Das Grauen dieser Welt bestrafen
Ein Arte-Themenabend zeigt, wie nach Kriegen Gerechtigkeit geschaffen werden sollte.
SAARBRÜCKEN (ry) Jahrtausendelang wurden Kriege nach einem einzigen Gesetz geführt – dem Gesetz des Stärkeren. Schwache, Kinder, Frauen, Alte, die Zivilbevölkerung wurden beraubt, vergewaltigt, ermordet. Es kümmerte niemanden – außer die Betroffenen. In den Jahren nach 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, änderte sich das mit den Kriegsverbrecher-Gerichtshöfen von Nürnberg, Tokio und Rastatt. Verantwortliche Politiker, kommandierende Generäle, Folterer und Vergewaltiger wurden angeklagt, verurteilt und bestraft, kamen ins Gefängnis oder wurden exekutiert. Dieses einzigartige Instrument eines Gerichtes, das Menschenrechts- und Kriegsverbrechen ahndet, blieb dann Jahrzehntelang ungenutzt. Erst Ende der 1990er-Jahre trat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag zusammen, um über die Kriegsverbrechen im Rahmen der Jugoslawienkriege, vor allem in Bosnien und im Kosovo, zu urteilen. Zu diesem Thema zeigt Arte heute zwei Dokumentarfilme und eine zweiteilige Dokumentation.
Um 20.15 Uhr läuft zunächst „Die Rastatter Prozesse – Kriegsverbrecher vor Gericht“. Die Rastatter Prozesse gehören zu den größten alliierten Kriegsverbrecherprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Tribunal Général im Rastatter Schloss fanden Prozesse gegen das Personal der NS-Lager auf dem Gebiet der französischen Besatzungszone statt. Der Dokumentarfilm widmet sich diesem Kapitel der frühen Nachkriegszeit anhand historischer Figuren und Schicksale.
Der Zweiteiler „Krieg vor Gericht – Die Jugoslawien-Prozesse“dreht sich ab 21.45 Uhr um die Verhandlung über das Grauen des Balkankrieges, belagerte Städte, vertriebene Familien und gefangengehaltene Zivilisten in Konzentrationslagern.
Als der Krieg im Herzen Europas tobte, reagierten die Vereinten Nationen mit der Schaffung eines Internationalen Strafgerichtshofs, um die Kriegsverbrechen zu ahnden. Obwohl der Strafgerichtshof in Den Haag zu Beginn nur geringe Erfolgsaussichten hatte, wurden die Verantwortlichen anklagt und die Richter versuchten, Recht zu sprechen.
Schließlich sind ab 23.35 Uhr „Kinderbilder aus Sarajevo“zu sehen. Sie haben kein Familienalbum,
keine Kindheitsfotos. Zur Zeit des Krieges verbrachte eine ganze Generation ihre Kindheit im besetzten Sarajevo. Die einzigen Fotos die es von ihnen gibt, haben Kriegsfotografen gemacht. Der spanische Reporter Gervasio Sánchez kehrte im Winter 2019/20 nach Sarajevo zurück und traf dort heute Erwachsene, die er damals als Kinder fotografierte.
Themenabend: Kriegsverbrechen vor Gericht, ab 20.15 Uhr, Arte