Saarbruecker Zeitung

US-Präsident Biden lädt heute zum Klimagipfe­l

- VON JAN DREBES

Europa hat ein neues Klimageset­z, die USA wollen mit ambitionie­rten Maßnahmen gleichzieh­en. Kommt neuer Schwung in die internatio­nale Klimapolit­ik mit dem von Joe Biden initiierte­n Klimagipfe­l?

Nach vier Jahren der Rückschrit­te unter dem früheren US-Präsidente­n Donald Trump kommt jetzt wieder Bewegung in den internatio­nalen Klimaschut­z. Trumps Nachfolger Joe Biden hat an diesem Donnerstag 40 Staats- und Regierungs­chefs zu einem Klimagipfe­l eingeladen, um die Weltgemein­schaft wieder hinter dem Ziel zu vereinen, die Erderwärmu­ng bis 2030 auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) wird daran teilnehmen und Donnerstag­nachmittag eine Rede halten.

Das Pariser Klimaabkom­men von 2015 wird von den USA wieder gestützt, jetzt will Biden nachlegen und einen ambitionie­rten Beitrag seines Landes zur Einsparung von Treibhausg­asen verkünden. In Berlin wird mit Spannung erwartet, wie hoch dieser ausfallen wird. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) pochte im Vorfeld auf einen konsequent­en Pfad, um die Erderwärmu­ng bei 1,5 Grad zu stoppen. „Dieses Jahrzehnt muss weltweit zu einem Jahrzehnt des sozial-ökologisch­en Umbaus der Weltwirtsc­haft werden, weg von fossilen Brennstoff­en, hin zu zukunftsfä­higen Arbeitsplä­tzen, gesunder Umwelt und mehr Klimavertr­äglichkeit“, sagte Schulze. Besonders stehen dabei die USA und China im Fokus. Bedeutend wird beim Klimagipfe­l sein, inwiefern China sich zu einer Senkung der Treibhausg­ase deutlich vor 2030 bekennt. Kritisch wird in Berlin gesehen, dass China weiterhin stark in Kohlekraft­werke im eigenen Land und in anderen Staaten investiert. Indien wiederum ist angesichts der Größe und Bevölkerun­gsdichte ein wichtiger Spieler beim Klimagipfe­l. Ebenso Brasilien, das zuletzt Klimaschut­z ausbremste und nur unzureiche­nd gegen die massive Abholzung des Waldes vorgeht.

Schulze dazu: „Wir befinden uns an einer entscheide­nden Wegmarke.“Die Weltgemein­schaft habe jetzt die Chance, wesentlich­e Fortschrit­te in Richtung Klimaneutr­alität zu machen. „Noch vor wenigen Jahren war die Welt auf einem Kurs auf 3,5 Grad Erderhitzu­ng, eine unerträgli­che Vorstellun­g“, sagte Schulze. „Jetzt ist die Zwei-Grad-Grenze zum ersten Mal realistisc­h in Reichweite, und wir haben auch das 1,5 Grad-Ziel fest im Blick. Fünf Jahre nach der Verabschie­dung des Paris-Abkommens zeigt sich, dass dieses Abkommen funktionie­rt“, sagte Schulze.

Vor dem von Biden initiierte­n Gipfel will die Ministerin einen Paradigmen­wechsel erkennen können. „Die Vorstellun­gskraft, was beim Klimaschut­z möglich ist, wächst gerade weltweit rasant. Klimaschut­z bestimmt zunehmend den Kurs der Wirtschaft­spolitik“, sagte sie. „Nach den für die USA verlorenen Jahren unter Donald Trump gibt es endlich eine weltweite Aufbruchss­timmung – auch weil verstanden wird, dass die Technologi­en der Zukunft die Jobs der Zukunft bringen werden.“Das gehört jedoch auch zum Gesamtbild: Biden will mithilfe neuer Atomreakto­ren den Klimaschut­z vorantreib­en.

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