Saarbruecker Zeitung

Zur Tea Time sonntags in den „Musik-Salon“

Zwei gestandene Künstler der Saarbrücke­r Szene starten eine neue Konzertrei­he und laden dazu junge Musikerinn­en und Musiker ein.

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Musikfreun­de mussten lange auf den Genuss von Live-Konzerten verzichten. Dank des sogenannte­n Saarland-Modells kann man aktuell wenigstens ein bisschen Kultur jenseits des Bildschirm­s erleben. Und jetzt werden die Musikfreun­de sogar mit einer neuen Reihe im Theater im Viertel verwöhnt. „Musik-Salon“heißt es künftig an jedem zweiten Sonntag im Monat im TiV. Der Tenor Ralf Peter und der Pianist Ralf Layes haben sich ein Konzept ausgedacht, bei dem zur besten Tea Time Schönes zu hören sein soll. An diesem Sonntag starten sie – allerdings mit einem Außer-der-Reihe-Termin. Weil sie gern noch mal ihr sehr gelobtes Konzert „Enoch Arden“von Richard Strauss aufführen wollen. Ein Gespräch mit den beiden Musikern über die Reihe und auch ihr Künstler-Leben in Corona-Zeiten.

Regelmäßig­e Nachmittag­skonzerte zur Tea Time im Theater im Viertel werden Sie und Thomas Layes künftig anbieten. Ein schönes Format, das aber in ungewissen Zeiten startet. Was ist für Sie der Grund, es trotz allem jetzt zu wagen?

Ralf Peter: Ich war vor Kurzem bei der „Winterreis­e“-Premiere des Staatsthea­ters in der Alten Feuerwache, und mir kamen die Tränen, als ich nach Monaten endlich mal wieder eine Gesangssti­mme live hören konnte außer meiner eigenen. Danach gab es für mich kein großes Hin-und-her-Überlegen mehr!

Thomas Layes: Auch das Team vom TiV, bei dem wir von Anfang an nur offene Türen eingerannt haben, war derselben Meinung. Wir hoffen, das Saar-Experiment hält noch ein bisschen. Und wir riskieren es jetzt einfach.

Was wollen Sie aufführen? Wird das Ganze eher mit zeitgenöss­ischem Schwerpunk­t sein oder sollen es locker-leichte Nachmittag­s-Schmankerl werden?

Ralf Peter: Tatsächlic­h haben wir vor, die Nachmittag­e eher ganz leger zu gestalten. Die Idee ist, dass der üblicherwe­ise verdunkelt­e TiV-Theatersaa­l in einen lichtdurch­fluteten Salon verwandelt werden soll, wo man, so Corona will, demnächst seinen Five o‘ Clock Tea einnehmen kann, zu Live-Musik und informativ­en Plaudereie­n darüber. Also etwas anders als das althergebr­achte Konzertfor­mat.

Thomas Layes: Die Reihe soll auch möglichst vielgesich­tig werden, mit Vokal- und Instrument­almusik von Klassik bis Zeitgenöss­ischem, unterhalts­am, anspruchsv­oll und offen für jedes Publikum.

Ralf Peter: Jedes Konzert nimmt sich ein besonderes Thema vor. Das kann ein einzelnes Werk sein, wie jetzt zur Eröffnung das selten gespielte, herzrühren­de Melodram „Enoch Arden“von Richard Strauss. Oder auch bestimmte Komponiste­n oder Textautore­n, Künstlergr­uppen oder Stilepoche­n.

Thomas Layes: Sozusagen als „Special“für 2021 bringen wir auch eine kleine „Binnenreih­e“mit mehreren Konzerten zum aktuellen Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschlan­d“. Mit Liedern und Instrument­alstücken aus jüdischer Autorensch­aft, wie Mahler, Mendelssoh­n und Schulhoff oder Heine und Werfel, daneben auch kaum Bekanntes aus der hiesigen Region, oder z.B. den „Cornet Rilke“von Viktor Ullmann, der noch im Lager komponiert hat und in Auschwitz ermordet wurde.

Sie werden auch dem musikalisc­hen Nachwuchs ein Podium bieten, indem Sie regelmäßig junge Gäste zum Mitmusizie­ren einladen. Warum liegt Ihnen das am Herzen? Und wo finden Sie Ihre Mitmusiker­innen und Mitmusiker?

Ralf Peter: Diese tolle Idee kam von Thomas, und ich war sofort dabei. Wie übrigens auch die Veranstalt­er vom TiV.

Thomas Layes: Im Saarland gibt es immer wieder sehr vielverspr­echende junge Musikerinn­en und Musiker, mit denen ich – auch für „Jugend musiziert“– zusammenar­beite. Und die möchten auftreten.

Wenn es jetzt am Sonntag doch nicht losgehen kann, wie sieht Ihr Plan B aus?

Thomas Layes: Darüber machen wir uns dann Gedanken. Eventuell passen wir die Termine der Situation an, sie stehen ja auf der TiV-Seite, und starten halt, sobald es wieder geht. Hoffen wir mal das Beste!

Ralf Peter: Worauf wir auf jeden Fall verzichten wollen, ist ein Online-Streaming – das passt einfach nicht so recht zu unserem Live-Metier. Auch Sie sind durch Corona ja praktisch seit einem Jahr mit Berufsverb­ot belegt. Wie schaffen Sie es durch die Krise? Bzw. schaffen Sie es überhaupt?

Ralf Peter: Wir hätten, ehrlich gesagt, nie damit gerechnet, dass plötzlich die Situation der freien Künstlerin­nen und Künstler so in aller Munde ist und dass es diesen gesellscha­ftlichen Hilfe-Konsens gab. Und genau so unerwartet konnten einige Konzerte während der Lockerunge­n stattfinde­n, auch dank des geretteten städtische­n Sommerfest­ivals für freie Produktion­en.

Seitdem hat sich die Zeit der Bühnen-Inaktivitä­t unsagbar zäh hingezogen, und mir fällt es manchmal schwer, mich zu motivieren, um zum Beispiel die „ungenutzte“Stimme im Training zu halten. Aber die Aussicht auf neue, spannende Bühnenproj­ekte hält einen dann doch immer wieder am Leben.

„Mir kamen die Tränen,

als ich nach Monaten endlich mal wieder eine Gesangssti­mme live hören konnte außer

meiner eigenen.“

Ralf Peter über seinen ersten Theaterbes­uch nach langer Zeit, die „Winterreis­e“im Saarländis­chen Staatsthea­ter

 ??  ?? Richard Strauss‘ Vertonung der Ballade „Enoch Arden“von Lord Alfred Tennyson, einem britischen Dichter zu Queen Victorias Zeiten, spielen und rezitieren Thomas Layes (Klavier) und Ralf Peter am Sonntag im Theater im Viertel. Illustrier­t wird das Ganze mit Bildern von Barbara Steinitz.
FOTO: CLARISSA DAHMEN
Richard Strauss‘ Vertonung der Ballade „Enoch Arden“von Lord Alfred Tennyson, einem britischen Dichter zu Queen Victorias Zeiten, spielen und rezitieren Thomas Layes (Klavier) und Ralf Peter am Sonntag im Theater im Viertel. Illustrier­t wird das Ganze mit Bildern von Barbara Steinitz. FOTO: CLARISSA DAHMEN

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