Putin will den Westen testen
Erst nennt US-Präsident Joe Biden Kremlchef Wladimir Putin einen „Killer“. Dann sichert er der Ukraine im Konflikt mit Russland die unerschütterliche Unterstützung der USA zu und kündigt an, Kriegsschiffe ins Schwarze Meer zu entsenden. Kurz darauf aber telefoniert er mit Putin und schlägt ein Treffen vor. Die Kriegsschiffe bleiben erst einmal im Mittelmeer.
Ähnlich unausgegoren wirken die Reaktionen in der EU. Diesmal allerdings melden sich auch gewichtige Stimmen zu Wort, die angesichts des russischen Truppenaufmarschs einen vorbeugenden Sanktionsbeschluss fordern. Für Russland stiege damit der Preis für eine Invasion in unkalkulierbare Höhen. Dennoch bliebe ein Restrisiko. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Putin den ultimativen Test wagen würde. Und dann käme es zum transatlantischen Schwur. Denn klar ist: Derartige Drohungen muss man wahrmachen. Alles andere wäre ein Offenbarungseid. So weit wird es kaum kommen. Es ergibt für die USA und die EU wenig Sinn, eine Duell-Situation mit Russland heraufzubeschwören. Und Putin ist klug genug, zu wissen, dass ein Einmarsch in die Ukraine das Ost-West-Verhältnis endgültig ruinieren würde.