Meisterin des sauberen Wassers
Als Chefin der Kläranlage Völklingen zieht Astrid Garito mit ihrem Team bis zu 98 Prozent Schmutz aus dem Abwasser.
Nach der Realschule machte Astrid Garito beim Entsorgungsverband Saar (EVS) eine Ausbildung zur Fernentsorgerin der Fachrichtung Abwasser. Heute nennt sich der Beruf Fachkraft für Abwassertechnik. „Es war sehr vielseitig und nie langweilig“, erinnert sich Garito. Handwerkliche Fertigkeiten sowie biologisches und chemisches Wissen wurden vermittelt. Nach der Ausbildung blieb sie beim EVS, 1994 startete ihre Laufbahn in der damals nagelneuen Kläranlage in Völklingen. Später arbeitete sie in den Kläranlagen von Rehlingen und Saarlouis.
Berufsbegleitend besuchte Astrid Garito die Meisterschule in Ludwigshafen. Im November 2019 kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück und wurde Leiterin der Völklinger Kläranlage. Als Abwassermeisterin ist sie dort Chefin von zehn Männern. Zu ihrem Team gehören Schlosser, Elektriker und ein Fernentsorger.
In der Leitwarte laufen alle Fäden zusammen. Ein großes Wand-Schaltbild zeigt die Fließwege des Abwassers, der Computer liefert viele Messdaten. Ein Blick auf die wichtigsten Informationen wie Ablaufmenge, Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt zeigt der 47-Jährigen, dass die Systeme störungsfrei laufen. „Bis zu 40 000 Kubikmeter Wasser können am Tag gereinigt und in die Saar geleitet werden“, erläutert die Expertin. Auch wenn es danach kein Trinkwasser ist – 95 bis 98 Prozent der Schmutz- und Schadstoffe sind entfernt. Von der dreckigen Brühe, die einige Meter tiefer einfließt, hört und sieht man in der Leitwarte nichts. Und vor allem: Man riecht sie nicht. Bei der biologischen Klärung wird die Selbstreinigungskraft der Natur genutzt. Im Abwasser vorhandene Kleinstlebewesen spalten organische Schmutzstoffe auf und verwerten sie als Nährstoffe. Während des Abbaus können sich die fleißigen Fress-Helfer munter vermehren. Durch die ständige Umwälzung des Beckeninhalts werden sie in Bewegung und damit bei der Arbeit gehalten. Und der zugeführte Sauerstoff sorgt dafür, dass ihnen die Puste nicht ausgeht. Damit der reinigende Stoffwechsel in Gang bleibt, müssen die nützlichen Bakterien jetzt nur noch mit frischer Nahrung in Form von neuem Abwasser versorgt werden.
An Grobstoffen würden sich die Mikroorganismen die Zähne ausbeißen. Zigarettenkippen, Holzteile und größere Speisereste werden deshalb schon vorher von Rechen und Sieben aus dem Verkehr gezogen. Und was sollte man auf keinen Fall die Toilette runterspülen? „Feuchttücher, Feuchttücher, Feuchttücher“, sagt Astrid Garito. Im Gegensatz zum normalen Toilettenpapier lösen sie sich nicht auf. Die Tücher blockieren die Pumpen.
Deren leises Brummen ist zwar überall zu hören – von der aufwändigen Technik selbst ist aber wenig zu sehen. Große Teile der Infrastruktur befinden sich unter der Erde. Im Keller des Betriebsgebäudes gibt es ein weit verzweigtes Röhrenund Leitungsnetz. Hier stehen auch zwei Blockheizkraftwerke. Sie decken 20 Prozent des Energiebedarfs der Anlage und werden mit aus Klärschlamm gewonnenem Faulgas betrieben.
Astrid Garito lebt mit ihrer Familie in Siersburg. Seit der Kindheit reitet sie gerne. Zurzeit sitzt sie aber öfter im Fahrradsattel als auf dem Pferderücken. Mit ihrem neunjährigen Sohn Elias, einem begeisterten Mountainbiker, fährt sie über Stock und Stein.
„Feuchttücher, Feuchttücher,
Feuchttücher.“
Astrid Garito
Abwassermeisterin beim EVS darüber, was man niemals die Toilette
runterspülen sollte