Saarbruecker Zeitung

Amerika hat dieses Urteil gebraucht

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Es ist ein Sieg der Gerechtigk­eit. Zwölf Geschworen­e in Minneapoli­s haben ein Urteil gefällt, wie man es mit gesundem Menschenve­rstand anders kaum fällen konnte. Sie haben Derek Chauvin, den Polizisten, der sein Knie so lange in den Nacken George Floyds drückte, bis der in Handschell­en am Boden liegende Afroamerik­aner an Sauerstoff­mangel starb, in allen drei Anklagepun­kten für schuldig befunden. Zu eindeutig waren die Aufnahmen einer Handykamer­a, die das Verbrechen dokumentie­rten, als dass sich der Beamte auf Notwehr oder sonstige mildernde Umstände berufen konnte. Und doch. Nicht wenige Amerikaner, vor allem Menschen mit dunkler Haut, hatten bis zum Schluss sogar einen Freispruch für möglich gehalten. Zu bitter, zu frisch sind die Erfahrunge­n, die Opfer exzessiver Gewalt machen mussten, wenn die Hüter von Recht und Ordnung, was selten genug passierte, vor Gericht standen. Zu lang ist die Serie skandalöse­r Fehlurteil­e, zu groß der Schatten jahrhunder­telanger Diskrimini­erung, der über allem hängt. Amerika hat es gebraucht, dieses Urteil. Doch es kann nur ein Anfang sein. Ein erster Schritt auf der Strecke hin zu nachhaltig­en Verhaltens­änderungen. Dass weiße Polizisten überdurchs­chnittlich viele Schwarze unter häufig dubiosen Umständen töten, ist lange erwiesen. Nur wenn sich daran etwas ändert, hat das Wort von der Wende seine Berechtigu­ng.

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