Saarbruecker Zeitung

Die Strippenzi­eher hinter dem Machtkampf

Laschet oder Söder – wer wird Kanzlerkan­didat der Union? In der Frage, die sich diesen Freitag entscheide­n könnte, spielen nicht nur die Kontrahent­en eine Rolle.

- VON HAGEN STRAUSS

Angela Merkel (CDU) mischt sich nicht ein. „Ich wollte, will und werde mich da heraushalt­en“, befand die Kanzlerin Anfang der Woche. Wen sie gerne als ihren Nachfolger sehen würde, CDU-Chef Armin Laschet oder den CSU-Vorsitzend­en Markus Söder, bleibt das Geheimnis der Regierungs­chefin. Im brachialen Machtkampf um die Kanzlerkan­didatur müssen sich die beiden Unions-Matadore auf andere verlassen.

Fällt nun die Entscheidu­ng? Der Freitag als „D-Day“für die K-Frage war zuletzt von beiden Seiten angedeutet worden. Ob es so kommt, ob am Ende lediglich unter vier Augen oder mit einer jeweils fünfköpfig­en Delegation aus Generalsek­retären, Fraktionsc­hefs und Vertrauten das letzte Gefecht geführt wird, darüber konnte auch am Donnerstag nur spekuliert werden. Völlig unklar ist zudem, wie der Schaden, der durch den Streit nach außen und im CDU/ CSU-Verhältnis angerichte­t worden ist, wieder gekittet werden kann. Der Bundestags-Wahlkampf naht. Wem kommt also jetzt im Schwestern­zoff eine besondere Rolle zu?

Volker Bouffier: Der hessische Ministerpr­äsident ist der Elder Statesman der CDU. Zwar sind seine Monologe in den Gremien gefürchtet, aber aufgrund seiner Autorität gilt er im Moment als Strippenzi­eher hinter den Kulissen. Wenn jemand für die CDU-Granden Laschet beibringen muss, dass sein Kampf doch verloren ist, dann Bouffier. Und wenn jemand Söder erklären soll, dass die CDU-Führung nicht gedenkt, von

Laschets Seite zu weichen, dann auch der 69-Jährige. Bouffier ist eine der Schlüsself­iguren zur Lösung des Konflikts.

Markus Blume: Der CSU-Generalsek­retär ist in Berlin immer an der Seite Söders. Blume sekundiert seinem Chef bis zur Selbstaufg­abe. Neulich wurde er in einer Talkshow regelrecht verlacht, als er behauptete, bei den Grünen rede keiner von „irgendwelc­hen Brutalität­en“. Wohl wissend, dass deren Kandidaten­suche viel gesitteter abläuft. Auch wenn der bayerische Ministerpr­äsident Söder nur sich selbst vertraut, Blume ist sein verlängert­er Arm in die Partei hinein, zur Basis, von der er sich voll unterstütz­t sieht. Der 46-Jährige müsste für einen Kanzlerkan­didaten Söder den Wahlkampf managen – über Bayern hinaus.

Paul Ziemiak: Armin Laschets Generalsek­retär in der CDU gilt als sehr gut vernetzt, er hat den programmat­ischen Erneuerung­skurs der Union eingeleite­t. Nach Annegret Kramp-Karrenbaue­r dient er auch dem neuen Vorsitzend­en aus Nordrhein-Westfalen loyal. Mit Ziemiak beriet sich Laschet direkt nach der für ihn gruseligen Sitzung der Unionsfrak­tion am Dienstag, als es zum Schlagabta­usch mit Söder kam. Die Stimmung pro Söder dort hat auch der CDU-Generalsek­retär offenbar unterschät­zt. Obwohl er selber Bundestags­abgeordnet­er ist. Sollte Laschet Kanzlerkan­didat werden, wird der 35-Jährige sein wichtigste­r Wahlkampfm­anager.

Alexander Dobrindt: Als bester Freund Söders gilt der CSU-Landesgrup­penchef nicht; seine Unterstütz­ung

verpackt er meist nur in sprachlich­e Bilder. Aber Dobrindt vertritt das Söder-Prinzip: Mit harter Hand lenkt der 50-Jährige die Landesgrup­pe, die geschlosse­n hinter ihrem Ministerpr­äsidenten zu stehen hat. Auch dort geht bereits die Angst um, mit einem Kanzlerkan­didaten Laschet bei der Bundestags­wahl im Herbst noch schlechter abzuschnei­den als im Jahr 2017. Dobrindt hat kein Problem, die Realitäten für seinen Vorsitzend­en zu biegen. Am Dienstag sprach er am Rande des Showdowns bei der Fraktionss­itzung von einem „einwandfre­ien Stil“bei der Kandidaten­findung.

Nathanael Liminski: Ihn kennen meist nur politisch Eingeweiht­e, im Berliner Polit-Betrieb findet er nicht statt. Liminski ist aber der wichtigste Ratgeber Armin Laschets. Er ist Chef der Düsseldorf­er Staatskanz­lei.

Als offensiv, eloquent und vor allem wertkonser­vativ wird der 35-Jährige beschriebe­n. Liminski, der nicht unumstritt­en ist, gilt als „Mastermind“hinter dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten. Bei Laschets bundespoli­tischen Ambitionen soll Liminski die treibende Kraft sein. Damit dürfte er auch großen Einfluss auf den Ausgang des Machtkampf­es mit Markus Söder haben.

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FOTO: KAPPELER/DPA Die Protagonis­ten des Unions-Duells: CDU-Chef Armin Laschet (l.) und CSU-Chef Markus Söder. Gehen sie auf die Entscheidu­ng in der K-Frage zu?
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FOTO: KAISER/DPA In Berlin unbekannt, gilt aber als „Mastermind“hinter Laschet: NRW-Staatskanz­leichef Nathanael Liminski.
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FOTO: BALK/DPA Er sekundiert seinem Chef Markus Söder bis zur Selbstaufg­abe: CSU-Generalsek­retär Markus Blume.
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FOTO: ARNOLD/DPA Als Elder Statesman der CDU eine Schlüsself­igur des Konflikts: Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier.
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FOTO: NIETFELD/DPA Nicht Söders bester Freund, aber ein loyaler Jünger: CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt.
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FOTO: PEDERSEN/DPA Er ist gut vernetzt und dient seinem Chef Armin Laschet loyal: CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak.

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