Bau einer chinesischen Raumstation beginnt
Bereits 2022 soll die „Tiangong“fertig sein. Noch in dieser Woche dürfte das Kernmodul ins All gebracht werden.
China will in dieser Woche den Hauptbestandteil seiner ersten dauerhaften Raumstation ins All schicken. 2022 soll die „Tiangong“fertig sein. Dafür sind insgesamt elf bemannte und unbemannte Missionen geplant.
wissenschaftlichen Experimenten ist eines Tages eine internationale Kooperation unter anderen mit Deutschland vorgesehen – mit dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching.
Mit rund 90 Tonnen wird Chinas Raumstation, die nach der Fertigstellung „Tiangong“(Himmelspalast) heißen soll, deutlich kleiner als die 240 Tonnen schwere ISS. Zwar wurde die ISS schon als zu groß kritisiert, doch bietet Größe auch Sicherheit in Notfällen, wie Ewald schildert. „Auf der ISS wird es nicht gleich bedrohlich, sondern man kann einen Teil abtrennen und in Ruhe schauen, wie man Herr der Lage wird“, sagte Ewald. „Das System ist stabiler durch die Größe. Es gibt mehr Redundanz, mehr Systeme, die füreinander eintreten können.“Auch gebe es mehr Raum und Möglichkeiten für Forschungsvorhaben und die Unterbringung von weiteren Astronauten.
Kurz nach dem Start des chinesischen Kernmoduls könnte im Mai das Cargo-Raumschiff „Tianzhou 2“mit Treibstoff und Versorgungsgütern folgen. Auch bereiten sich drei Astronauten vor, an Bord von „Shenzhou 12“möglicherweise im Juni zu „Tianhe“zu fliegen. Die Bauphase erfordert einen gedrängten Flugplan: Insgesamt sind elf Flüge geplant – drei Flüge mit Modulen, vier Frachtmissionen und vier bemannte Raumflüge, wie das chinesische Raumfahrtprogramm mitteilte.
Mit seinen beiden vorherigen Raumlaboren Tiangong 1 und Tiangong
2 hat sich die junge Raumfahrtnation an das komplexe Vorhaben herangearbeitet. Es wurden Rendezvous- und Auftankmanöver sowie Weltraumspaziergänge geübt. Eigentlich sollte der Bau der Raumstation schon früher starten, aber Probleme mit der nötigen neuen Trägerrakete sorgten für Verzögerungen. Die Bauphase wurde dafür jetzt verdichtet, um wie ursprünglich geplant 2022 fertig zu werden. „Wir werden an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen“, sagte Zhou Jianping, Chefdesigner des bemannten Raumfahrtprogramms (CMS). Drei Raketenprojekte werden an zwei Raumfahrtbahnhöfen gleichzeitig verfolgt. „Wir werden echt beschäftigt sein – und was noch wichtiger ist: Wir müssen Erfolg, Qualität, Sicherheit und Verlässlichkeit wahren.“
Bei einer Station gehe es nicht nur um Forschung in Schwerelosigkeit, unter Strahlung oder im Vakuum, so der australische Experte Morris Jones,
sondern auch um Erkenntnisse mit Systemen, die für weitere Raumfahrtmissionen wie etwa zum Mond oder Mars wichtig sind. „Wir verstehen besser, wie sich das Weltall auf die Menschen auswirkt und wie die Technik zu entwickeln ist, um sie dort zu halten“, sagte Jones. Es gibt auch politische Motive: „Chinas Raumfahrtprogramm ist eine Quelle für Nationalstolz, aber es hilft auch, international Softpower zu projizieren.“