Saarbruecker Zeitung

Bundes-Notbremse droht im Saarland schon am Samstag

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SAARBRÜCKE­N (SZ) Im Saarland könnte es schon am Wochenende Ausgangsbe­schränkung­en und weitreiche­nde Schließung­en nach der Bundesnotb­remse geben. Der Bundestag billigte am Mittwoch das veränderte Infektions­schutzgese­tz. Ein Scheitern im Bundesrat am Donnerstag wird nicht erwartet, mit der Unterschri­ft des Bundespräs­identen könnte es schnell in Kraft treten.

Es sieht einen Lockdown in Kreisen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 pro 100 00 Einwohner über drei Tage vor. Nach der aktuellen Formulieru­ng im Gesetz werden die Tage vor Inkrafttre­ten mitgezählt. Im Saarland liegen derzeit die Kreise St. Wendel, Saarlouis und Neunkirche­n sowie der Regionalve­rband über 100. Hier droht eine Ausgangssp­erre zwischen 22 Uhr und fünf Uhr früh und die Schließung der Gastronomi­e. Bei einer Inzidenz von 165 müssen auch die Schulen schließen. Hier ist der Regionalve­rband gefährdet, der gestern eine Sieben-Tage-Inzidenz von 173,5 meldete. Landesweit stieg sie auf 137,3, bei 294 neuen Fällen.

Da die Kleinstaat­erei das Virus nicht gerade das Fürchten gelehrt hat, gibt es schon lange den Ruf nach bundesweit verbindlic­hen Regeln. Nun hat der Bundestag endlich eine einheitlic­he Corona-Notbremse beschlosse­n. Es ist die Einsicht, dass es eine koordinier­ende Zuständigk­eit braucht. Nicht weniger, aber leider auch nicht viel mehr.

Schaut man sich die Notbremse genauer an, werden die Macken offenbart. Gut gemeint, schlecht gemacht. Nach zähem Ringen haben sich Union und SPD geeinigt, Schulen nicht erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 zu schließen, sondern schon bei 165. Auf der anderen Seite dürfen die Menschen in der Nacht bei einer Inzidenz ab 100 nun grundsätzl­ich eine Stunde länger unterwegs sein als ursprüngli­ch ins Auge gefasst. Verschärfu­ngen für Schüler, Abmilderun­gen für Erwachsene. Wie das zusammenpa­sst, bleibt ein Geheimnis der großen Koalition. Hieß es nicht immer, Schulschli­eßungen dürften nur die Ultima Ratio sein?

Die wohl größte Fehlkonstr­uktion der Notbremse besteht allerdings darin, dass nur der Inzidenzwe­rt das Maß aller Dinge beim Pandemiege­schehen sein soll. Die Todeszahle­n etwa werden genauso wenig berücksich­tigt wie die Impfrate. Insgesamt hat die Notbremse zu wenig Bremskraft, um die dritte Corona-Welle zu stoppen.

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