DGB: Fast jeder zweite Saar-Azubi hat zu wenig Geld
Die Jugendorganisation des Gewerkschaftsbunds hat erstmals einen Ausbildungsreport für das Land vorgestellt.
(SZ) In ihrem ersten Ausbildungsreport für das Saarland hat die Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) bessere Ausbildungsbedingungen angemahnt. So erhalten fast 43 Prozent der von der DGB-Jugend befragten Azubis keinen Ausbildungsplan, 51 Prozent können „weniger gut“oder „gar nicht“von ihrer Vergütung leben, 47 Prozent sind auf finanzielle Hilfe angewiesen.
(SZ/dpa) Azubis im Saarland müssen laut Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) zu häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen – wie etwa Wäsche des Chefs waschen oder stundenlang eine Halle fegen. Das ist ein Ergebnis des ersten Ausbildungsreports, den die DGB-Jugend am Donnerstag für das Land vorstellte.
Erschreckend sei, dass 43 Prozent keinen Ausbildungsplan erhielten, kritisierte Landesjugendsekretärin Hannah Meuler. Zwar bewerteten 67 Prozent der Befragten ihre Ausbildung als „gut“oder „sehr gut“, aber die Probleme und Verstöße seien nach wie vor auf hohem Niveau. Zumal man befürchte, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher sei. „Hier besteht absolut dringender Handlungsbedarf“, sagte Meuler.
Den sieht Jugendausbildungsreferent Alexander Jost auch mit Blick auf die Schwerpunktthemen Mobilität und Wohnen. „Wir brauchen einen besser ausgebauten ÖPNV, der es allen Auszubildenden ermöglicht, in angemessener Zeit zum Betrieb und zur Berufsschule zu kommen“– und das auch kostengünstig. Erfreulich sei, dass es ab dem 1. Juli mit der Tarifreform ein landesweites Azubiticket geben soll.
Verbesserungswürdig erscheint dem DGB auch die Ausbildungsvergütung. Mit 813 Euro pro Monat liege das Saarland deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 939 Euro. Auch bei der Zahl der neuen Ausbildungsverträge verzeichnet das Saarland mit einem Rückgang um 14,1 Prozent im Vergleich zu einem bundesweiten Minus von elf Prozent einen schlechteren Wert.
Eugen Roth, der DGB-Vorsitzende für Rheinland-Pfalz und das Saarland, warnte: „Wir brauchen dringend neue Fachkräfte, um die Herausforderungen der ökologischen und digitalen Transformation meistern zu können. Das ist auch überlebenswichtig für das Saarland als Bundesland“An der Ausbildung neuer Fachkräfte müssten sich aber alle Unternehmen beteiligen, „denn alle Betriebe profitieren direkt und indirekt von gut qualifizierten Fachkräften.“Jugendausbildungsreferent Alexander Jost forderte Investitionen in die Qualität der dualen Berufsausbildung. Wirksames Mittel dafür sei eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie, bei der Betriebe, die selbst nicht ausbilden, zur Kasse gebeten werden.
Grundlage für die Studie, die die DGB-Jugend erstmals für das Saarland durchführte und die vom Saarbrücker Marktforschungsinstitut Isoplan wissenschaftlich ausgewertet wurde, waren nach DGB-Angaben insgesamt 550 Fragebögen, die während der Berufsschultour der Gewerkschaftsjugend in den Schuljahren 2018/2019 und 2019/2020 an berufsbildenden Schulen im Saarland von Auszubildenden im dualen System (Betrieb und Berufsschule) beantwortet wurden.