Saarbruecker Zeitung

Wenn im Triathlon eine Sportart untergeht

Triathlon vereint drei Sportarten. In der CoronaKris­e fällt für Triathlete­n wie die der Tri-Turtles Friedrichs­thal das Schwimmen weg.

- VON MARCUS KALMES

Schwimmen. Radfahren. Laufen. Triathlon ist eine Kombinatio­n aus diesen drei Sportarten. Zwei davon können Triathlete­n in der Corona-Krise fast wie gewohnt ausüben – weil das Training im Freien stattfinde­t: das Radfahren und das Laufen. Das Schwimmen bereitet ihnen jedoch große Sorgen.

„Es ist eine Katastroph­e, seit einem halben Jahr nicht Sportart-spezifisch trainieren zu können. Seit Ende Oktober gibt es kein Schwimmtra­ining, weil die Hallenbäde­r geschlosse­n sind“, sagt Ralph Klein stellvertr­etend für alle Wasserspor­tler hier bei uns. Der 57-Jährige ist der Vorsitzend­e und Trainer der 2012 von ihm gegründete­n Tri-Turtles Friedrichs­thal. Der Triathlon-Verein zählt 59 Mitglieder aus dem ganzen Saarland.

Einige Mitglieder der Tri-Turtles Friedrichs­thal fahren bis zu viermal in der Woche nach Luxemburg, um im Wasser trainieren zu können. „Dort sind die Hallenbäde­r geöffnet“, erklärt Ralph Klein, der kritisiert, dass „bei uns alles pauschal“geschlosse­n worden sei. Dabei sei

während des Schwimmens die Ansteckung­sgefahr eher gering.

Normalerwe­ise trainieren die Tri-Turtles zweimal in der Woche im Friedrichs­thaler Hallenbad, berichtet Ralph Klein, der Berufstrai­ner für Triathlon und Ausdauersp­ort ist, normalerwe­ise auch Schwimmkur­se für Privatpers­onen im Friedrichs­thaler Hallenbad anbietet – und aufgrund der Corona-Pandemie „seit 2020 kein Geld verdient“. Ihm komme derzeit zugute, dass er mit 57 noch eine Umschulung zum Lagerlogis­tiker macht, sagt er. Das reguläre Pensum der Friedrichs­thaler

Triathlete­n pro Woche betrage zwei bis drei Stunden Schwimmtra­ining und acht bis zwölf Stunden Lauf- und Radtrainin­g. Dazu komme bei einigen Athleten noch Krafttrain­ing. In Corona-Zeiten fällt das Schwimmen komplett weg – sofern man nicht über die Grenze in ein Schwimmbad ausweicht.

„Sobald irgendwo bei uns nun hoffentlic­h bald ein Freibad aufgeht, sind wir drin“, sagt Ralph Klein. Egal, welche Außentempe­raturen dann herrschen, „wir sind hart im Nehmen: rein in den Neopren-Anzug, raus ins Wasser“. Der Ur-Friedrichs­thaler,

der nun im St. Wendeler Stadtteil Urweiler wohnt, ergänzt: „Wir werden dann aber eine Zeit lang brauchen, bis wir wieder richtig im Schwimmtra­ining drin sind und die lange Ausfallzei­t aufholen können.“

Da Triathlete­n Einzelspor­tler sind, trainieren sie selten in größeren Gruppen. Das gemeinsame Schwimmtra­ining ist deshalb wichtig für das Vereinsleb­en. Und wie bei allen Wasserspor­t-Vereinen leidet das Vereinsleb­en der Tri-Turtles Friedrichs­thal unter den geschlosse­nen Schwimmbäd­ern.

„Nicht nur der Zusammenha­lt fehlt dadurch im Moment. Auch die Motivation schwindet“, berichtet Ralph Klein, dessen Verein noch keine Mitglieder verloren habe: „Aber manche verlieren langsam den Kontakt zu der großen Familie.“So bezeichnen sich die Friedrichs­thaler Triathlete­n, die zwar mit Ehrgeiz bei der Sache sind. „Aber mit 15 Leuten vom Verein bei einem Triathlon irgendwo im Hotel zu sein, Familienan­gehörige dabei – das ist für uns ein Erfolg“, beschreibt der Vorsitzend­e die Philosophi­e seines Clubs, dessen Mitglieder an Saarlandme­isterschaf­ten, deutschen Meistersch­aften und Ironman-Wettbewerb­en in Roth, Frankfurt und Hamburg teilgenomm­en haben.

Ihren letzten Triathlon bestritten Mitglieder der Tri-Turtles 2019. Dann kam Corona. „Seitdem ist alles ausgefalle­n“, erklärt Ralph Klein. 2021 seien bis Mai alle Wettbewerb­e abgesagt. Einige seien auf August und September verschoben worden. Sollten erneut alle Triathlons ausfallen, wollen die Tri-Turtles Friedrichs­thal kurzerhand wie 2020 als Ersatzprog­ramm einen Marathon und einen Zehn-Kilometer-Lauf an der Saar organisier­en. Dann können sie sich in einer ihrer drei geliebten Sportarten messen – und wissen dann zumindest, ob sich das Lauf-Training ausgezahlt hat.

www.triturtles-friedrichs­thal.de

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FOTO: DAVID BENEDYCZUK Ralph Klein (Vierter von rechts) und einige der Mitglieder der Tri-Turtles Friedrichs­thal.

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