Saar-Studie belegt hohe Wirkung von Impfstoffmix
Homburger Forscher der Saar-Universität untersuchten bei 250 Mitarbeitern der Uni-Klinik die Resultate von Covid-19-Impfstoffen. Das sind die Ergebnisse der Studie.
HOMBURG (byl) Eine Kombinationsimpfung mit Wirkstoffen der Hersteller Astrazeneca und Biontech hat sich in einer Studie der Saar-Uni als überlegener Schutz vor dem Corona-Virus erwiesen. Die Forscher hatten die Wirkung der Kombi-Impfung mit den üblichen Impfschemata dieser beiden Wirkstoffe verglichen. Damit spreche einiges für eine gemischte Impfung, erklärt die Homburger Infektionsimmunologin Professor Martina Sester.
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HOMBURG Bis zum Jahr 2020 hatten die meisten Menschen in Deutschland von der „Stiko“noch nie gehört. Dann kam Corona – und die „Ständige Impfkommission“am Berliner Robert-Koch-Institut, der höchsten Fachbehörde für Gesundheitsfragen in Deutschland, wurde plötzlich für jedermann zu einem Begriff. Sie gibt Empfehlungen zu vielen Fragen rund ums Impfen – Empfehlungen, die allerdings mehr sind als nur Ratschläge. Sie legen medizinische Standards fest. Eine solche Empfehlung traf im April den Covid-19-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca. Nach einzelnen Fällen gefährlicher Hirnvenenthrombosen bei jungen Menschen empfahl die „Stiko“im April die Astrazeneca-Doppelimpfung nur noch für Personen, die älter als 60 Jahre sind. Wer bereits eine erste Dosis dieses sogenannten Vektorimpfstoffs erhalten hatte, der solle bei der Zweitimpfung stattdessen einen Wirkstoff aus der Gruppe der sogenannten mRNA-Vakzine erhalten, lautete die Empfehlung.
Nach Angaben des Ärzteblatts sind in ganz Deutschland von dieser Entscheidung 2,2 Millionen Menschen betroffen. Viele von ihnen beschlichen Sorgen, wie es um den Schutz einer im Wissenschaftsdeutsch „heterolog“genannten Mischimpfung bestellt sein könne. Sie können beruhigt die Sommerferien genießen. Die Impfung wirkt bestens, zeigt eine noch nicht veröffentlichte Studie der Saar-Universität. Laut der Homburger Analyse verstärkt eine Kombi-Impfung mit den Vakzinen von Astrazeneca und Biontech/Pfizer die Abwehrkräfte des Immunsystems gegen das Corona-Virus sogar in außergewöhnlicher Weise, berichtet die Infektionsimmunologin Professor Martina Sester im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Die Untersuchung sei zwar noch nicht vollständig ausgewertet, die vorliegenden Zwischenergebnisse seien aber bereits jetzt „klinisch sehr relevant“, erklärt die Homburger Wissenschaftlerin. In der Untersuchung hätten alle Impfstoffe ihre Wirksamkeit bewiesen, die Kombination von Astrazeneca und Biontech/Pfizer verstärke die Immunantwort aber offenbar gleich mehrfach. In der vergangenen Woche hatten auch Wissenschaftler des
Berliner Universitätskrankenhauses Charité auf die gute Wirkung der Kombination hingewiesen.
Die Forscher vom Lehrstuhl für Transplantations- und Infektionsimmunologie der Saar-Universität hatten in den vergangenen Wochen Blutwerte von 250 vollständig geimpften Mitarbeitern des Homburger Universitätskrankenhauses analysiert, erläutert Martina Sester. Sie untersuchten drei Gruppen von Versuchspersonen. Rund 100 Mitarbeiter der Uni-Klinik hatten eine gemischte Impfung – erst Astrazeneca, dann Biontech/Pfizer – erhalten, die verbleibenden 150 je zur Hälfte jeweils eine Doppeldosis eines der beiden Impfstoffe. Es habe auch Testpersonen gegeben, die mit anderen Substanzen geimpft waren, doch sei ihre Zahl zu gering gewesen, um in die Auswertung aufgenommen werden zu können.
Im Homburger Labor wurden die Blutwerte der Corona-Antikörper und die Konzentration von zwei Typen der T-Zellen des Immunsystems gemessen. Die sogenannten T-Helferzellen lösen bei Kontakt mit Krankheitserregern allgemeine Abwehrreaktionen aus. Die sogenannten Killerzellen spielen bei einer Corona-Infektion eine Schlüsselrolle, weil sie darauf spezialisiert sind, infizierte Zellen zu zerstören, erklärt Martina Sester. „Sie können aus diesem Grund vor einem schweren Verlauf der Infektion schützen.“Den Antikörpern fällt im Immunsystem eine zentrale Rolle in der Vorneverteidigung zu. Diese Biomoleküle sollen verhindern, dass ein Virus überhaupt bis in eine Körperzelle gelangen kann, indem sie den Kontaktmechanismus blockieren, den der Erreger zum Andocken an die Zelle nutzt.
Beim Vergleich der Blutwerte der Testpersonen, so Martina Sester, habe sich herausgestellt, dass die Doppelimpfung Biontech/Biontech ebenso wie die Kombination Astrazeneca/Biontech die Konzentration der Antikörper aufs Zehnfache einer Zweifachimpfung mit dem Wirkstoff von Astrazeneca treiben könne. Bei den T-Helferzellen habe sich ein ähnliches Bild ergeben. Und bei den T-Killerzellen sei die Kombination aus Astrazeneca und Biontech sogar der Gesamtsieger vor beiden anderen Impfvarianten.
Die Homburger Arbeitsgruppe vom Lehrstuhl für Transplantations- und Infektionsimmunologie hat noch rund 120 weitere Testpersonen auf ihrer zwischenzeitlich geschlossenen Liste. Mit deren Daten sollen präzisere Analysen nach Altersgruppen möglich werden. Wichtig sei jedoch bereits jetzt festzuhalten, so Martina Sester, dass schon die Werte der Zwischenauswertung ein glasklares Signal geben. „Aus immunologischer Sicht spricht einiges für eine gemischte Impfung“, erklärt Martina Sester.