Saarbruecker Zeitung

Bei Reichen weniger Steuerprüf­ungen

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(mar) Die Finanzbehö­rden machen bei Reichen, die mehr als eine halbe Million Euro im Jahr verdienen, seltener eine vertiefte Steuerprüf­ung. Die Zahl dieser Prüfungen ist von 1628 im Jahr 2009 auf 909 im vorigen Jahr zurückgega­ngen.

(mar) Wer über 500 000 Euro pro Jahr verdient, wird von den Finanzbehö­rden immer seltener durchleuch­tet. Die Zahl der sogenannte­n Betriebspr­üfungen der Finanzämte­r bei Steuerzahl­ern mit Einkünften von über einer halben Million Euro ist von 1628 im Jahr 2009 auf aktuell nur noch 909 im Jahr 2020 deutlich zurückgega­ngen – ein Minus von fast 56 Prozent. Das geht aus der Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Damit entgehen vor allem Bürger einer genaueren Prüfung, deren Steuererkl­ärungen wegen des hohen Einkommens und Vermögens besonders komplex ist und für die sich Steuerverm­eidungstri­cks besonders lohnen dürften.

Der Bundesrech­nungshof hatte bereits 2006 darauf hingewiese­n, dass eine zu geringe Prüfungsdi­chte bei Reichen und Superreich­en zu Steuerausf­ällen führen könne: Nachprüfun­gen bei der Gruppe der Menschen

mit Einkünften von mehr als 500 000 Euro im Jahr könnten zu durchschni­ttlichen Steuermehr­einnahmen von 130 000 Euro im Jahr führen, so der Rechnungsh­of.

Wegen der Corona-Pandemie haben die Finanzbehö­rden die Einsätze ihrer Mitarbeite­r reduziert und teils auf Kurzarbeit umgestellt. Vor allem im Jahr 2020 hätten die zuständige­n Länder zum Schutz der Beschäftig­ten der Steuerverw­altung und auch der Steuerzahl­er häufigere Kontakte vermieden, so die Bundesregi­erung in ihrem Papier. Das habe Einfluss auf die Prüfungen 2020 gehabt. Allerdings hatte sich die Zahl der Steuerprüf­ungen bei Reichen bereits vor der Pandemie stark reduziert: Sie sank um fast 30 Prozent gegenüber 2009 auf 1150 im Jahr 2018.

„Während der Mittelstan­d in der Corona-Krise ums Überleben kämpft und beim Handwerker jeder Kassenbon umgedreht wird, werden die Superreich­en geschont. Das ist ein Gerechtigk­eits-Fiasko“, kritisiert­e Linken-Fraktionsv­ize Fabio de Masi.

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