Fußgänger ärgern sich über Biker im Saarbrücker Wald
Nachdem die SZ den Konflikt vorgestellt hatte, meldeten sich weitere Saarbrücker, die zu Fuß im Wald mit Bikern aneinandergerieten.
Gefährden manche Mountainbiker hin und wieder Spaziergänger im Wald zwischen Schwarzenbergturm und Scheidt? Genauer: zwischen dem Turm und dem Weg „Im Flürchen“, der parallel zur Dudweilerstraße verläuft?
Zwei ältere Saarbrücker hatten der SZ im Januar berichtet, sie seien während eines Spaziergangs an einem Corona-Sonntag nur durch großes Glück einem Zusammenstoß mit einem Mountainbiker entgangen, der von einer Bodenwelle in einer Mountainbike-Bergabfahrt ( Trail) auf einen regulären Waldweg flog. Und ihm folgten noch zwei weitere.
Daraufhin hatte die SZ folgende Dinge in Erfahrung gebracht: Der Wald zwischen Schwarzenbergturm und dem Weg „Im Flürchen“ gehört dem Land. Die Verkehrssicherungspflicht hat dort das Land. Der fragliche Mountainbike-Trail ist nicht vom Land genehmigt. Aber das Umweltministerium hat sich beim Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) erkundigt, ob es möglich ist, diesen und andere Trails dort im Wald zu legalisieren. Und das LUA hat dem Ministerium geantwortet: „vermutlich“ja. Ein endgültiges Urteil will das LUA aber erst nach Ablauf einer Vegetationsperiode abgeben.
Zum Schreckerlebnis der beiden älteren Spaziergänger erklärte das Ministerium: Ein Mitarbeiter des Ministeriums habe sich an einem Sonntag „genau in dem beschriebenen Bereich“umgesehen und „trotz erhöhtem Besucheraufkommen samt Fahrradfahrern und Mountainbikern keine Konflikte beobachtet“. Vielmehr habe dort ein „durchaus rücksichtsvoller Umgang miteinander“dominiert.
Aber kaum war der SZ-Artikel erschienen, da erreichte uns schon eine E-Mail von einem weiteren empörten Saarbrücker Spaziergänger. Zitat: „Wir waren vor zirka einem halben Jahr auf der gleichen Strecke unterwegs. Wären wir 5 Meter weiter gewesen, dann wäre es um uns geschehen gewesen. Ein Biker schoss aus dem Wald quer über den Weg und dann weiter bergab – auf einem nicht genehmigten Weg…… Bin auch schon angemacht worden, dass man mir auf die Fresse haut.“
Und Anfang März meldete sich schließlich der Saarbrücker Uwe Grieger in der Redaktion. Auch er berichtete von schlechten Erfahrungen mit Mountainbikern im fraglichen Waldstück – deshalb schrieb er an Umweltminister Reinhold Jost und an Oberbürgermeister Uwe Conradt und schilderte den beiden die folgende Szene: „Ich habe einen Fußweg aufwärts zum Schwarzenbergturm genommen, der auf seinem letzten Stück jetzt Bestandteil eines Cross-Radfahrerweges geworden ist. Kaum war ich auf diesem Teilstück, als ich und meine Lebensgefährtin von zwei heranschießenden Cross-Fahrern mit dem Satz angerufen wurden: Aus dem Weg! Da ich in der engen Fahrrinne stehenblieb, erklärte mir der erste Fahrer ziemlich aggressiv, dieser Weg sei nicht für Fußgänger. Auf meine Nachfrage, wer denn diesen Weg für Fahrräder genehmigt habe, antwortete der Radfahrer, der Weg sei vielleicht nicht genehmigt, aber geduldet. Meine Nachfrage, wer denn diesen Weg nur für Radfahrer dulde, konnte er nicht beantworten.“
Und Grieger fragte sowohl den Minister als auch den OB „ob tatsächlich diese zahlreichen illegalen Cross-Rad-Wege im Wald oberhalb der Universität“vom Ministerium bzw. von der Stadt geduldet werden.
Aus dem Umweltministerium kam ein Antwortschreiben – aber nicht vom Minister und ohne Antwort auf die zentrale Frage nach der Duldung der Trails.
Anders Oberbürgermeister Uwe Conradt. Er antwortete persönlich und stellte klar: „Die Aussage des Mountainbikers war natürlich falsch. Es wurden auch schon Benutzer dieser illegalen Strecken, die mit Waldbesuchern in Konflikt gekommen waren, angezeigt.“Laut § 25 Landeswaldgesetz sei das Radeln im Wald nur auf Wegen und Straßen gestattet. Wege im Sinne des Gesetzes seien „nicht dem öffentlichen Verkehr gewidmete, dauerhaft angelegte oder naturfeste forstliche Wirtschaftswege“– aber keine Fußpfade. Allerdings sei es dem Forstpersonal der Stadt nicht gestattet, Radler anzuhalten und deren Personalien festzustellen. Und die Polizei kontrolliere nicht im Wald. Der OB räumt aber auch ein, dass „einzelne Mountainbike-Strecken“im fraglichen Bereich „legalisiert werden“sollen. Das LUA habe eine „naturschutzfachliche Prüfung zugesagt“.
Grieger hat den Brief des OB kopiert und in der Woche vor Ostern 200 Exemplare davon im Wald verteilt. Dabei stellte Grieger fest: „Die Fußgänger haben positiv und wohlwollend reagiert, die Radfahrer genervt und aggressiv.“Griegers Resümee: „Das Ministerium müsste mal jedem ein Blatt in die Hand drücken, wo draufsteht, was man darf und was nicht, sonst ist der Wald dort irgendwann verloren.“
„Wären wir 5 Meter weiter gewesen, dann wäre es um uns geschehen.“
Saarbrücker Spaziergänger
über eine Begegnng mit einem Mountainbiker im Stadwald St. Johann
„Die Aussage des Mountainbikers war
natürlich falsch. Es wurden auch schon
Benutzer dieser illegalen Strecken, die mit Waldbesuchern in Konflikt gekommen waren, angezeigt.“
Uwe Conradt
Oberbürgermeister von Saarbrücken