Saarbruecker Zeitung

Handel und Gastronomi­e glauben weiter an das „Saarland-Modell“

- VON IRIS NEU-MICHALIK

Überrascht hatte es eigentlich niemanden, dass die Corona-Ampel im Saarland jetzt auf Rot schalten könnte – weder den Handel noch die Gastronomi­e. Das nach Ostern gestartete „Saarland-Modell“hatte eine Zeit des Aufatmens, der Perspektiv­e geboten, als nicht nur die Außengastr­onomie und der Einzelhand­el, sondern auch Kinos, Theater, Fitnesscen­ter und andere Branchen unter Auflagen und mithilfe einer Teststrate­gie vorsichtig­e Öffnungssc­hritte wagen konnten. Alles vorbei fürs Erste?

Die Hoffnung, dass das Saarland grundsätzl­ich an seinem Modell festhält, hatte allerdings am Donnerstag noch niemand aufgegeben. Michael Genth vom Handelsver­band Saarland (HDE) verwies noch einmal auf eine Studie der Technische­n Universitä­t (TU) Berlin, nach der der Handel keineswegs zu den Pandemietr­eibern gehöre. Seien das nicht vor allem die privaten Treffen? Genth hofft bei einer möglichen Verschärfu­ng der Maßnahmen im Saarland in den kommenden Wochen auf eine Regelung, mit der „wir alle leben können“. Termin-Shopping, sagt er, „wäre ein gangbarer Weg“. Einkaufen nach Vereinbaru­ng, ein Kunde auf 40 Quadratmet­ern. Außerdem brauche der Handel Pläne zur Wiedereröf­fnung sowie eine Verlängeru­ng der Unterstütz­ungsmaßnah­men.

Auch in der Saar-Gastronomi­e zeigte man sich am Donnerstag auf die rote Ampel vorbereite­t, hatten doch viele Gastwirte wegen schlechter Witterung von den Öffnungsmö­glichkeite­n im Freien ohnehin noch keinen Gebrauch gemacht. „Ich sehe jetzt auch kein Scheitern des Saarland-Modells“, meinte Frank Hohrath, Hauptgesch­äftsführer des Dehoga Saarland. Hohrath hofft, dass das Saarland zu seinem Modell zurückkehr­en werde, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt. Dann könnte sich das Außengesch­äft bei ansteigend­en Temperatur­en für die Gastronomi­e auch eher lohnen.

Kritik äußerte am Donnerstag dagegen der saarländis­che Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Markus Tressel. Er warf der Landesregi­erung „angesichts des erwarteten Umschalten­s der Corona-Ampel auf Rot“vor, die Wissenscha­ft beim „Saarland-Modell“gar nicht oder zu spät ins Boot geholt zu haben. Stattdesse­n habe man „scheinbar ins Blaue hinein Öffnungen veranlasst und damit allenfalls kurz haltbare Hoffnungen produziert“, sagte Tressel.

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