Skandalöse Machenschaften
Das Werk „Goldjungs“arbeitet die Pleite der Herstatt-Bank in den 70ern satirisch auf.
SAARBRÜCKEN (ry) Vor rund zwei Wochen beleuchtete RTL mit „Der große Fake – Die Wirecard-Story“einen der größten Finanzskandale der deutschen Geschichte in einer Mischung aus Dokumentation und Thriller. Thematisch ähnlich geht es heute im Ersten zu, auch dort stehen skrupellose Machenschaften, Geldgier und Betrug im Zentrum, allerdings greift das „Goldjungs“getaufte Werk ein Ereignis auf, das deutlich weiter zurückliegt und tonal ganz anders aufgearbeitet wird: auf satirische Art und Weise. Es handelt von der größten Bankenpleite der deutschen Nachkriegsgeschichte, die sich im Juni 1974 bei der Herstatt-Bank ereignete. Der Film von Regisseur Christoph Schnee nach einem Drehbuch von Eva und Volker Zahn beginnt in Köln in den 70er-Jahren, als dort noch alles in Ordnung war. Für Iwan Herstatt (Waldemar Kobus) und seine Bank könnte es allem Anschein nach kaum besser laufen. Vor allem eine Gruppe junger Devisenhändler sorgt für glänzende Bilanzen. Dass sie „Goldjungs“genannt werden, kommt nicht von ungefähr.
Als die aus einfachen Verhältnissen stammende Marie Breuer (Michelle Barthel) dank der Fürsprache von Irene Gerling (Leslie Malton) – Gattin von Herstatts finanzstarkem Jugendfreund Hans Gerling (Martin Brambach) – in der Bank eine Stelle als Sekretärin bekommt, betritt sie eine für sie neue Welt. Am Anfang hegt Marie noch Hoffnungen, ihr Chef Ferdinand von Broustin (Ulrich Friedrich Brandhoff ) könnte ein ernsthaftes romantisches Interesse an ihr haben. Das stellt sich zwar als Irrtum heraus, doch lange Trübsal bläst sie nicht. Sie erliegt den Versuchungen der Goldjungs – und dem Charme ihres glamourösen Anführers Mick Sommer ( Tim Oliver Schultz) ganz besonders.
Der Einzige, der dem Treiben der Goldjungs nicht tatenlos zusehen will, ist Buchhalter Uwe Lennartz (Jan Krauter). Fassungslos beobachtet er, wie die Spekulationen der Devisenhändler immer gewagter werden und einfache Angestellte der Bank immer größere Summen einsetzen. Seine Warnungen will jedoch niemand hören, auch Bankdirektor Herstatt nicht. Schließlich beteiligt sich sogar Marie an den Spekulationen und nimmt dafür nicht nur ihr eigenes Geld, sondern auch die gesamten Ersparnisse ihrer Mutter. Als sich der Kurs des US-Dollars wegen der Ölkrise nicht so entwickelt wie von den Goldjungs erwartet, erhofft und gewettet, hat das dramatische Konsequenzen.
Im Anschluss greift Moderatorin Pinar Atalay im Magazin „Plusminus“das Thema auf und zeigt, wie es um Deutschlands Banken aktuell bestellt ist.
Goldjungs, 20.15 Uhr, ARD