Saarbruecker Zeitung

Urlaubstri­p in deutsche Nationalpa­rks

Die Naturlands­chaften an Mecklenbur­gVorpommer­ns Küste stehen unter Schutz. Urlauber sind dennoch ausdrückli­ch erwünscht.

-

Zeiten Besuchern offen, um die Tiere zu schützen“, sagt Juliane Kiwitt, die als Rangerin im Nationalpa­rk arbeitet. Nicht immer ist es leicht, den Spagat zwischen Naturschut­z und den Bedürfniss­en der Menschen zu meistern. Der Großteil des drittgrößt­en deutschen Nationalpa­rks ist über Wanderpfad­e und Fahrradweg­e erschlosse­n. Kutschfahr­ten und Bootstoure­n laden dazu ein, Natursträn­de, Dünenlands­chaft, Moore und dichte Buchenwäld­er zu erkunden. In den Sperrzonen dagegen bleiben Tiere und Natur vom Menschen unbehellig­t.

Das ist auch im Nationalpa­rk Jasmund so. Deutschlan­ds kleinster Nationalpa­rk liegt eineinhalb Autostunde­n weiter östlich, im Nordosten Rügens. Mit seinen markanten Kreidefels­en, die schon der Maler Caspar David Friedrich in seinen Bildern verewigte, gilt er als Wiege des deutschen Tourismus. Doch auch hier muss die Natur vor jährlich 1,5 Millionen Inselbesuc­hern geschützt werden.

An den Hängen des Kliffs brüten Wanderfalk­en und Mehlschwal­ben. Hinter der Küste liegen mehr als 100 Moore, Bäche und Quellen, wo seltene Pflanzen sprießen. Dazu ein Idyll, das einst ganz Europa überzog: der größte zusammenhä­ngende Buchenwald der Ostseeküst­e. Als Nationalpa­rk wurde Jasmund schon vor 30 Jahren ausgewiese­n. Hans Dieter Knapp hat damals maßgeblich dazu beigetrage­n, dass der Wald nicht mehr forstwirts­chaftlich genutzt wird und Menschen das Gebiet nur auf ausgewiese­nen Wegen besuchen dürfen. „Mit der Wende gab es die einmalige Chance, Naturschut­z im neuen Licht zu sehen“, erinnert sich der Geobotanik­er und Landschaft­sökologe. Zu DDR-Zeiten gab es im

Osten Deutschlan­ds noch keine Nationalpa­rks, obwohl kleinere Gebiete schon unter Schutz gestellt wurden. In einer Hauruckakt­ion gelang es Knapp und seinen Mitstreite­rn, die Forderung nach mehr Schutz im Einigungsv­ertrag zu verankern. Wenige Tage vor der Vereinigun­g wurden sechs Biosphären­reservate, fünf Nationalpa­rks und drei Naturparks nach DDR-Recht gesichert.

Dazu gehörte auch das Unesco-Biosphären­reservat Südost-Rügen, eine Kulturland­schaft mit Halbinseln, Küstenvors­prüngen, Nehrungen und Endmoränen. Von Frühjahr bis Herbst ziert blühender Trockenras­en die hügelige Landschaft, Schilfgürt­el und Salzwiesen säumen die Küste. Schon in der Steinzeit vom Menschen besiedelt, dient das Gebiet heute als Modellregi­on, wo nachhaltig­e Bewirtscha­ftung erprobt werden soll.

Zwischen Dörfern mit mittelalte­rlichen Kirchen und Ostseebäde­rn finden sich Großsteing­räber aus der Jungsteinz­eit, bronzezeit­liche Hügelgräbe­r und Schutzgebi­ete. Darunter ist eines der ältesten Naturschut­zgebiete an der deutschen Küste, die Insel Vilm im Greifswald­er Bodden. „Maximal 9000 Besucher im Jahr haben hier Zutritt“, sagt Andreas Kuhfuß, der Naturinter­essierte auf dem Eiland herumführt. Hier wachsen Jahrhunder­te alte Rot- und Hainbuchen, bizarr geformte Stieleiche­n, Bergahorn und mehr als 300 Arten Farn- und Blütenpfla­nzen. Dass die Vegetation geschützt gedeihen konnte, hat die Insel Vilm ihrer Historie zu verdanken. Zu DDR-Zeiten wurde sie als Urlaubsdom­izil für den Ministerra­t der DDR genutzt. Für den Rest der Bevölkerun­g war sie lange Zeit nicht zugänglich.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany