Beste Aussichten von der Siersburg
Die Ruinen der Burg Siersberg laden zu einem Besuch in die Gemeinde Rehlingen-Siersburg ein. Bei der Wandertour über den Panoramaweg zum Bergplateau gibt es viel zu sehen – manchmal auch kämpfende Vögel.
Sie thront weithin sichtbar auf dem rund 300 Meter hohen Siersberg. Sie ist eine überragende Landmarke im Saartal und zählte mit einer Fläche von knapp 10 000 Quadratmetern zu den größten Burganlagen der Region: die Siersburg (auch Burg Siersberg) in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, genauer gesagt – die Ruinen der einst mächtigen mittelalterlichen Anlage aus rotem Sandstein.
Wir erklimmen über den Panoramaweg von Siersburg aus den Berg. Steuern auf den knapp 14 Meter hohen Bergfried zu, wandern an wuchtigen Mauern vorbei bergauf zum heutigen Eingang und erreichen schließlich das Plateau. Dessen Größe mit etwa 130 mal 80 Metern und der Blick von hier oben machen schlagartig den einstigen Umfang und die Bedeutung der Burg Siersberg klar. Sie liegt strategisch günstig über der Saar und der Nied, von hier aus ließen sich die Schifffahrt auf der Saar und wichtige Fernhandelsrouten überwachen: die Flandernstraße von Italien über Straßburg nach Flandern, die hier die Nied überquerte, und die Königstraße von Metz über Tholey nach Mainz, die bei Rehligen die Saar überquerte.
Und heute geht es ja noch ein Stück höher hinaus. Uta Wiltz, seit zehn Jahren bei der Gemeinde als Burgwartin tätig, zückt den Schlüssel für die Tür zum Turm, schließt auf. Im Innern des Bergfriedes, dem gut erhaltenen und markantesten Teil der Ruinen, führt eine Beton-Wendeltreppe nach oben. „Jetzt steigen wir 83 Stufen nach oben“, kündigt Uta Wiltz an, die mit ihrem Mann den St. Nikolaushof (Landwirtschaft und Schnapsbrennerei) ganz in der Nähe betreibt. Über zwei Zwischenebenen erreichen wir eine Glaskuppel, die hinaus auf die Aussichtsplattform führt. Die Rundum-Aussichten von hier oben sind im wörtlichen Sinne überragend. Sie reichen weit ins Saarland hinein, zum Litermont, zum Saarpolygon auf der Halde in Ensdorf und zum Schaumberg. Auf der Mauerabdeckung sind kleine Schilder befestigt, die die Entfernungen angeben: Nach Saarbrücken sind es 28 Kilometer, nach Trier 43, nach Luxemburg 45 und nach Straßburg 115.
„Über die tatsächliche Größe der Burg ist nichts bekannt, es gibt keine Schriften und keine Abbildungen“erklärt Uta Wiltz. Bekannt sei lediglich eine Skizze des Grundrisses, die den inneren Aufbau der Burg zeigt. Die heutige Außenmauer sei früher eine Innenmauer gewesen. „Die Burganlage war deutlich größer“, berichtet Uta Wiltz. Die mit Schießschächten ausgestatteten Umfassungsmauern der Anlage sollen rund sechs Meter hoch und 1,5 Meter breit gewesen sein. Der Hauptzugang zur Burg erfolgte von Nordosten her über eine Zugbrücke mit Hindernisschranken und durch eine Torbaustation in den herzoglichen Teil der Burg. Der war vom Rest der Burg durch ein Mauerund Grabensystem getrennt. Hier befanden sich der heute noch erhaltene Turm, die Burgkapelle, die Amtsgebäude, die Wohnung der Amtleute im herzoglichen Haus und die Wirtschaftsgebäude.
Die Ruine in ihrer heutigen Gestalt ist das Ergebnis von Ausgrabungsund Rekonstruktionsarbeiten. Weite Teile des heute sichtbaren Mauerwerks gehen auf Ergänzungen und Sicherungsarbeiten der 1960er und 70er Jahre zurück. Seit 2001/02 werden weitere Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Die Siersburg war Gerichts- und Verwaltungssitz. Ihre exponierte Lage machte sie begehrt. Bis zur Zerstörung in der Französischen Revolution (1789-1799) erlebte sie eine wechselvolle Geschichte, die
Kurfürsten von Trier und die Lothringischen Herzöge stritten sich um die mächtige Anlage über der Saar und der Nied. Kriege entbrannten, die Höhenburg wechselte mehrmals den Besitzer. Die Anlage, deren Reste heute vorhanden sind, war im 11. Jahrhundert erbaut worden, vermutlich von dem Saargaugrafen Sigebert. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1175. Der Siersberg selbst soll schon früher besiedelt worden sein, römische Funde weisen bis in die Antike.
Heute ist die beeindruckende Ruine der Burg Siersberg Ziel von diversen Ausflüglern. Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer schauen sich den Turm und die Mauern an. Auf dem weitläufigen Plateau grasen manchmal auch die Schafe der Burgschäferin Nina Utesch aus Rehlingen-Siersburg. Als wir den Turm verlassen, treffen wir auf die Burgschafe und ihre Hüterin. „Die mögen das frische Grün hier oben“, erklärt Nina Utesch. Und während die Tiere den Rasen auf dem Plateau „mähen“, plaudern sie angeregt, die Burgschäferin und die Burgwartin, die sich seit etlichen Jahren kennen.
Auch heute noch wird auf der Burg gekämpft. Bei einem unserer Besuche werden wir Zeugen davon. Zwei Turmfalken kreisen um den Bergfried, landen schließlich an einer
Lücke im Mauerwerk. Die Höhle dahinter haben die Turmfalken wohl als Brutplatz ausfindig gemacht. Doch daraus wird nichts. Plötzlich fliegen Federn, und die Turmfalken nehmen Reißaus. Denn der begehrte Platz in luftiger Höhe ist schon belegt – von einem Waldkauz.