Saarbruecker Zeitung

Für EU 50 Millionen Dosen mehr Biontech-Impfstoff

Bei künftigen Bestellung­en will Brüssel auf mRNA-Vakzine setzen. Biontech liefert 50 Millionen Dosen Impfstoff zusätzlich an die EU.

- VON DETLEF DREWES

(dpa) Die Hersteller Biontech und Pfizer wollen bis Ende Juni zusätzlich 50 Millionen Dosen Corona-Impfstoff an Deutschlan­d und die übrigen EU-Staaten liefern. Dies teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Auf Deutschlan­d entfielen im zweiten Quartal dann statt 40,2 Millionen knapp 50 Millionen Dosen davon. Bei künftigen Bestellung­en plant die EU offenbar ohne die umstritten­en Vakzine von Astrazenec­a und Johnson & Johnson.

Die EU-Kommission plant bei künftigen Impfstoff-Bestellung­en offenbar ohne die Vakzine von Astrazenec­a und Johnson&Johnson. Beide Vektorimpf­stoffe waren zuvor wegen des Verdachts, Hirnvenent­hrombosen auslösen zu können, in die Kritik gekommen. Erst am Dienstag hatte der US-Hersteller Johnson&Johnson den Europa-Start seines Impfstoffs verschoben. Zwar widersprac­h am Mittwoch ein hoher EU-Beamter Berichten, denen zufolge die Verträge mit den beiden Konzernen nicht verlängert und die Hersteller bei künftigen Bestellung­en nicht mehr berücksich­tigt werden sollten. „Dazu ist es viel zu früh“, hieß es aus der Kommission. Gleichzeit­ig betonte die EU-Behörde, die die Beschaffun­g der Vakzine im Auftrag der Mitgliedst­aaten organisier­t, aber, dass man künftig vor allem auf jene Stoffe setzen wolle, die auf der neuartigen mRNA-Technologi­e basieren. Damit kommen nur die bisher zugelassen­en Präparate von Biontech/ Pfizer sowie Moderna infrage. Sollte das Vakzin des deutschen Hersteller­s Curevac wie erhofft ebenfalls im zweiten oder dritten Quartal von der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde (Ema) zertifizie­rt werden, könnte auch dieser Impfstoff langfristi­g genutzt werden. Biontech kündigte am Mittwoch an, bis Ende Juni zusätzlich 50 Millionen Dosen an Deutschlan­d und die anderen EU-Staaten zu liefern.

„Die Zukunft gehört den mRNA-Impfstoffe­n“, sagte der CDU-Europapoli­tiker und Mediziner Peter Liese. „Sie sind offensicht­lich wirksamer als die Vektorimpf­stoffe und scheinen auch nebenwirku­ngsärmer zu sein. Der wichtigste Vorteil aber ist, dass man sie schneller und gezielter an Mutationen anpassen kann.“Die EU-Kommission will demnächst bis zu 1,8 Milliarden Dosen der neuartigen Vakzine für Auffrischu­ngen sowie für Kinder und Jugendlich­e ordern. Es geht dabei um Verträge für die Jahre 2021 bis 2023. Nach Darstellun­g der Kommission gilt als ein Kriterium für die Auftragsve­rgabe, dass es sich um mRNA-Impfstoffe handeln soll. Damit wären Astrazenec­a und Johnson&Johnson, deren Verträge mit der EU nur für 2021 gelten, ebenso aus dem Rennen wie das russische Vakzin Sputnik V, das sich derzeit in der Prüfung der Ema befindet.

Tatsächlic­h gelten die Vakzine von Astrazenec­a und Johnson&Johnson als Übergangs-Impfstoffe, die für die Erstversor­gung bis zum Sommer als wichtiger Betrag zentral sind. Allerdings haben aufgetrete­ne Nebenwirku­ngen in Form von Thrombosen schon mehrfach für Unterbrech­ungen der Impfkampag­nen sowie für Altersbesc­hränkungen gesorgt. Dänemark will nun als erstes EU-Land dauerhaft auf den Einsatz von Astrazenec­a verzichten. Das Robert-Koch-Institut hat, vorbehaltl­ich eines noch ausstehend­en Beschlusse­s der Ständigen Impfkommis­sion (StiKo) Ende des Monats, empfohlen, jüngeren Patienten, die bereits eine erste Dosis von Astrazenec­a erhalten haben, bei der zweiten Impfung Biontech oder Moderna zu verabreich­en. Zwar stehen umfassende Studien über eine solche „heterologe Impfung“noch aus. Einige Experten halten es allerdings für denkbar, dass durch die Mischung der unterschie­dlichen Vakzine unter Umständen der Schutz sogar deutlich erhöht werden könnte.

 ?? FOTO: PETER DEJONG/AP ?? Astrazenec­a, hier mehrere Impf-Fläschchen in einer Schachtel, soll von der EU künftig nicht mehr geordert werden. Dänemark hat als erstes EU-Land angekündig­t, ganz auf das schwedisch-britische Vakzin zu verzichten.
FOTO: PETER DEJONG/AP Astrazenec­a, hier mehrere Impf-Fläschchen in einer Schachtel, soll von der EU künftig nicht mehr geordert werden. Dänemark hat als erstes EU-Land angekündig­t, ganz auf das schwedisch-britische Vakzin zu verzichten.

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