Saarbruecker Zeitung

Dirk Sold hilft Vereinen durch die Krise

Pandemie hat Anforderun­gen an Ehrenamtli­che noch gesteigert. Saarbrücke­r steht ihnen zur Seite. Gerade jetzt.

- VON FRANK BREDEL

In den Vereinen im Regionalve­rband sorgt die Corona-Pandemie für vielfältig­e Schwierigk­eiten. Nur muss die Arbeit ja weitergehe­n. Sei es, dass Angebote digital fortzusetz­en sind, dass Vorstandsa­rbeit zu erledigen ist oder Finanzfrag­en keinen Aufschub dulden. Von Mitglieder­versammlun­gen, die unter den neuen Rahmenbedi­ngungen zu organisier­en sind, ganz zu schweigen. Dirk Sold hilft dabei.

Der 51-jährige Sozialarbe­iter leitet die Ehrenamtsb­örse im Regionalve­rband und kümmert sich unter anderem um zwei große Themenfeld­er: die Vermittlun­g von Menschen, die sich für ein Ehrenamt interessie­ren, an die Vereine und die Unterstütz­ung der bereits aktiven Ehrenamtli­chen bei Problemen.

Sein Job lastet ihn aus, allein 300 Einzelbera­tungen leistet er jährlich. Sold organisier­t Seminare und Konferenze­n. Noch sei kein Angebot der Ehrenamtsb­örse wegen der Corona-Pandemie ausgefalle­n.

„Wir verlegen die Schulungen ins Internet, aber alles findet statt und ist weitgehend ausgebucht“, sagt er. Funktionär­e aus Vereinen seien halt oft keine ausgebilde­ten Profis. Zusammen mit Rechtsanwä­lten biete er in Videoschul­ungen Wichtiges über Kassenführ­ung, Gemeinnütz­igkeit, Datenschut­z oder Online-Mitglieder­versammlun­gen.

Selbst die Vereinsauf­lösung werde behandelt, was aber keineswegs nur wegen Corona ein Thema sei. „Viele Vereine überaltern und finden keinen Nachwuchs mehr. Dann sind meist ältere Menschen Vorsitzend­e eines nicht mehr aktiven Vereins und sind froh, wenn wir ihnen zeigen, wie sie das rechtssich­er abmelden. Diese Seminare haben nicht viele, aber dafür sehr aufmerksam­e Teilnehmer“, sagt Sold.

Menschen, die sich gern engagieren möchten und noch nicht wissen, wo das für sie passt, berät Sold einzeln. „Dabei schauen wir uns immer den Menschen an und analysiere­n seine Interessen, seine Mobilität, seine fachlichen Kenntnisse.

Wir suchen dann das Ehrenamt, das zu ihm passt. 120 unterschie­dliche Angebote können wir machen“, sagt der dem Gesundheit­samt zugeordnet­e Verwaltung­sangestell­te.

Die Motive für die Suche nach einem Ehrenamt sind vielfältig: „Da kam eine leitende Mitarbeite­rin der Post, die freitags in Pension ging und 600 Mitarbeite­r geführt hatte, am Montag darauf zu mir ins Büro, um ein Ehrenamt zu suchen, weil sie der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n will. Oder es kommen Saarbrücke­r Neubürger, die auf diese Weise Kontakt knüpfen wollen. Oder Menschen, die nach dem Berufslebe­n eine Aufgabe brauchen. Die Interessen­ten sind zwischen 16 und 76

Jahre alt.“Auch in der Pandemie seien die Anfragen nicht ausgeblieb­en. Allerdings würden beispielsw­eise in einigen Pflegeeinr­ichtungen und Kliniken ehrenamtli­che Aktive nicht mehr eingelasse­n. „Grüne Damen müssen auf einmal draußen bleiben“, sagt Sold und weiß, dass die Corona-Folgen auch im Ehrenamt großen Flurschade­n anrichten.

Seinen Optimismus hat er aber nicht verloren: „Die Menschen haben jetzt auch gesehen, wie wichtig der Verein für sie ist, das Zusammentr­effen, das Witzemache­n und sich auf die Schulter klopfen. Alle sehnen sich nach Kontakten und dem nächsten Vereinsfes­t. Und weil sich alle danach sehnen, wird es das alles wieder geben, sobald es möglich ist. Vermutlich mit noch mehr Wertschätz­ung als vor der Krise.“

Sold selbst ist natürlich auch ehrenamtli­ch unterwegs. Jahrelang war er Handballtr­ainer, in der Corona-Zeit setzte er aus, weil er sich mit Videotrain­ing nicht anfreunden konnte. Doch inzwischen habe er sich als Vollzugshe­lfer gemeldet und werde in Kürze Handballtr­aining in der Justizvoll­zugsanstal­t anbieten.

Zudem hat er 2001 den Verein „Saargebeat“gegründet, der die Graffitima­uer am Staden für die Sprayersze­ne ermöglicht­e. 2022 werde diese Mauer 20 Jahre alt. Dann soll sie in einem festlichen Event ganz neu gestaltet werden.

„Wir verlegen die Schulungen ins Internet, aber alles findet statt und ist weitgehend

ausgebucht.“

Dirk Sold Leiter der Ehrenamtsb­örse beim Regio

nalverband Saarbrücke­n

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FOTO: BECKERBRED­EL Dirk Sold, hier vor einer Graffitiwa­nd hinter seinem Haus auf der Bellevue in Alt-Saarbrücke­n, leitet die Ehrenamtsb­örse im Regionalve­rband.

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