Corona-Tests am Arbeitsplatz: Was auf Unternehmen zukommt
(dpa/SZ) Vehement hatte sich die Wirtschaft dagegen gestemmt – und in Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zunächst einen Verbündeten. Jetzt müssen bald doch alle Unternehmen verpflichtend Corona-Tests anbieten. Die Arbeitgeber werten das als Misstrauenserklärung. Doch aus Sicht von Wissenschaftlern reichen die einmal wöchentlichen Tests noch lange nicht aus. Dazu wichtige Fragen und Antworten:
Was plant die Bundesregierung und
warum kommt das jetzt?
Vor allem die SPD hatte darauf gedrungen, dass die Unternehmen zu den Testangeboten verpflichtet werden. Die Union, die das zunächst nicht wollte, macht dem Vernehmen nach jetzt mit, weil sie ein anderes Vorhaben nicht aufs Spiel setzen will: Im Paket mit der Testangebotspflicht sollen am Dienstag die bundeseinheitlichen Regeln zum Brechen der dritten Corona-Welle im Kabinett beschlossen werden. Die Test-Regelung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sieht vor, dass alle Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice sind, das Recht auf einen Corona-Test pro Woche bekommen. Wer viel engen Kundenkontakt
hat oder in Gemeinschaftsunterkünften lebt, soll Anspruch auf zwei Tests haben.
Was sollen die Tests bringen und reicht ein Test pro Woche aus?
Die Schnell- oder Selbsttests sollen helfen, Corona-Infizierte zu entdecken, die noch keine deutlichen Symptome spüren. Aus wissenschaftlicher Sicht können sie eine Infektion allerdings nicht grundsätzlich ausschließen. Selbst bei korrekter Anwendung sei es bei einem negativen Test „lediglich weniger wahrscheinlich“für andere ansteckend zu sein, erklärt das Robert-Koch-Institut. Ob ein wöchentlicher Test im Büro ausreicht, wird
daher von vielen bezweifelt.
Was bedeutet eine Testpflicht für die Unternehmen?
Der Wirtschaftsrat der CDU rechnet damit, dass die Tests die deutschen Unternehmen monatlich mehr als sieben Milliarden Euro kosten. Manche kleine und mittelständische Unternehmen könnten sich den Aufwand nicht leisten. Viele Firmen können aber Hilfen beantragen: Für Schnelltests gibt es über die Überbrückungshilfe III eine Förderung.
Wie viele Unternehmen bieten ohnehin schon Tests an?
Nach einer Umfrage im Auftrag der Bundesregierung hatten zuletzt 61
Prozent der Beschäftigten einen Arbeitgeber, der Corona-Tests anbietet. Weitere Arbeitgeber hätten den Mitarbeitern Tests in Aussicht gestellt.
Was sagt die Wirtschaft dazu? Gibt es Stimmen aus dem Saarland?
Wirtschaftsverbände sind von einer Testpflicht alles andere als begeistert. BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter spricht von einer „Misstrauenserklärung gegenüber den Unternehmen und ihren Beschäftigten“. Die Testpflicht diskreditiere das freiwillige Engagement der Unternehmen. Ähnlich sieht es auch der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes, Bernd Reis: Er sieht den Testzwang als Vertrauensbruch gegenüber den Unternehmen und fordert Unterstützung bei der Test-Pflicht.
Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr im Büro überhaupt?
Führende Aerosol-Forscher aus Deutschland betonen, Sars-Cov-2 werde fast ausnahmslos in Innenräumen übertragen. Berliner Mobilitätsforscher fordern deshalb, dass man Mehrpersonenbüros nur noch mit gültigem Schnelltest oder nach Impfung betreten darf – oder alle müssten FFP2-Maske tragen. Die Bundesregierung will zumindest die Pflicht verlängern, wo immer möglich Arbeitnehmern die Arbeit im Homeoffice zu erlauben.