Saarbruecker Zeitung

Viel Aufwand für niemanden

Volleyball-Zweitligis­t TV Holz hat am Doppelspie­ltag gegen VV Grimma und VCO Dresden zwei 0:3-Klatschen kassiert. Nicht nur deshalb war Hallenspre­cher Jörg Mettger frustriert. In Corona-Zeiten macht ihm seine Arbeit kaum Spaß.

- VON LUCAS JOST

SAARBRÜCKE­N/HOLZ Zwei Stunden bevor die Heimspiele des TV Holz in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n angepfiffe­n werden, beginnt der Arbeitstag von Jörg Mettger. Er ist Vorsitzend­er des Volleyball-Zweitligis­ten und gleichzeit­ig Hallenspre­cher sowie Hallen-DJ. Während sich die Mannschaft­en auf das Spiel vorbereite­n, wuselt der 55-Jährige durch die Halle. Er sorgt dafür, dass alles bereit ist, um dem Wettkampf den angemessen­en Rahmen zu geben. Dazu richtet Jörg Mettger Equipment im Wert „im mittleren vierstelli­gen Bereich“ein. Den Laptop zur Steuerung der Technik stellt der Verein. Das restliche Equipment – etwa Mikrofon, DJ-Turm und Mischpult – habe er nach und nach selbst angeschaff­t, erzählt Jörg Mettger: „Inzwischen kann ich alles vom kleinen Schulungsr­aum bis zur großen Sporthalle beschallen.“

2013, als der TV Holz in die 3. Liga aufgestieg­en war, stand Jörg Mettger erstmals testweise am Mikrofon, weil ein Hallenspre­cher gesucht wurde. In den vergangene­n acht Jahren hat sich aus dem, was als kurzfristi­ge Lösung begann, eine Leidenscha­ft entwickelt. Sie hat den Lummerschi­eder, der im Hauptberuf als Vertriebsm­itarbeiter arbeitet, bundesweit und auch internatio­nal herumgefüh­rt hat. So war er unter anderem bei Volleyball­und

Beachvolle­yball-Turnieren in Schleswig-Holstein, Baden-Württember­g und Luxemburg im Einsatz. Oder er unterhielt die Zuschauer bei Bundesliga-, Pokal- und Champions-League-Spielen der Damen des MTV Stuttgart.

„Sein“Verein sei aber der TV Holz. Wenn der in Saarbrücke­n an der Sportschul­e seine Heimspiele austrägt, steht Jörg Mettger auf einem Platz in rund sechs Metern Höhe über dem Spielfeld. Der 55-Jährige hat von dort das Geschehen bestens im Blick. Er führt durch den Spieltag, kommentier­t das Geschehen auf dem Feld, ist für die musikalisc­he Untermalun­g und Begleitung zuständig.

In seinem Repertoire befinden sich Stücke aus allen Musikricht­ungen: Vom Rock-Klassiker „Live is Life“von Opus über Sommer-Hits wie „Bailando“von Loona bis hin zu „Are you ready for this“, das Film-Freunden aus „Space Jam“bekannt sein dürfte. Ausgesucht wird aus fast 800 eigens zusammenge­stellten Liedern das, was gerade am besten passt. Etwas Dezenteres für Auszeiten oder die Pause zwischen den Sätzen. Etwas Stimmungsv­olles, wenn die Heimmannsc­haft gepunktet hat. Dank auf die Anforderun­gen zugeschnit­tener Software geht alles per Mausklick.

„Ich mache es einfach gerne“, beschreibt der 55-Jährige seine Motivation. Denn anderweiti­g entlohnt wird Jörg Mettger für seine Tätigkeit nicht. „Ein Lächeln“, scherzt er, sei seine Bezahlung: „Und wenn es Catering gibt, auch noch etwas Kleines zu essen.“Momentan gibt es das jedoch nicht. Catering ist eins der Angebote, welches den Corona-Regelungen zum Opfer gefallen ist, da keine Zuschauer zu den Spielen zugelassen sind. Was momentan das Frustriere­nde an seiner Tätigkeit sei. Denn die Arbeit und Mühe, die Jörg Mettger in die musikalisc­he und sprachlich­e Begleitung hineinstec­kt, bleibt derzeit nahezu unbeachtet. Im Livestream, der regelmäßig angeboten wird, werden gesondert Kommentato­ren eingesetzt. In der Halle lebt seine Tätigkeit von der Interaktio­n mit den Zuschauern auf der Tribüne. Und die ist in Corona-Zeiten leer.

„Die Arbeit macht wirklich Spaß. Nur während Corona überhaupt nicht. Im Moment betreiben wir den Aufwand für niemanden“, gibt der 55-Jährige zu. Besonders schade sei es dann, wenn auch der Mannschaft

auf dem Feld wenig bis nichts gelingt. Am Doppelspie­ltag mit den beiden Heimspiele­n gegen VV Grimma am Samstag und VCO Dresden am Sonntag war das so. „Da haben wir viel Lehrgeld bezahlt“, fasst der Holzer Trainer Frederik Scheller den Doppelspie­ltag in Saarbrücke­n zusammen. In beiden Partien war seine Mannschaft chancenlos. Gegen Grimma gab es ebenso eine 0:3-Niederlage (22:25, 18:25, 14:25) wie gegen Dresden (17:25, 13:25, 20:25)

Gut für den TV Holz ist: Da es in dieser Saison keine sportliche­n Absteiger aus der 2. Bundesliga geben wird (wir berichtete­n), haben die Ergebnisse keine sportliche Relevanz. So kann sich der Verein Gedanken darüber machen, wie er die Heimspielt­age gestalten möchte, sobald wieder Zuschauer zugelassen sind. Jörg Mettger blickt positiv in die Zukunft: „Das Sportevent soll noch mehr im Vordergrun­d stehen. Wir wollen und müssen daran arbeiten, die Fan-Kultur nach Corona zu etablieren.“Auch seine Arbeit als Hallenspre­cher und DJ würde dann wieder die angemessen­e Wertschätz­ung erfahren.

An diesem Sonntag, 18. April, steht für den TV Holz erneut ein Heimspiel in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n an. Um 16 Uhr ist im letzten Heimspiel der Saison der Tabellenzw­eite VC Wiesbaden II zu Gast beim Tabellenze­hnten. www.prowin-volleys.de

 ?? FOTO: THOMAS WIECK ?? Vorsitzend­er, Hallenspre­cher und Hallen-DJ: Jörg Mettger ist beim TV Holz sozusagen Mädchen für alles. Der 55-Jährige kümmert sich bei den Heimspiele­n des Volleyball-Zweitligis­ten an der Saarbrücke­r Sportschul­e für die musikalisc­he Umrahmung und kommentier­t das Geschehen. Derzeit betreibt er den Aufwand jedoch für die Katz. Denn Zuschauer sind aufgrund der Corona-Auflagen in der Halle verboten.
FOTO: THOMAS WIECK Vorsitzend­er, Hallenspre­cher und Hallen-DJ: Jörg Mettger ist beim TV Holz sozusagen Mädchen für alles. Der 55-Jährige kümmert sich bei den Heimspiele­n des Volleyball-Zweitligis­ten an der Saarbrücke­r Sportschul­e für die musikalisc­he Umrahmung und kommentier­t das Geschehen. Derzeit betreibt er den Aufwand jedoch für die Katz. Denn Zuschauer sind aufgrund der Corona-Auflagen in der Halle verboten.
 ?? FOTO: THOMAS WIECK ?? Sabine Weiß (Nummer 3) hatte mit ihrer Mannschaft am vergangene­n Doppelspie­ltag keinen Grund zum Jubeln. Der TV Holz kassierte zwei 0:3-Niederlage­n. Weiß wurde aber in der Partie gegen VV Grimma zur „wertvollst­en Spielerin“ihrer Mannschaft gewählt.
FOTO: THOMAS WIECK Sabine Weiß (Nummer 3) hatte mit ihrer Mannschaft am vergangene­n Doppelspie­ltag keinen Grund zum Jubeln. Der TV Holz kassierte zwei 0:3-Niederlage­n. Weiß wurde aber in der Partie gegen VV Grimma zur „wertvollst­en Spielerin“ihrer Mannschaft gewählt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany