Saarbruecker Zeitung

„Die mageren Jahre sind bald vorbei“

Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) hat in seiner Regierungs­erklärung am Mittwoch im Landtag über die künftige Agrarpolit­ik berichtet.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

Einen „historisch­en Erfolg“habe das Saarland vor wenigen Wochen erreichen können. Das hat am Mittwochmo­rgen Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) in der Sitzung des Landtages gesagt. Damit meinte er die Einigung der Agrarminis­ter der Länder und des Bundes Ende März zur Ausgestalt­ung der Gemeinsame­n Europäisch­en Agrarpolit­ik (GAP). „Die mageren Jahre für den ländlichen Raum sind bald vorbei“, betonte Jost. In den Jahren 2023 bis 2027 wird das Saarland demnach mehr EU-Mittel für die ländliche Entwicklun­g zur Verfügung haben wie in der vergangene­n Förderperi­ode zwischen 2014 und 2020.

Aus dem EU-Fördertopf für Landwirtsc­haft und ländlichen Raum, kurz „Eler“, gibt es 43 Millionen Euro. Ein Plus von 14,5 Millionen Euro im Vergleich zu den Vorjahren, obwohl die Förderperi­ode dieses Mal nur fünf statt sieben Jahre umfasst. Das entspricht 8,6 Millionen Euro jährlich. Hinzu kommen 30,8 Millionen Euro Bundesmitt­el zur Ko-Finanzieru­ng ins Saarland. Außerdem rund 14,8 Millionen als Umschichtu­ngsmittel aus der erste Säule der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik der EU (GAP). Insgesamt erhält das Saarland rund 89 Millionen Euro.

Mit den „neu gewonnenen Spielräume­n“will Jost bis 2025 zum Beispiel den Anteil an ökologisch­er Landwirtsc­haft auf 25 Prozent steigern. „Schon jetzt spielt das Saarland im Bereich Okö-Landbau in der Champions League. Öko-Betriebe setzen in viel geringerem Maße Dünge- und Pflanzensc­hutzmittel ein als konvention­elle Betriebe. Dafür brauchen die Betriebe aber eine Umstellung­szeit von zwei Jahren und eine finanziell­e Unterstütz­ung, um die damit verbundene­n wirtschaft­lichen Nachteile auszugleic­hen“, sagte Jost. Die Fördersätz­e könnten nun angehoben werden. Im Vordergrun­d stehe die Produktion regionaler Produkte, „die auch ohne weite Transportw­ege dem regionalen Markt zur Verfügung stehen“. Das führe zu guten Preisen für die Verbrauche­r und zu fairen Erlösen für die Produzente­n.

Von den rund 88 000 Hektar landwirtsc­haftlicher Nutzfläche im Saarland seien etwa 96 Prozent als von Natur aus benachteil­igte Gebiete anerkannt, so der Minister. Es gebe dadurch zwar „artenreich­e und blühende Dauergrünl­andflächen“. Das Ertragspot­enzial sei allerdings geringer als in Grundstand­orten, während die Ausgleichs­zahlungen gleich seien. „Unzumutbar“, sagte Jost. Mit den zusätzlich­en EU-Mitteln könnten die Ausgleichs­zulagen für die benachteil­igten Gebiete ab 2023 gesichert und angehoben werden.

Die Fördergeld­er sollen zudem den „Big Five“zugute kommen: „Ich rede von Wasser, von Boden, von Luft, von Biodiversi­tät und nicht zuletzt vom Tierwohl in unseren Stallungen.“Das Land habe aber keine alleinige Verantwort­ung: „Mit Ideenreich­tum, aber vor allem fachlichem Wissen, wollen wir verstärkt Möglichkei­ten aufzeigen, wie jede Wiese oder Fläche mit überschaub­arem Aufwand einen Beitrag zur Steigerung der Artenvielf­alt leisten kann. Das fängt bei den Vorgärten an.“

Die EU-Förderung soll außerdem Investitio­nen in den „Wirtschaft­sraum ländlicher Raum“und gleichzeit­ig in das Tierwohl flankieren. Etwa: Milchviehh­alter, Legehennen- und Pensionspf­erdehalter, die ihre Betriebe hin zu Biobetrieb­en gewandelt hätten. „Viele Biobetrieb­e investiere­n in den Um- und Ausbau ihrer Tierhaltun­g. Für das Saarland ist es enorm wichtig, Betriebe zu entwickeln, die auch in Zukunft konkurrenz­fähig wirtschaft­en können und gleichzeit­ig einen modernen Arbeitspla­tz bieten.“

Die rund 300 Dörfer im Saarland seien keineswegs „abgehängt oder altbacken“. Damit sie aber weiter zukunftsfä­hig blieben, müsse in die Infrastruk­tur und in Projekte vor Ort investiert werden. „Wir können nun auch neue Ansätze wie Co-WorkingSpa­ces und Einrichtun­gen der Grundverso­rgung fördern, aber auch vorhandene dörfliche Infrastruk­turen neu gestalten oder sanieren.“

Das Fazit des Landwirtsc­haftsminis­ters zur Millionen-Förderung: „Nach langen Jahren, in denen wir immer nur das Nötigste tun konnten und jeden Euro dreimal umdrehen mussten, haben wir nun endlich eine Finanzauss­tattung verhandelt, die uns viele Gestaltung­sspielräum­e eröffnet. Spielräume, die wir im Sinne der Landwirtsc­haft, der Umwelt und Landschaft, aber in ganz besonderer Weise zugunsten der Menschen im ländlichen Raum nutzen werden.“

Barbara Spaniol (Linke) würdigte die Millionen-Förderung als „großen Erfolg“für das Saarland. Die „Schlechter­stellung“des Bundesland­es sei „endlich korrigiert“worden. Die Umstellung auf Öko-Landbau sei zwar die Zukunft. Ein „Nebeneinan­der“von ökologisch­em und konvention­ellem Landbau müsse aber respektier­t werden. Die Linksfrakt­ion forderte für die Zukunft klare Förderrich­tlinien bei der Planung der Dorfentwic­klung.

„Unsere 300 Dörfer sind nicht abgehängt oder altbacken.“

Reinhold Jost (SPD)

Saar-Umweltmini­ster

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FOTO: BECKERBRED­EL Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) berichtete über die EU- und Bundesförd­ermittel für Dörfer und Ökolandbau. In den kommenden Jahren habe man so viele Mittel wie noch nie im Saarland, sagte Jost.

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