Fertigstellung des Ludwigsparks offen
Stadt Saarbrücken lässt fast alle Fragen zum Ludwigsparkstadion unbeantwortet. Neue Probleme im Sommer drohen.
(cor) Die vom Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) für das Frühjahr angekündigte Fertigstellung des Saarbrücker Ludwigspark-Stadions lässt auf sich warten. Wegen der vielen Baumängel sei eine Festlegung auf einen Termin „aktuell verfrüht“, teilte die Stadt Saarbrücken mit. Probleme bereitet vor allem der Rasen.
Normalerweise ist Martin Welker selten um eine Antwort verlegen. Am Dienstag beendete der Rechtsanwalt und Leiter der „Chaos-Baustelle“Ludwigsparkstadion ein Telefongespräch nach drei Sätzen. „Stellungnahmen sind Chefsache“, meinte Welker mit Verweis auf die Pressestelle von Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU).
Der hatte beim Amtsantritt das Stadion zur „Chefsache“erklärt und im Spätsommer des vergangenen Jahres vollmundig die Fertigstellung für Frühjahr 2021 angekündigt. Nun ist es Frühjahr 2021, doch die Liste der anstehenden Arbeiten ist noch erschreckend lang. Die der zu behebenden Baumängel fast noch länger. „Wir sind insgesamt auf einem guten Weg. Das Team arbeitet an der Lösung zur Rasenheizung. Wir sind dran“, ließ sich der Verwaltungs-Chef dann auf Anfrage der SZ am späten Mittwochnachmittag in einer Antwort aus seinem Haus zitieren. Doch das Schreiben der Stadtverwaltung auf einen Fragenkatalog der SZ lässt mehr Fragen offen als beantwortet wurden.
Das größte Sorgenkind im Ludwigspark bleibt weiterhin die Spielfläche, wegen der es bereits eine Verlegung nach Frankfurt sowie Spielausfälle gegeben hat. Vor der Vergabe des Rasenbau-Auftrages an die Firma Kempf hat ein Gutachten zwar den zufriedenstellenden Zustand des Erdreiches, aber nicht das Vorhandensein der angeblich 2001 letztmals erneuerten Drainage festgestellt. Später soll Kempf von Welker wiederholt aufgefordert worden sein, „den Zustand der Drainage zu überprüfen“. Teil des Auftrages war es nicht. Die Firma weigerte sich offenbar, und so unterblieb es halt. „Gewinn-Maximierung durch Aufwands-Minimierung“ nennt man das wohl betriebswirtschaftlich.
2001 setzte man auf Flächenentwässerung ohne Drainrohre. Das Absaufen des Platzes bereits im vergangenen Herbst und die fast schon verweifelt wirkenden Rettungsversuche mit der sogenannten Druckluftlanze waren ebenso Folge wie Spielabsagen des FCS. Diese Herangehensweise aktueller, aber auch ehemaliger Verantwortungsträger der Stadt wirft wieder Fragen auf. War es unbedarft? Fahrlässig? Oder doch mit dem Vorsatz, mögliche weitere Kostensteigerungen vor Stadtrat und Öffentlichkeit zu vetuschen? Rund 300 000 Euro sind bereits an Kempf gezahlt worden. Ob sie – zumindest teilweise – zurückgefordert werden? Offen. War die außergerichtliche Einigung zwischen Stadt und Unternehmen „alternativlos“, oder muss man sie rückblickend als zeitraubenden Fehler einstufen? Keine Antwort von Conradt.
Ein kompletter Neubau des Rasens, wonach es stark aussieht, würde etwa eine Million Euro zusätzlich kosten und dauert zehn Wochen. Ob der Rat das mitträgt? Fraglich. Zumal der Kostenrahmen (offiziell sollen es nach wie vor 46,5 Millionen sein) längst jegliche vorherigen Planungen ad absurdum geführt hat.
„Das weitere Vorgehen abzustimmen, nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Wir klären zurzeit alle weiteren Schritte – das betrifft auch rechtliche Fragen im Zusammenhang mit den mindestens teilweise nicht erbrachten Leistungen der Firma Kempf, wirtschaftliche und bauliche Fragen, die wir momentan noch nicht im Detail beantworten können“, heißt es aus dem Rathaus.
Mehr „Detailfragen“beantwortet die Stadt nicht. Dabei gibt es einige. Hatten die zu tief gebauten Tribünen mehr Auswirkungen auf den Aufbau der Spielfläche als bekannt? Wurden alle notwendigen Schichten, Rohre, Sensoren, Beregner sowie deren Anschlüsse ordnungsgemäß eingebracht und verlegt? Welche Erkenntnisse liegen dazu vor? Unbeantwortet. „Eine Festlegung auf einen Fertigstellungstermin wäre aktuell verfrüht“, so die Stadt. Im Klartext: Wann der Park fertig wird, kann auch nach mehr als fünf Jahren Bauzeit keiner sagen.
Doch auf Conradts Aussage (Frühjahr 2021) haben sich die beiden potenziellen Hauptmieter verlassen. Der 1. FC Saarbrücken braucht bis Ende Juli ein drittliga-taugliches Stadion, um überhaupt die Lizenz zu erhalten. Die Saarland Hurricanes wollen ihre American-Football-Saison in der Bundesliga eigentlich am 5. Juni im Park beginnen.
„Eine Festlegung auf einen Fertigstellungstermin wäre aktuell
verfrüht.“
Stadt Saarbrücken
über das Ludwigsparkstadion