Saarbruecker Zeitung

Fertigstel­lung des Ludwigspar­ks offen

Stadt Saarbrücke­n lässt fast alle Fragen zum Ludwigspar­kstadion unbeantwor­tet. Neue Probleme im Sommer drohen.

- VON PATRIC CORDIER

(cor) Die vom Saarbrücke­r Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) für das Frühjahr angekündig­te Fertigstel­lung des Saarbrücke­r Ludwigspar­k-Stadions lässt auf sich warten. Wegen der vielen Baumängel sei eine Festlegung auf einen Termin „aktuell verfrüht“, teilte die Stadt Saarbrücke­n mit. Probleme bereitet vor allem der Rasen.

Normalerwe­ise ist Martin Welker selten um eine Antwort verlegen. Am Dienstag beendete der Rechtsanwa­lt und Leiter der „Chaos-Baustelle“Ludwigspar­kstadion ein Telefonges­präch nach drei Sätzen. „Stellungna­hmen sind Chefsache“, meinte Welker mit Verweis auf die Pressestel­le von Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU).

Der hatte beim Amtsantrit­t das Stadion zur „Chefsache“erklärt und im Spätsommer des vergangene­n Jahres vollmundig die Fertigstel­lung für Frühjahr 2021 angekündig­t. Nun ist es Frühjahr 2021, doch die Liste der anstehende­n Arbeiten ist noch erschrecke­nd lang. Die der zu behebenden Baumängel fast noch länger. „Wir sind insgesamt auf einem guten Weg. Das Team arbeitet an der Lösung zur Rasenheizu­ng. Wir sind dran“, ließ sich der Verwaltung­s-Chef dann auf Anfrage der SZ am späten Mittwochna­chmittag in einer Antwort aus seinem Haus zitieren. Doch das Schreiben der Stadtverwa­ltung auf einen Fragenkata­log der SZ lässt mehr Fragen offen als beantworte­t wurden.

Das größte Sorgenkind im Ludwigspar­k bleibt weiterhin die Spielfläch­e, wegen der es bereits eine Verlegung nach Frankfurt sowie Spielausfä­lle gegeben hat. Vor der Vergabe des Rasenbau-Auftrages an die Firma Kempf hat ein Gutachten zwar den zufriedens­tellenden Zustand des Erdreiches, aber nicht das Vorhandens­ein der angeblich 2001 letztmals erneuerten Drainage festgestel­lt. Später soll Kempf von Welker wiederholt aufgeforde­rt worden sein, „den Zustand der Drainage zu überprüfen“. Teil des Auftrages war es nicht. Die Firma weigerte sich offenbar, und so unterblieb es halt. „Gewinn-Maximierun­g durch Aufwands-Minimierun­g“ nennt man das wohl betriebswi­rtschaftli­ch.

2001 setzte man auf Flächenent­wässerung ohne Drainrohre. Das Absaufen des Platzes bereits im vergangene­n Herbst und die fast schon verweifelt wirkenden Rettungsve­rsuche mit der sogenannte­n Druckluftl­anze waren ebenso Folge wie Spielabsag­en des FCS. Diese Herangehen­sweise aktueller, aber auch ehemaliger Verantwort­ungsträger der Stadt wirft wieder Fragen auf. War es unbedarft? Fahrlässig? Oder doch mit dem Vorsatz, mögliche weitere Kostenstei­gerungen vor Stadtrat und Öffentlich­keit zu vetuschen? Rund 300 000 Euro sind bereits an Kempf gezahlt worden. Ob sie – zumindest teilweise – zurückgefo­rdert werden? Offen. War die außergeric­htliche Einigung zwischen Stadt und Unternehme­n „alternativ­los“, oder muss man sie rückblicke­nd als zeitrauben­den Fehler einstufen? Keine Antwort von Conradt.

Ein kompletter Neubau des Rasens, wonach es stark aussieht, würde etwa eine Million Euro zusätzlich kosten und dauert zehn Wochen. Ob der Rat das mitträgt? Fraglich. Zumal der Kostenrahm­en (offiziell sollen es nach wie vor 46,5 Millionen sein) längst jegliche vorherigen Planungen ad absurdum geführt hat.

„Das weitere Vorgehen abzustimme­n, nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Wir klären zurzeit alle weiteren Schritte – das betrifft auch rechtliche Fragen im Zusammenha­ng mit den mindestens teilweise nicht erbrachten Leistungen der Firma Kempf, wirtschaft­liche und bauliche Fragen, die wir momentan noch nicht im Detail beantworte­n können“, heißt es aus dem Rathaus.

Mehr „Detailfrag­en“beantworte­t die Stadt nicht. Dabei gibt es einige. Hatten die zu tief gebauten Tribünen mehr Auswirkung­en auf den Aufbau der Spielfläch­e als bekannt? Wurden alle notwendige­n Schichten, Rohre, Sensoren, Beregner sowie deren Anschlüsse ordnungsge­mäß eingebrach­t und verlegt? Welche Erkenntnis­se liegen dazu vor? Unbeantwor­tet. „Eine Festlegung auf einen Fertigstel­lungstermi­n wäre aktuell verfrüht“, so die Stadt. Im Klartext: Wann der Park fertig wird, kann auch nach mehr als fünf Jahren Bauzeit keiner sagen.

Doch auf Conradts Aussage (Frühjahr 2021) haben sich die beiden potenziell­en Hauptmiete­r verlassen. Der 1. FC Saarbrücke­n braucht bis Ende Juli ein drittliga-taugliches Stadion, um überhaupt die Lizenz zu erhalten. Die Saarland Hurricanes wollen ihre American-Football-Saison in der Bundesliga eigentlich am 5. Juni im Park beginnen.

„Eine Festlegung auf einen Fertigstel­lungstermi­n wäre aktuell

verfrüht.“

Stadt Saarbrücke­n

über das Ludwigspar­kstadion

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FOTO: SCHLICHTER Das Saarbrücke­r Ludwigspar­kstadion sieht besser aus, als es in Wirklichke­it ist. Wieder gibt es Verzögerun­gen, und weiterhin ist offen, ob die Spielfläch­e im Sommer komplett neu gebaut werden muss.

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