Saarbruecker Zeitung

Mehr Wilderei gegen Bussard, Biber und Co.

Immer wieder werden Wildtiere vergiftet oder mit Fallen getötet. Vor allem Greifvögel geraten ins Visier von Wilderern. Dabei sind die Motive der Täter vielfältig.

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Die illegale Jagd auf Wildtiere ist auch in Deutschlan­d ein Problem. Und die Wilderei nehme zu, sagen Experten. Greifvögel, Biber oder Luchse werden immer öfter vergiftet oder sterben in Fallen. Was treibt die Täter?

dem Biber, dem Habicht, der Rohrweihe, dem Seeadler und dem Luchs. Dokumentie­rte Tötungsmet­hoden waren Vergiftung, Fallen, Beschuss oder die Zerstörung des tierischen Zuhauses wie des Biberdamms. Im Landkreis Cham wurde den Angaben zufolge 2019 ein ganzer Schwarm Stare mit dem in der EU verbotenen Insektizid Carbofuran vergiftet. Der Report dokumentie­rt ebenso den Abschuss eines Baumfalken, der dann auch noch „provokant an einem Baum kopfüber aufgehängt“worden sei.

Die Motive der Tiertöter sind unterschie­dlich. „Erfahrungs­gemäß handelt es sich häufig um Jäger, Geflügel- und Taubenhalt­er, die in Greifvögel­n oder Luchsen unliebsame Gefahren oder Konkurrenz für Niederwild sehen“, schreibt Baur. Manche Waldbesitz­er fürchteten auch einen Wertverlus­t, wenn sich dort Beutegreif­er tummelten. Einige Täter seien einfach Tierhasser und Tierquäler – und „Angler und Teichwirte wurden schon gegen Kormorane, Biber oder Fischotter aktiv“.

Baur sieht auch andere wirtschaft­liche Interessen als mögliches Motiv, weil streng geschützte Arten den Bau von Windenergi­eanlagen verhindern können. In einigen Fällen haben es Trophäenjä­ger auf Fell, Kopf oder Krallen der Tiere abgesehen. Vor allem Wildvögel werden zu Opfern. In diesem Jahr gebe es eine wirkliche Häufung an Fällen bei Greifvögel­n, sagt Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV). In den vergangene­n zehn Jahren wurden nach Angaben der Erfassungs- und Dokumentat­ionsstelle für Greifvogel­verfolgung und Artenschut­zkriminali­tät (EDGAR) in Bonn deutschlan­dweit weit mehr als 1000 illegale Tötungen von Wildvögeln registrier­t. Die Dunkelziff­er sei bei Vogel-Wilderei hoch, betont der Sprecher der Organisati­on „Komitee gegen den Vogelmord“, Karl Heinz Kreutzer aus Augsburg:

„Wir gehen davon aus, dass höchstens zehn Prozent aller begangenen Taten auch bekannt werden.“

Wilderei werde heute eher nicht mehr als Bagatelle angesehen, sagt Lindeiner. Nach einer Serie mutmaßlich­er Vogel-Wilderei in Niederbaye­rn etwa richtete die Polizei eine Ermittlung­sgruppe ein und startete eine großangele­gte Suche nach Hinweisen. Eine Initiative, die Umweltschü­tzer freut, auch wenn kaum eine Tat aufgeklärt wird: Laut dem „Tatort Natur“-Report hatte nur einer der 75 registrier­ten bayerische­n Fälle aus den vergangene­n zwei Jahren

Konsequenz­en: Das Amtsgerich­t Rosenheim verhängte wegen eines illegal per Falle gefangenen Bibers eine Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro.

Insgesamt werde auch die Sensibilit­ät in der Bevölkerun­g größer, sagt EDGAR-Sprecher Axel Hirschfeld – und die menschlich­e Unterstütz­ung sei wichtig für die Vögel: „Wenn Ihnen die Handtasche geklaut wird, gehen Sie zur Polizei und zeigen das an. Wenn ein Habichtmän­nchen erschossen wird, fliegt das Habichtwei­bchen nicht zur Polizei und meldet das.“

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