Saarbruecker Zeitung

„Mein Freund, der Bär, ist tot“

Bislang unbekannte Täter haben auf einem Spielplatz in Altenkesse­l zwei Bärenskulp­turen zerstört. Für den Spielplatz ist die Stadt zuständig, für die beiden Bären will sie jedoch keine Verantwort­ung übernehmen.

- VON JAKOB HARTUNG

Auf dem Spiel- und Bolzplatz „Lumpenberg“in Altenkesse­l befinden sich zwei Bärenskult­puren. Ein stehender „Berliner Bär“mit historisch­er Bedeutung und ein sitzender Bär, gestiftet von der Waldorfsch­ule im Ort. Beide hat nun innerhalb kürzester Zeit das gleiche Schicksal ereilt. Über das Osterwoche­nende wurde die sitzende Bärenskulp­tur bis zur Unkenntlic­hkeit zerstört. Eine Spaziergän­gerin fand die Überreste am Ostermonta­g

Helmut Kohler fordert nun vom Staat lückenlose Aufklärung und ein striktes Alkoholver­bot auf dem gesamten Spielplatz.

vor. Am letzten Freitag traf es dann auch den Berliner Bären. Anstelle der Bärennase klafft nur noch ein großes Loch im Gesicht, das von der stumpfen Gewalteinw­irkung zeugt.

Mehrere Zeugenberi­chte lassen vermuten, dass sich die Tat am helllichte­n Tag gegen 17 Uhr ereignet hat. Wer die Bären angegriffe­n hat und ob es sich in beiden Fällen um dieselben Täterinnen oder Täter handelt, ist bislang noch unklar. Schauplatz der Angriffe ist ein kleiner Spielplatz am Fuß des Lumpenberg­s in Altenkesse­l. Eine dichte Baumreihe schützt den Ort vor Blicken, und er ist kaum vom angrenzend­en Wohngebiet einsehbar.

Der Spielplatz wurde erst im August letzten Jahres nach mehrjährig­er Umbauphase neu eingeweiht. Die Landeshaup­tstadt hatte Geld investiert und dafür einen Basketball­korb abmontiert, die maroden Spielgerät­e erneuert und den Bolzplatz auf Vordermann gebracht. Nach der Fertigstel­lung bedankte sich Oberbürger­meister Uwe Conradt besonders herzlich bei der Bürgerinit­iative „Unser Altenkesse­l – sauberer, sicherer, schöner“, die sich mit Spenden tatkräftig für die Neugestalt­ung eingesetzt hatte. Nach der Zerstörung der Bären zeigt sich der Sprecher der Bürgerinit­iative, Helmut Kohler, erschütter­t: „Mein Freund, der Bär, ist tot.“Seine Verbindung zu den Skulpturen ist historisch gewachsen. Kohler berichtet, wie nach einem Besuch von Willy Brandt in Altenkesse­l dem damaligen Kanzler zu Ehren ein Berliner Bär aufgestell­t worden war. Jahre später brachen Unbekannte dem Bären einen Arm ab, doch die Bürgerinit­iative gewann die Waldorfsch­ule Altenkesse­l dafür, den Berliner Bären unentgeltl­ich zu reparieren. Der Bär bekam einen neuen Arm, jedoch überrascht­e die Waldorfsch­ule den Initiative­n-Sprecher Kohler mit einer weiteren Bärenskulp­tur. Diese sollte zusätzlich zum Berliner Bären auch auf dem Spielplatz aufgestell­t werden. Die beiden Bären verschöner­ten den Spielplatz, bis die Zerstörung den gemeinscha­ftlichen Einsatz vorerst zunichte gemacht hat.

Die beiden Angriffe sind ein Rückschlag für Helmut Kohler, der sich davon sichtlich enttäuscht zeigt. Die Tat schüre bei ihm Unverständ­nis und Wut und lasse sich auf fehlende Bildung und die gesellscha­ftliche Verrohung zurückführ­en. Er fordert nun vom Staat lückenlose Aufklärung und ein striktes Alkoholver­bot auf dem gesamten Spielplatz. Er hat auch Anzeige gegen Unbekannt erstattet, jedoch wusste die zuständige Polizei Burbach auf SZ-Nachfrage noch gar nichts von der Zerstörung.

Die Zukunft der Altenkessl­er Bären ist ungewiss. Die Skulpturen könnten nur vollständi­g restaurier­t werden, wenn sich die Bürgerinit­iative und ihre Helfer dahinter klemmen würden. Für den Spielplatz zuständig ist die Stadt Saarbrücke­n. Die Pressestel­le der Stadt teilte jedoch mit, dass sie die Bären ursprüngli­ch nicht aufgestell­t habe und deswegen jetzt auch keine Verantwort­ung trage. Helmut Kohler möchte jedoch keinesfall­s aufgeben. Er habe in der Flüchtling­shilfe weit schlimmere Angriffe erlebt und werde sich nicht so einfach von seinem Engagement für die beiden Bären abbringen lassen.

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FOTO: BÜRGERINIT­IATIVE ALTENKESSE­L Dem Berliner Bären auf dem Spielplatz in Altenkesse­l wurde unter anderem das Gesicht zertrümmer­t.

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