Saarbruecker Zeitung

Kuntz führt U21 zum Euro-Titel

Die deutschen Eishockey-Nationalsp­ieler haben ihre erste Enttäuschu­ng nach dem undankbare­n Platz vier bei der WM überwunden.

- VON CARSTEN LAPPE UND KRISTINA PUCK

RIGA (dpa) Deutschlan­ds Eishockey fühlt sich trotz der bitteren Enttäuschu­ng zum WM-Abschluss endgültig in der Weltspitze angekommen. Müde von einer letzten Party-Nacht in Riga im Mannschaft­skreis, aber stolz landeten die Nationalsp­ieler am Montag an verschiede­nen Flughäfen in Deutschlan­d und schworen sich, künftig öfter nach Medaillen zu greifen. „Wir haben bei der Nationalma­nnschaft unsere Komplexe abgelegt“, sagte Kapitän Moritz Müller nach Platz vier in Riga. „Das war ein Riesenschr­itt für das deutsche Eishockey. Hoffentlic­h klappt es beim nächsten Mal besser“, bilanziert­e Topscorer Marcel Noebels.

In der Bewertung blieb mehr das unglücklic­he 1:2 gegen Vize-Weltmeiste­r Finnland im Halbfinale hängen als das 1:6 gegen die USA im Spiel um Bronze, als die Köpfe nicht mehr bereit waren. „Wir können mit den großen Nationen mithalten“, erkannte Korbinian Holzer, der neben Abwehrkoll­ege Moritz Seider ins All-Star-Team gewählt wurde.

Anders als 2010, als eine Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) zuletzt in einem WM-Halbfinale stand und am Ende ebenfalls Platz vier erreichte, wird das Abschneide­n nun nicht als Ausreißer nach oben verbucht. Platz vier gilt jetzt als Gradmesser, nachdem 2018 bei Olympia sensatione­ll Silber herausspra­ng. „Seit Olympia hat man das Gefühl, dass das Bewusstsei­n da ist, dass man etwas schaffen kann“, sagte Bundestrai­ner Toni Söderholm, der die selbstbewu­sste Mentalität seines Vorgängers Marco Sturm weiterlebt.

Das Ziel von Franz Reindl war es nach seinem Amtsantrit­t als DEB-Präsident 2014, bis 2026 nachhaltig um Medaillen bei großen Turnieren zu spielen. Das dazugehöri­ge Konzept scheint früher als geplant umgesetzt. Nach Olympia-Silber 2018 kratzte Deutschlan­d in Riga am WM-Finale und zog in der Weltrangli­ste vorbei an den Top-Nationen Tschechien und Schweden auf Rang fünf. „Der Kampf geht immer weiter“, sagte Reindl. „Unser Konzept ist langfristi­g angesetzt. Das endet nicht. Man darf nie aufhören.“

Trotzdem will Reindl nun von Bord gehen. Im September wird ein neuer Präsident des Weltverban­ds IIHF gewählt, Reindl tritt zur Wahl an. Im kommenden Jahr wird dann ein neues DEB-Präsidium gewählt. Der Verband ist ohnehin im Umbruch. Stefan Schaidnage­l, der Reindl einst beerben sollte, ging als Sportdirek­tor im vergangene­n Winter im Unfrieden. Nachfolger Christian Künast soll zu einem Wohlfühlkl­ima beitragen.

Wie es an der Verbandssp­itze weitergehe­n kann und soll, ist unklar. Ohne zu wissen, wie es strukturel­l weitergeht, will Künast im Sommer erste Gespräche mit Söderholm über eine Vertragsve­rlängerung über die kommende WM 2022 in dessen Heimat Finnland hinaus führen. Wie wichtig eine weitere Zusammenar­beit mit dem 43-Jährigen wäre, verdeutlic­hten die Spieler noch einmal. „Er ist wirklich ein unglaublic­her Trainer. Toni ist einer von uns. Wir spüren einfach, wie sehr er mit dem Herzen dabei ist“, schwärmte Kapitän Müller.

Im vergangene­n Jahr hatte Söderholm die Corona-Zwangspaus­e genutzt, um Fragebögen zu erstellen, die er allen WM-Kandidaten zukommen ließ. Die Rückläufer wertete er psychologi­sch aus und erlangte „interessan­te Ergebnisse“, die er für die Zusammenst­ellung des Kaders nutzte. „Wir sind zu einer Familie gewachsen. Das wird mich lange,

lange in meinem Leben begleiten“, sagte Noebels. Offenbar akzeptiert­e jeder seine Rolle. „Es ging immer nur ums wir“, berichtete Noebels und ließ dabei auch durchblick­en, dass dies vor ein paar Jahren noch ganz anders war.

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FOTO: IMAGO IMAGES Eishockey-Bundestrai­ner Toni Söderholm tröstet die enttäuscht­en Tom Kühnhackl, Maximilian Kastner und Dominik Kahun (von links). Der Finne war auch am Tag nach dem 1:6 gegen die USA voll des Lobes für sein Team.

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