Impftermin für alle erst im August
Mit Hilfe der Impfungen in Arztpraxen sollten alle impfwilligen Saarländer bis spätestens Juli ein Impfangebot erhalten. So hatte es die Kassenärztliche Vereinigung noch Anfang April in Aussicht gestellt. Wegen erneuter Lieferengpässe bei den Herstellern
SAARBRÜCKEN (SZ) Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) im Saarland rechnet erst im August mit einem ersten Impfangebot für jeden impfwillingen erwachsenen Saarländer. Die Hoffnung, dies könne bis Ende Juni gemacht werden, werde sich angesichts von Lieferverzögerungen wohl nicht erfüllen, teilte die KV auf SZ-Anfrage mit. Sie war vom stellvertretenden KV-Vorstandsvorsitzenden und Impfkoordinator Joachim Meiser Anfang April geäußert worden.
„Wir könnten je Praxis 100 bis 200 Impfungen die Woche durchführen, wenn wir den Impfstoff bekämen“, sagt Anne Meier-Heinrich. Tatsächlich musste die in Dudweiler niedergelassene hausärztliche Internistin allerdings feststellen, dass seit Beginn des Impfangebots bei Hausärzten vor rund zwei Wochen deutlich weniger Impfdosen angeliefert wurden als zunächst möglich erschien. Während laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung pro Woche 48 Dosen bestellt werden durften, erhielt ihre Praxis in der ersten Woche 18 Impfdosen, in der darauf folgenden Woche 24 Dosen und für die laufende Woche 16 Dosen. „In diesem Tempo bekommen wir die Bevölkerung nicht geimpft“, sagt Meier-Heinrich.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) im Saarland, die für die Organisation der Impfungen in den Arztpraxen zuständig ist, räumt auf SZ-Anfrage ein: „Die Liefersituation in die saarländischen Arztpraxen ist derzeit noch unbefriedigend.“Anfang April hatte der stellvertretende KV-Vorstandsvorsitzende und Impfkoordinator Dr. Joachim Meiser in Aussicht gestellt, dass bei Einhaltung der Lieferzusagen der Hersteller „bis Ende Juni, spätestens im Juli jedem eine Erstimpfung“im Saarland angeboten werden könne (wir berichteten). Doch Lieferengpässe machen der KV zu schaffen. „Die Liefermenge auf Bundesebene schwankt derzeit noch stark“, heißt es. Die Belieferung mit Impfstoff erfolgt über den Pharmagroßhandel und die Apotheken, die den Impfstoff direkt vom Bund erhalten.
„Bisher konnten wir mit Liefermengen von 9000 bis 12 000 Impfdosen pro Woche bei zirka 800 impfenden Ärzten rechnen“, erklärt die KV auf SZ-Anfrage. Für die laufende Woche haben die niedergelassenen Ärzte im Saarland rund 9000 Impfstoffdosen von Biontech/Pfizer und Astrazeneca erhalten. Das sind rund 3000 Dosen weniger als in den Vorwochen.
Alles hänge „von der Produktion und Liefersituation auf Bundesebene ab und ist zugegebenermaßen kein befriedigender Zustand, zumal die Praxen eine hohe Patientennachfrage zu verzeichnen haben, die sie sehr gerne bedienen würden“, teilt die KV mit. Besserung sei jedoch in
Sicht. „In der nächsten Woche sind 25 000 Dosen angekündigt. Für den Mai ist eine wöchentliche stabile Liefermenge von 20 000 Impfdosen und für Juni von 30 000 Impfdosen angekündigt“, so die KV. Insgesamt werde es zu einer Verzögerung des für spätestens Juli angekündigten Impfangebots für alle impfwilligen Saarländer um „vier bis sechs Wochen“kommen, so die KV. Demnach wird es dieses Angebot also wohl erst im August geben.
Für die Hausärztin Meier-Heinrich ist die Unzuverlässigkeit bei den Liefermengen
nicht nur ärgerlich, weil eine wöchentliche gesteigerte (und nicht abnehmende) Impfstoff-Menge angekündigt worden war, sondern auch, weil es die Hausarzt-Praxen vor enorme Herausforderungen stelle. „Sowohl das Planen als auch das ständige Umplanen der Termine zum Impfen bei Kürzungen der Bestellmenge stellt die Praxen vor einen riesigen logistischen Aufwand. Zeit, die unnötig ist, und die uns für die Versorgung der Patienten fehlt“, sagt Meier-Heinrich.
Auch kritisiert die Internistin, dass die staatlichen Impfzentren mit dem Biontec-Impfstoff bevorzugt würden, während für die Hausarzt-Praxen der umstrittene Impfstoff von Astrazeneca vorgesehen sei. Ausnahme sei lediglich die laufende Woche, in der die Praxen wegen eines Lieferausfalls von Astrazeneca mit Biontec-Dosen versorgt werden. Das saarländische Gesundheitsministerium hatte dieser Art der Darstellung in der vergangenen Woche widersprochen. Bereits vor vielen Wochen sei klar gewesen, so das Ministerium, dass für die Impfungen in
Arztpraxen besonders die Impfstoffe eingesetzt würden, „die vom Handling und der Logistik besonders für das Setting in den Arztpraxen geeignet sind“. Dies beträfe „insbesondere die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson&Johnson“, welche sich beide durch eine lange Lagerfähigkeit sowie Transportfähigkeit bei Kühlschranktemperatur von den anderen Vakzinen unterschieden. Auch die Handhabung sei im Vergleich zu Impfstoffen, wie etwa dem von Moderna, einfacher, hatte das Ministerium erklärt.
„Die Liefersituation in
die saarländischen Arztpraxen ist derzeit noch unbefriedigend.“ Kassenärztliche Vereinigung
im Saarland