Saarbruecker Zeitung

BVB ist nach dem Handspiel-Schock gefrustet

Dortmund führt zur Pause, verliert aber gegen Manchester City noch mit 1:2 und scheidet aus der Champions League aus.

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(sid) „Geisteskra­nke“Skandal-Entscheidu­ng, der Tod des Videobewei­ses – oder doch absolut regelkonfo­rm? Wut und Frust über den Handspiel-Schock quälten Borussia Dortmund in der Nacht des Abschieds von der Champions League. Nicht nur Trainer Edin Terzic und der entsetzte „Sünder“Emre Can verstanden nach dem Viertelfin­al-Aus gegen Manchester City die Fußball-Welt nicht mehr.

„Wir haben jedes Jahr Schiedsric­hter-Schulungen. Dort wurde uns ganz klar gesagt: Wenn man sich selbst an die Hand köpft, wird es nicht als regelwidri­g angesehen“, schimpfte Terzic, den nach dem 1:2 (1:0) vor allem der Verzicht des spanischen Schiedsric­hters Carlos del

Cerro Grande auf die Selbstkont­rolle am Bildschirm erzürnte: „Die stehen hier im Stadion überall herum – warum nutzt er die dann nicht?“

Die vollkommen verquaste Handspiel-Regel mit Ausnahmen, die wiederum Unter-Ausnahmen haben, führt auch in den Augen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwangsläuf­ig zu Diskussion­en, die dem Spiel schaden. Im Sommer wird die Fifa-Regel 12 auch auf Betreiben des Verbandes erneut angepasst werden. Die Dortmunder waren nach dem 1:2 im Hinspiel virtuell eine Runde weiter (1:0 durch Jude Bellingham), als Can seinen Kopf in eine Flanke von Phil Foden hielt. Der Ball rutschte dem Nationalsp­ieler von der Stirn an den Arm. Riyad

Mahrez (54. Minute) verwandelt­e zum 1:1, das dem BVB die Halbfinal-Hoffnung raubte. Foden erzielte in der 75. Minute noch das 2:1.

„Ich glaube, in den Regeln steht, dass es kein Elfmeter ist“, betonte Can, der den Schiedsric­hter mit wilden Gesten auf das Abfälschen des Balles aufmerksam zu machen versuchte. Im Sky-Studio zeterte Ewald Lienen über „Interpreta­tionen, die geisteskra­nk sind“. Sky-Experte Dietmar Hamann sprach von einem Skandal: „Der Videobewei­s wurde für mich heute begraben.“

Beide hatten Argumente auf ihrer Seite. Die Lage ist komplizier­t: Strafbar ist ein Handspiel nach unmittelba­rer und absichtlic­her vorheriger Ablenkung durch den Kopf (was in diesem Fall vorlag) nicht. Allerdings ging Can mit deutlich abgespreiz­tem Arm zum Ball. So blieb die Frage, ob der Nationalsp­ieler seine Körperfläc­he unnötig vergrößert hatte – oder ob beim Beugen des Oberkörper­s das Ausstrecke­n des Armes in der Natur liegt.

So oder so: Der BVB ist vorerst raus aus der Champions League – und das verdient, das bestätigte­n alle Protagonis­ten. Nur eine Sieben-Punkte-Aufholjagd in den letzten sechs Bundesliga-Spielen kann erneut in die Königsklas­se führen. Nach den niederschm­etternden 90 Minuten vom Mittwoch ist dies noch unwahrsche­inlicher geworden. „Wir werden aufstehen und alles reinwerfen“, versichert­e Terzic.

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FOTO: MEISSNER/AP/DPA Der Dortmunder Emre Can kniet nach dem Aus gegen Manchester enttäuscht am Boden.

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