Ausflüge in die Welt der Kaugummiautomaten
Wie Relikte vergangener Zeiten hängen alte Kaugummiautomaten noch an so mancher Fassade. Sandra Algier aus Lisdorf fotografiert sie mit Leidenschaft.
Münze einwerfen, kräftig drehen – und hoffen. Eine eigentlich schon lebenslange Leidenschaft, die durch die Langeweile im Lockdown neuen Aufwind erfuhr: Sandra Algier liebt Kaugummiautomaten. Zwar schon seit ihrer Kindheit, aber im vergangenen Jahr ist die Liebe zu den nostalgischen Geräten bei der 45-Jährigen, die mit Mann, Tochter und Hund in Lisdorf lebt, neu erblüht. „Ich bin regelrecht verzaubert von Kaugummiautomaten und mit diesem Zauber habe schon sehr viele Menschen mitgerissen und ihnen ein Stück ihrer Kindheit wieder ins Gedächtnis gerufen“, berichtet sie. „Ich selbst verbinde schöne Erinnerungen damit und fast jeder hat was dazu zu erzählen, stelle ich fest.“
Zahlreiche Motorradtouren hat sie mit ihrem Mann im Frühjahr und Sommer durch das ganze Saarland unternommen, um sich im Lockdown die Zeit zu vertreiben, erzählt sie. Und dabei sind ihr immer öfter alte Kaugummiautomaten am Straßenrand aufgefallen: „Ich war verwundert, wie viele es noch gibt, das ist ja Wahnsinn“, sagt Algier. „Mein Mann musste anhalten und ich fing an, sie zu fotografieren.“Und ihr Sammlergeist erwachte, es wurden immer mehr Fotos der verschiedenen Automaten.
Dabei fasziniere Algier nicht nur der Automat an sich, sondern auch das Umfeld, in dem er hängt, die Kulisse: „Anfangs hab ich sie einfach nur abfotografiert, aber dann hab ich angefangen, sie in Szene zu setzen“, erzählt sie. „Besonders gefallen mir diese alten, traurigen, verlassenen Automaten.“Und es wurde ein kleines Hobby: „Gerade in Zeiten wie diesen besinne ich mich auf diese kleinen, besonderen Dinge“, meint die 45-Jährige.
Ihre Jagd-Touren durch das Saarland haben Sandra Algier und ihr Mann dann auch mit dem Auto fortgesetzt. „Zu jedem Foto gibt eine kleine Anekdote zum Schmunzeln. Meine ganze Familie und viele in meinem Umfeld habe ich schon in meinen Bann gezogen“, erzählt Algier weiter. ,Und so kam sie auf die Idee, ihre Fotos aus ihrer Kaugummiautomaten-Welt
auch mit anderen zu teilen: Auf der Social-Media-Plattform Instagram richtete sie den Account „Kaugummiautomaten_saarland“ein und stellte dort regelmäßig ihre Bilder und ein paar Zeilen dazu ein. Vor kurzem feierte sie „ihren 100. Automaten“, lacht sie – mit einem besonderen Bild. Rund 600 Follower hat sie nun schon. „Viele schreiben mich auch an und geben mir Tipps, wo noch Automaten hängen“, freut sich Algier.
Gleichzeitig fing sie an zu suchen und entdeckte ähnliche Accounts anderer Kaugummiautomaten-Liebhaber. „Es gibt tatsächlich sehr viele solcher Seiten auf Instagram“, hat sie gemerkt. Mit einigen anderen Sammlern tauscht sie sich nun regelmäßig aus. Ein ganz besonderer Automat hängt inzwischen sogar in ihrem Wohnzimmer in Lisdorf: „Das war ein Geschenk meines Mannes. Er hat ihn bei einem Automatenvertrieb gefunden und extra lackieren lassen“, erzählt Algier. „Ich hab mich wahnsinnig gefreut. Und für alle Besucher, besonders für Kinder, ist er das Highlight.“Befüllt ist ihr privater Nostalgie-Automat mit Nüssen und natürlich Kaugummis, allerdings muss sie dafür nicht immer passendes Kleingeld bereithalten: „Mein Mann hat ihn so manipuliert, dass man nur drehen muss.“