Viele Saar-Unternehmen wollen Impfung anbieten
Spätestens ab dem 7. Juni sollen auch Betriebsärzte gegen Corona impfen. Saar-Unternehmen und Arbeitnehmervertreter sehen das durchweg positiv.
(dbo) Vor dem flächendeckenden Impfstart durch die Betriebsärzte Anfang Juni stehen viele Saar-Betriebe bereits in den Startlöchern: „Die saarländischen Unternehmen sind bereit, viele haben die notwendige Infrastruktur aufgebaut“, sagte Martin Schlechter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU), am Montag der SZ. Eine Befragung der VSU unter größeren Unternehmen im Land habe ergeben, dass sich diese fast ausnahmslos an der Impfkampagne beteiligen wollten. Die VSU habe sich schon länger für eine Beteiligung der Betriebe stark gemacht, sagte Schlechter. Mit einer ausreichenden Verfügbarkeit an Impfstoffen liege der Engpass nicht mehr bei der Impfstoffbeschaffung, sondern bei der Verimpfung. Die Unternehmen würden lieber heute als morgen beginnen – eventuell auch im Rahmen eines Modellprojektes.
Auch der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) des Saarlandes, Frank Thomé, begrüßte die Entscheidung, nach den Hausärzten auch die Betriebsärzte in die Impfkampagne einzubinden: „Die Bereitschaft der Saarwirtschaft ist hoch, über das betriebliche
Impfen eine besondere Verantwortung bei der Bekämpfung der Pandemie zu übernehmen.“Über eine Einbindung der Betriebe könne es sogar gelingen, eher impfskeptische Bevölkerungsschichten zu erreichen.
„Besonders dort, wo es betriebsärztliche Dienste gibt, ist die Impfbereitschaft unter der Belegschaft hoch“, sagte auch der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Eugen Roth. Wichtig sei daher, dass die Betriebe mit ausreichend Impfstoff versorgt würden.
Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, Thomas Otto, sieht die Entscheidung als Chance, Arbeitnehmern schneller die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz zu ermöglichen: „Betriebsärzte leisten mit ihrem Impfangebot einen wichtigen Beitrag sowohl zum betrieblichen als auch gesellschaftlichen Gesundheitsschutz.“
„Die Unternehmen würden lieber heute als
morgen beginnen.“
Martin Schlechter
VSU- Hauptgeschäftsführer
(dpa) Spätestens ab der zweiten Juniwoche soll es mit den Impfungen durch die Betriebsärzte losgehen. Ob Volkswagen, Deutsche Bahn oder Opel: Viele große Unternehmen stehen mit eigenen Impfstraßen schon in den Startlöchern für einen flächendeckenden Impfstart durch die Betriebsärzte. Mitarbeiter kleinerer Firmen werden nach Einschätzung des Verbands Deutscher Betriebsund Werksärzte (VDBW) künftig wohl in den Praxen der Betriebsärzte die Gelegenheit zur Impfung bekommen.
Dass der Arzt von Betrieb zu Betrieb zieht, sei anders als bei einer Grippeimpfung wohl nicht möglich, sagte VDBW-Vizepräsidentin Anette Wahl-Wachendorf am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Man gehe davon aus, dass den Ärzten vorrangig der Stoff von Biontech zur Verfügung stehen werde, weil davon aktuell sehr viel produziert werde. „Der Impfstoff ist labil, da kann man nicht mit der Kühltasche über Land ziehen.“
Laut Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger arbeiten viele kleinere Unternehmen schon an weiteren Lösungen, mit denen sie sich an der Impfkampagne beteiligen können. „Diese reichen von regionalen Zusammenschlüssen und Kooperationen bis hin zu Gesprächen mit den regionalen Verbänden“, sagte Dulger. In einzelnen Ländern, etwa in Bayern, hätten sich schon Impfallianzen
der Unternehmen gebildet.
Der VDBW blickt sehr positiv auf den Impfstart durch die Betriebsärzte, warnt aber auch vor kleineren Enttäuschungen. Es werde nicht jeder am 7. Juni drankommen, sagte Wahl-Wachendorf. „Wir haben ja viele Betriebsärzte in Deutschland, und da können sicher keine Zusagen gemacht werden.“Vor allem die Verfügbarkeit von den Impfstoffen sei noch nicht ganz klar.
Spätestens ab der Woche vom 7. Juni soll es dann so weit sein: Laut Bundesgesundheitsministerium sind mindestens 500 000 Impfdosen pro Woche vorgesehen. „Sollte der Impfstoff schneller geliefert werden, dann können die Betriebe auch schon vor dem 7. Juni loslegen“, sagte Arbeitgeberpräsident
Dulger. „Wir sollten in zwei Wochen noch einmal den Zeitplan und die Liefermengen überprüfen.“
Die Industrie würde sich einen früheren Impfstart wünschen: „In vielen Unternehmen stehen die Impfstraßen für den Einsatz bereit. Statt das Impfpotenzial der Betriebsärzte jetzt flächendeckend zu nutzen, verspielen Bund und Länder einen weiteren Monat“, sagte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Die über 12 000 Betriebsärzte könnten Hausärzte und Impfzentren bereits im Mai stark dabei entlasten, den über 31 Millionen Beschäftigten einen Zugang zu Corona-Impfungen zu ermöglichen.
Noch sind die Impfungen in
Unternehmen allerdings auf Pilotvorhaben wie bei BASF oder Volkswagen beschränkt – etwa für Menschen aus der zweiten Priorisierungsgruppe. Für eine flächendeckende Impfung durch die Betriebsund Werksärzte warten viele nur noch auf das Signal: „Wir sind startklar“, sagte VW-Kernmarken-Chef Ralf Brandstätter am vergangenen Sonntag. Die Impfung der Belegschaft gegen das Coronavirus solle sofort beginnen, wenn die nötigen Impfstoff-Lieferungen vorliegen. Laut aktueller Planung reichten die Kapazitäten, um bis zu 15 000 Beschäftigte pro Woche einschließlich Familienangehöriger zu impfen.
Auch der Autobauer Opel hat seine Vorbereitungen abgeschlossen und könnte an seinen Standorten Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern täglich 500 und mehr Menschen impfen, wie ein Sprecher am Montag sagte. Nach der Belegschaft sollen in einem zweiten Schritt deren Angehörige geimpft werden. Ob auf dem Werksgelände auch Zulieferer oder Lieferanten geimpft werden können, werde zur Zeit geprüft.
Andere Unternehmen machen sich ebenfalls bereit. So plant die Deutsche Bahn bundesweit mindestens zehn Impfzentren. Beim Versicherer Allianz sind nach Unternehmensangaben 27 Impfstraßen an 15 Standorten vorbereitet. Beim Autozulieferer Continental könnten sich bald täglich mehr als 1000 Mitarbeiter impfen lassen.