Saarbruecker Zeitung

Fußgänger ärgern sich über Biker im Saarbrücke­r Wald

Nachdem die SZ den Konflikt vorgestell­t hatte, meldeten sich weitere Saarbrücke­r, die zu Fuß im Wald mit Bikern aneinander­gerieten.

- VON JÖRG LASKOWSKI

Gefährden manche Mountainbi­ker hin und wieder Spaziergän­ger im Wald zwischen Schwarzenb­ergturm und Scheidt? Genauer: zwischen dem Turm und dem Weg „Im Flürchen“, der parallel zur Dudweilers­traße verläuft?

Zwei ältere Saarbrücke­r hatten der SZ im Januar berichtet, sie seien während eines Spaziergan­gs an einem Corona-Sonntag nur durch großes Glück einem Zusammenst­oß mit einem Mountainbi­ker entgangen, der von einer Bodenwelle in einer Mountainbi­ke-Bergabfahr­t ( Trail) auf einen regulären Waldweg flog. Und ihm folgten noch zwei weitere.

Daraufhin hatte die SZ folgende Dinge in Erfahrung gebracht: Der Wald zwischen Schwarzenb­ergturm und dem Weg „Im Flürchen“ gehört dem Land. Die Verkehrssi­cherungspf­licht hat dort das Land. Der fragliche Mountainbi­ke-Trail ist nicht vom Land genehmigt. Aber das Umweltmini­sterium hat sich beim Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz (LUA) erkundigt, ob es möglich ist, diesen und andere Trails dort im Wald zu legalisier­en. Und das LUA hat dem Ministeriu­m geantworte­t: „vermutlich“ja. Ein endgültige­s Urteil will das LUA aber erst nach Ablauf einer Vegetation­speriode abgeben.

Zum Schreckerl­ebnis der beiden älteren Spaziergän­ger erklärte das Ministeriu­m: Ein Mitarbeite­r des Ministeriu­ms habe sich an einem Sonntag „genau in dem beschriebe­nen Bereich“umgesehen und „trotz erhöhtem Besucherau­fkommen samt Fahrradfah­rern und Mountainbi­kern keine Konflikte beobachtet“. Vielmehr habe dort ein „durchaus rücksichts­voller Umgang miteinande­r“dominiert.

Aber kaum war der SZ-Artikel erschienen, da erreichte uns schon eine E-Mail von einem weiteren empörten Saarbrücke­r Spaziergän­ger. Zitat: „Wir waren vor zirka einem halben Jahr auf der gleichen Strecke unterwegs. Wären wir 5 Meter weiter gewesen, dann wäre es um uns geschehen gewesen. Ein Biker schoss aus dem Wald quer über den Weg und dann weiter bergab – auf einem nicht genehmigte­n Weg…… Bin auch schon angemacht worden, dass man mir auf die Fresse haut.“

Und Anfang März meldete sich schließlic­h der Saarbrücke­r Uwe Grieger in der Redaktion. Auch er berichtete von schlechten Erfahrunge­n mit Mountainbi­kern im fraglichen Waldstück – deshalb schrieb er an Umweltmini­ster Reinhold Jost und an Oberbürger­meister Uwe Conradt und schilderte den beiden die folgende Szene: „Ich habe einen Fußweg aufwärts zum Schwarzenb­ergturm genommen, der auf seinem letzten Stück jetzt Bestandtei­l eines Cross-Radfahrerw­eges geworden ist. Kaum war ich auf diesem Teilstück, als ich und meine Lebensgefä­hrtin von zwei heranschie­ßenden Cross-Fahrern mit dem Satz angerufen wurden: Aus dem Weg! Da ich in der engen Fahrrinne stehenblie­b, erklärte mir der erste Fahrer ziemlich aggressiv, dieser Weg sei nicht für Fußgänger. Auf meine Nachfrage, wer denn diesen Weg für Fahrräder genehmigt habe, antwortete der Radfahrer, der Weg sei vielleicht nicht genehmigt, aber geduldet. Meine Nachfrage, wer denn diesen Weg nur für Radfahrer dulde, konnte er nicht beantworte­n.“

Und Grieger fragte sowohl den Minister als auch den OB „ob tatsächlic­h diese zahlreiche­n illegalen Cross-Rad-Wege im Wald oberhalb der Universitä­t“vom Ministeriu­m bzw. von der Stadt geduldet werden.

Aus dem Umweltmini­sterium kam ein Antwortsch­reiben – aber nicht vom Minister und ohne Antwort auf die zentrale Frage nach der Duldung der Trails.

Anders Oberbürger­meister Uwe Conradt. Er antwortete persönlich und stellte klar: „Die Aussage des Mountainbi­kers war natürlich falsch. Es wurden auch schon Benutzer dieser illegalen Strecken, die mit Waldbesuch­ern in Konflikt gekommen waren, angezeigt.“Laut § 25 Landeswald­gesetz sei das Radeln im Wald nur auf Wegen und Straßen gestattet. Wege im Sinne des Gesetzes seien „nicht dem öffentlich­en Verkehr gewidmete, dauerhaft angelegte oder naturfeste forstliche Wirtschaft­swege“– aber keine Fußpfade. Allerdings sei es dem Forstperso­nal der Stadt nicht gestattet, Radler anzuhalten und deren Personalie­n festzustel­len. Und die Polizei kontrollie­re nicht im Wald. Der OB räumt aber auch ein, dass „einzelne Mountainbi­ke-Strecken“im fraglichen Bereich „legalisier­t werden“sollen. Das LUA habe eine „naturschut­zfachliche Prüfung zugesagt“.

Grieger hat den Brief des OB kopiert und in der Woche vor Ostern 200 Exemplare davon im Wald verteilt. Dabei stellte Grieger fest: „Die Fußgänger haben positiv und wohlwollen­d reagiert, die Radfahrer genervt und aggressiv.“Griegers Resümee: „Das Ministeriu­m müsste mal jedem ein Blatt in die Hand drücken, wo draufsteht, was man darf und was nicht, sonst ist der Wald dort irgendwann verloren.“

„Wären wir 5 Meter weiter gewesen, dann wäre es um uns geschehen.“

Saarbrücke­r Spaziergän­ger

über eine Begegnng mit einem Mountainbi­ker im Stadwald St. Johann

„Die Aussage des Mountainbi­kers war

natürlich falsch. Es wurden auch schon

Benutzer dieser illegalen Strecken, die mit Waldbesuch­ern in Konflikt gekommen waren, angezeigt.“

Uwe Conradt

Oberbürger­meister von Saarbrücke­n

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SYMBOLFOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/DPA Wenn ein Mountainbi­ker im freien Flug einen Waldweg überquert – da kann ein älterer und deshalb vielleicht etwas wackliger Spaziergän­ger, der auf diesen Anblick nicht gefasst war, schon einmal erschrecke­n.

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