Saarbruecker Zeitung

Renaults Aufbruch in die elektrisch­e Autowelt

Luca de Meo, der neue Mann an der Spitze, will den Fahrzeugba­uer in den kommenden Jahren zum Technologi­ekonzern umbauen.

-

die Zahl der Unfälle im Straßenver­kehr zu reduzieren, lautet die Begründung. Die Begrenzung gelte für Modelle der Marken Renault und Dacia. Unter dem Dach des Unternehme­ns befindet sich auch die Sportwagen­marke Alpine. Dass die Geschwindi­gkeit jener Fahrzeuge auch gedrosselt wird, ist allerdings eher unwahrsche­inlich.

Die Konkurrenz hüllt sich angesichts der Ankündigun­gen in beredtes

der freien Fahrt auf französisc­hen Straßen äußern vor allem Spott. „Hat man je einen Twingo oder einen Clio mit 180 km/h gesehen“, höhnt Pierre Chasseray, Chef einer Auto-Lobbyorgan­isation mit dem Namen „40 Millions d’automobili­stes“. Das sei eine lächerlich­e Maßnahme und entspringe einem „abgehobene­n, politisch korrekten Diskurs intellektu­eller Eliten“.

De Meo lässt zudem keinen Zweifel daran, dass der Antrieb der Zukunft nicht der Verbrennun­gsmotor sein wird. Aus diesem Grund wird der Konzern auch hier zügig ausgericht­et. Der Chef gibt das ehrgeizige Ziel vor, dass Renault bei Autos mit Elektroant­rieb in absehbarer Zeit Spitzenrei­ter in Europa sein will. 2025 solle der Anteil von elektrifiz­ierten Personenwa­gen 65 Prozent betragen. 2030 sei dann ein Anteil von mindestens 90 Prozent geplant. Beim Ausbau der Elektromob­ilität kann Renault auf seine jahrelange Erfahrung mit dem Modell Zoe setzen, das zu den meistverka­uften Elektrofah­rzeugen in Europa gehört. Für einiges Aufsehen sorgte das Unternehme­n zuletzt auch mit der Ankündigun­g, einen batteriebe­triebenen Dacia auf den Markt zu bringen und ihn als günstigste­s Elektroaut­o zu positionie­ren.

Doch was de Meo unter dem etwas sperrigen Namen „Renaulutio­n“vorschwebt, geht noch weiter. „Ich träume davon, Renault umzubauen“, sagte er Mitte April auf einer Veranstalt­ung für intelligen­te und nachhaltig­e Mobilität. Ziel sei es, nicht mehr Fahrzeuge zu konstruier­en, in die Technologi­e eingebaut wird, sondern eine umfassende Technologi­e zu kreieren, in die die Fahrzeuge integriert werden. Das hat Konsequenz­en für das gesamte Unternehme­n. „Wir werden uns von einem Autokonzer­n, der mit Technologi­e arbeitet, zu einem Technologi­ekonzern entwickeln, der mit Autos arbeitet und bis 2030 mindestens 20 Prozent seines Umsatzes mit Dienstleis­tungen, Daten und Energiehan­del erzielen wird“, erklärte de Meo, der vor seinem Engagement bei Renault viele Jahre bei Volkswagen gearbeitet hatte.

Beim Umbau des Konzerns ist der neue Renault-Chef allerdings ein Getriebene­r, denn das Unternehme­n steckt tief in der Krise. Der Wandel in einen Technologi­ekonzern

geht einher mit einer rigiden Sanierungs­strategie. Neben allerlei hausgemach­ten Problemen hatte zuletzt die Corona-Pandemie dem Konzern schwer zugesetzt. Die weltweiten Fahrzeugve­rkäufe der Franzosen brachen 2020 um mehr als 21 Prozent ein und bescherten einen Rekordverl­ust von acht Milliarden Euro. In den nächsten Jahren sollen deshalb weltweit 15 000 Stellen abgebaut werden und bis 2025 Kosteneins­parungen von rund drei Milliarden Euro erreicht werden.

Viele Beschäftig­te sehen den geplanten Umbau allerdings vor allem als Bedrohung. So sorgte in diesen Tagen ein spektakulä­rer Fall von „Bossnappin­g“für Aufmerksam­keit. Wütende Mitarbeite­r eines RenaultWer­ks in dem bretonisch­en Ort Caudan hielten einen Tag lang Manager des Autokonzer­ns fest. Die Gießerei stellt seit 1965 unter anderem Motorenund Auspufftei­le her. Diese passen aber nicht mehr in die neue, saubere Welt der Elektroant­riebe – die Fabrik soll verkauft werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany