„Mein Freund, der Bär, ist tot“
Bislang unbekannte Täter haben auf einem Spielplatz in Altenkessel zwei Bärenskulpturen zerstört. Für den Spielplatz ist die Stadt zuständig, für die beiden Bären will sie jedoch keine Verantwortung übernehmen.
Auf dem Spiel- und Bolzplatz „Lumpenberg“in Altenkessel befinden sich zwei Bärenskultpuren. Ein stehender „Berliner Bär“mit historischer Bedeutung und ein sitzender Bär, gestiftet von der Waldorfschule im Ort. Beide hat nun innerhalb kürzester Zeit das gleiche Schicksal ereilt. Über das Osterwochenende wurde die sitzende Bärenskulptur bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Eine Spaziergängerin fand die Überreste am Ostermontag
Helmut Kohler fordert nun vom Staat lückenlose Aufklärung und ein striktes Alkoholverbot auf dem gesamten Spielplatz.
vor. Am letzten Freitag traf es dann auch den Berliner Bären. Anstelle der Bärennase klafft nur noch ein großes Loch im Gesicht, das von der stumpfen Gewalteinwirkung zeugt.
Mehrere Zeugenberichte lassen vermuten, dass sich die Tat am helllichten Tag gegen 17 Uhr ereignet hat. Wer die Bären angegriffen hat und ob es sich in beiden Fällen um dieselben Täterinnen oder Täter handelt, ist bislang noch unklar. Schauplatz der Angriffe ist ein kleiner Spielplatz am Fuß des Lumpenbergs in Altenkessel. Eine dichte Baumreihe schützt den Ort vor Blicken, und er ist kaum vom angrenzenden Wohngebiet einsehbar.
Der Spielplatz wurde erst im August letzten Jahres nach mehrjähriger Umbauphase neu eingeweiht. Die Landeshauptstadt hatte Geld investiert und dafür einen Basketballkorb abmontiert, die maroden Spielgeräte erneuert und den Bolzplatz auf Vordermann gebracht. Nach der Fertigstellung bedankte sich Oberbürgermeister Uwe Conradt besonders herzlich bei der Bürgerinitiative „Unser Altenkessel – sauberer, sicherer, schöner“, die sich mit Spenden tatkräftig für die Neugestaltung eingesetzt hatte. Nach der Zerstörung der Bären zeigt sich der Sprecher der Bürgerinitiative, Helmut Kohler, erschüttert: „Mein Freund, der Bär, ist tot.“Seine Verbindung zu den Skulpturen ist historisch gewachsen. Kohler berichtet, wie nach einem Besuch von Willy Brandt in Altenkessel dem damaligen Kanzler zu Ehren ein Berliner Bär aufgestellt worden war. Jahre später brachen Unbekannte dem Bären einen Arm ab, doch die Bürgerinitiative gewann die Waldorfschule Altenkessel dafür, den Berliner Bären unentgeltlich zu reparieren. Der Bär bekam einen neuen Arm, jedoch überraschte die Waldorfschule den Initiativen-Sprecher Kohler mit einer weiteren Bärenskulptur. Diese sollte zusätzlich zum Berliner Bären auch auf dem Spielplatz aufgestellt werden. Die beiden Bären verschönerten den Spielplatz, bis die Zerstörung den gemeinschaftlichen Einsatz vorerst zunichte gemacht hat.
Die beiden Angriffe sind ein Rückschlag für Helmut Kohler, der sich davon sichtlich enttäuscht zeigt. Die Tat schüre bei ihm Unverständnis und Wut und lasse sich auf fehlende Bildung und die gesellschaftliche Verrohung zurückführen. Er fordert nun vom Staat lückenlose Aufklärung und ein striktes Alkoholverbot auf dem gesamten Spielplatz. Er hat auch Anzeige gegen Unbekannt erstattet, jedoch wusste die zuständige Polizei Burbach auf SZ-Nachfrage noch gar nichts von der Zerstörung.
Die Zukunft der Altenkessler Bären ist ungewiss. Die Skulpturen könnten nur vollständig restauriert werden, wenn sich die Bürgerinitiative und ihre Helfer dahinter klemmen würden. Für den Spielplatz zuständig ist die Stadt Saarbrücken. Die Pressestelle der Stadt teilte jedoch mit, dass sie die Bären ursprünglich nicht aufgestellt habe und deswegen jetzt auch keine Verantwortung trage. Helmut Kohler möchte jedoch keinesfalls aufgeben. Er habe in der Flüchtlingshilfe weit schlimmere Angriffe erlebt und werde sich nicht so einfach von seinem Engagement für die beiden Bären abbringen lassen.