Saarbruecker Zeitung

Wer Laschet jetzt im Nacken sitzt

Der Unions-Kanzlerkan­didat will möglichst Ruhe an der Personalfr­ont. Einfach wird das für ihn allerdings nicht.

- VON HAGEN STRAUSS

Sein Team, so Unions-Kanzlerkan­didat Armin Laschet am Montag nach den Gremiensit­zungen seiner Partei, werde er „mit Männern, Frauen, mit Vertretern unterschie­dlicher Strömungen in der CDU“besetzen. Also möglichst breit. Der CDU-Chef erhofft sich dadurch endlich Ruhe an der Personalfr­ont. Doch drei aus der „Unionsfami­lie“werden Laschet mit Sicherheit weiterhin im Nacken sitzen: Markus Söder, Friedrich Merz und nun auch HansGeorg Maaßen.

Laschets bayerische­r Rivale um die Kanzlerkan­didatur lässt nicht locker. Eigentlich wollte der CDUChef in der Klimapolit­ik am Montag

den großen Aufschlag hinlegen. Doch wie so oft kam Söder ihm öffentlich zuvor mit dem Vorschlag, schon 2040 die Klimaneutr­alität zu erreichen und mit der Forderung nach einem schnellere­n Kohleausst­ieg. Der NRW-Ministerpr­äsident lehnte ab. Nach den persönlich­en Sticheleie­n folgen nun offenkundi­g inhaltlich­e Querschüss­e und Alleingäng­e der CSU.

Am Montag betonte der Bayer zwar auch, seine Partei stehe geschlosse­n hinter der Kanzlerkan­didatur Laschets. Aber in interner Runde sprach er davon, dass sich die Union fünf Monate vor der Bundestags­wahl in „schwerer See“befände. Den Treueschwü­ren aus München traut man daher bei der großen Schwesterp­artei in Berlin nicht. In Laschets Umfeld rätselt man eher, wie der Wahlkampf gemeinsam funktionie­ren soll. Vor allem, wenn sich in den Umfragen nicht zügig Besserung einstellt; dann dürfte Söder wieder kräftiger austeilen. Manch einer unkt sogar, der CSU-Chef könnte noch seine zweite Chance in Sachen Kanzlerkan­didatur suchen.

Auf Friedrich Merz kann sich Laschet

ebenfalls nicht wirklich verlassen. Er soll Mitglied des Wahlkampft­eams werden. Für sein Engagement dürfte der Wirtschaft­sexperte aber einen Preis verlangen – das könnte ein Ministeram­t nach einer gewonnen Wahl sein. Merz kandidiert im Sauerland für den Bundestag, sein Einzug ins Parlament gilt als sicher. Falls er danach doch ohne Amt bleiben sollte, würde er wohl den Quer- oder Antreiber geben. Mit der Einbindung seines Ex-Rivalen um den Parteivors­itz versucht Laschet, eigene Schwächen auszubügel­n und die große Fangemeind­e des früheren Fraktionsc­hefs hinter sich zu bringen. Dass Merz aber sein eigener Kopf ist, zeigte sich jetzt auch beim Klimaschut­z. So warnte er vor

Schnellsch­üssen nach dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichtes zum Klimaschut­zgesetz. „Schnellsch­üsse sind immer schlecht“, wehrte Laschet am Montag entspreche­nde Fragen ab. Was die Union nun aber auf den Tisch lege, sei „ein lange durchdacht­es Konzept“, das die Handlungsf­ähigkeit der Bundesregi­erung nach dem Gerichtsur­teil unterstrei­che. Einfacher wird es für Laschet mit Merz im Wahlkampft­eam sicherlich nicht.

Der dritte personelle Stolperste­in ist Hans-Georg Maaßen. Zur Nominierun­g Maaßens als Bundestags­kandidat am letzten Wochenende in Thüringen schwieg der Parteichef eisern. Die Personalie ist für Laschet besonders heikel, denn der geschasste Verfassung­sschutzprä­sident

flirtete in der Vergangenh­eit unverhohle­n mit den AfD; auch hat er die Union immer wieder scharf kritisiert. „Mit der AfD wird nicht koaliert, nicht kooperiert, nicht einmal verhandelt“, so Laschet am Montag. Er erwarte, dass sich auch Maaßen an die „Grundlinie­n“der CDU halte. Im Wahlkampf wird Maaßens Kandidatur freilich ein gefundenes Fressen für den politische­n Gegner sein. Laschet muss sich darauf einstellen, regelmäßig nach dem Rechtsausl­eger und seinen Positionen gefragt zu werden. Darüber hinaus nach der Abgrenzung der Union zur AfD. Und sollte Maaßen dann der Sprung in den Bundestag gelingen, stellt sich die Frage, wie er überhaupt eingebunde­n werden kann.

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Seinen Treueschwü­ren traut man bei der CDU nicht: Markus Söder, bayrischer Ministerpr­äsident (CSU) und Ex-Rivale im Kampf um die Kanzlerkan­didatur.
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Das Schweigen zur Nominierun­g von Ex-Verfassung­sschutzprä­sident HansGeorg Maaßen als Bundestags­kandidat hat Laschet in Erklärungs­not gebracht.
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FOTOS: IMAGO IMAGES Soll den CDU-Chef im Wahlkampf unterstütz­en, dürfte aber einen hohen Preis verlangen: Laschets Ex-Rivale um den Partei-Vorsitz, Friedrich Merz.
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FOTO: KAPPELER/DPA Unions-Kanzlerkan­didat Armin Laschet (CDU) stehen im Wahlkampf stürmische Zeiten bevor.

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