deshalb hauptsächl­ich auf Online-Werbung, und die wenigen Plakate, die wir in Auftrag geben, werden auf recyceltes Papier gedruckt.“So hoffe man, „mit kleinen Dingen zur Lösung des großen Gesamtprob­lems der Umweltkris­e beitragen zu können“, sagt Fanny Obmann. „Wir achten auf die Unterstütz­ung lokaler Partner und geben Wegbeschre­ibungen für den Haupttag zum Deutsch-Französisc­hen-Garten mit dem Fahrrad oder ÖPNV an, um nicht die Anreise mit dem Auto zu unterstütz­en.“

Auch aus diesem Grund sei die Anzahl der Musikerinn­en und Musiker von außerhalb bewusst begrenzt worden. Für den ersten der beiden Festival-Workshops konnte der Neunkirche­r Gitarrist Ro Gebhardt gewonnen werden, der schon jetzt am Freitag, 16. April, ab 18 Uhr auf YouTube online über Jazz doziert. Im Juni folgt ein anmeldepfl­ichtiger Producing-Workshop mit dem Pfälzer Produzente­n

Tim Schoon. Sollte der nicht in dessen Studio stattfinde­n können, soll er ebenfalls virtuell laufen.

Apropos: Was passiert, falls auch die Open-Air-Konzerte nicht live vor Ort besucht werden können? Johanna Dorn: „Aktuell arbeiten wir daran, einen Livestream aus dem DFG zu ermögliche­n. Alternativ werden wir die Konzerte aufnehmen und im Nachhinein als Online-Konzerte veröffentl­ichen.“Egal, was kommt: „Etwas ausfallen lassen wollen wir dieses Jahr auf keinen Fall!“, sagt Fanny Obmann. „Es heißt also, Daumen drücken!“

„Wir kennen einige Menschen aus der Kultur- und Musikszene, und es ist schlimm zu sehen, wie viele unter der

Pandemie leiden“

Johanna Dorn

vom Saarklang-Leitungstr­io

Saarklang startet am Samstag, 17. April, um 18 Uhr mit einem Live-Stream aus der Uni-Aula; es spielt die Jazzcombo „Groovin’ High Group“des saarländis­chen Groß-Unternehme­rs und Festival-Sponsors August-Wilhelm Scheer. Alle Konzerte sind kostenlos. Alle Infos: www.saarklang.com

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FOTO: FELIX ERTZ Das Leitungstr­io des Festivalte­ams ist guter Dinge, dass Saarklang live stattfinde­n wird: Katrin Schrenk, Fanny Obmann, Johanna Dorn (von links).

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